Mehrere junge Menschen diskutieren, sie machen gemeinsam ein duales Studium

Duales Studium statt Vollzeitstudium: Das sind die Vor- und Nachteile

Bevor deine Schulzeit zu Ende geht, musst du dich rechtzeitig mit der Frage beschäftigen: Möchte ich studieren oder eine Ausbildung machen? Eine Entscheidung, die nicht leichtfertig gefällt werden sollte. Sowohl eine Berufsausbildung als auch ein Studium haben Vor- und Nachteile. Immer mehr Schulabgänger entscheiden sich deshalb für ein duales Studium.

Was ist ein duales Studium?

Entscheidest du dich dafür, dual zu studieren, legst du einen wichtigen Grundstein für deine spätere Karriere: Du strebst nämlich gleichzeitig eine anerkannte Ausbildung und den darauf abgestimmten Studienabschluss an. Um beides erfolgreich abschließen zu können, bedarf es viel Ehrgeiz und Einsatz.

Während des dualen Studiums verbindest du Praxis und Theorie. Du lernst nicht nur die umfassende Theorie zu deinem Beruf, sondern kannst diese im Ausbildungsbetrieb sofort anwenden. Das ist möglich, weil sich während deiner Ausbildungs- und Studienzeit die Module abwechseln.

Vor Beginn des dualen Studiums wird ein verbindlicher Ausbildungsvertrag mit dem Betrieb geschlossen. Darin wird unter anderem festgelegt, wie dein Studium genau ausschauen soll:

Duales Studium – mögliche Modelle

  • berufsintegriert – Natürlich stellt das duale Studium nicht nur für Berufseinsteiger eine Option dar. Bei diesem Modell wird deine Arbeitszeit reduziert, um parallel ein duales Studium zu absolvieren. Diese Möglichkeit bietet dir einen weiteren Schritt auf der Karriereleiter.
  • praxisintegriert – Bei einem praxisintegrierten dualen Studium findet die Ausbildung nicht parallel statt. Stattdessen absolvieren die Studenten längere Intervalle in ihrem Ausbildungsbetrieb. Es ist also ein Studium mit einem hohen Praxisanteil. Mit dem praxisintegrierten dualen Studium erwirbst du nur einen Hochschulabschluss, jedoch keinen Abschluss in einer anerkannten dualen Ausbildung.
  • ausbildungsintegriert – Dieses Variante strebt sowohl einen Berufsabschluss als auch einen Hochschulabschluss an. Sie wird im Rahmen einer Erstausbildung immer häufiger gewählt.

Welche Studiengänge sind dual möglich?

Zuerst musst du dir im Klaren sein, welche Fachrichtung du einschlagen möchtest. Nicht in jedem Beruf ist es möglich, dual zu studieren.

Es kommt auch darauf an, in welchem Bundesland du lebst und welche Universität, Hochschule oder Fachhochschule das Gesuchte anbietet. Grundsätzlich gilt, dass Fachhochschulen deutlich mehr praxisorientierte Studienangebote haben.

Die Anzahl der Studiengänge hat sich in den letzten Jahren stetig erhöht. Die Palette der dualen Studiengänge reich von A wie Accounting & Controlling bis Z wie Zoll. Insgesamt gibt es über 100 verschiedene Berufszweige, für die ein duales Studium infrage kommt.

Die beliebtesten Bereiche sind:

  • BWL
  • Informatik
  • Ingenieurwesen
  • Gesundheits- und Therapiewesen

In diesen gibt es, entsprechend der Nachfrage, auch die meisten Angebote.

Beliebte duale Studienfächer sind außerdem:

  • Verwaltungswissenschaften
  • Tourismusmanagement
  • Maschinenbau
  • Pflegemanagement
  • Sozialwesen
  • Marketing
  • Kommunikation/PR
  • Handelsmanagement
  • Energiewirtschaft
  • Gestaltung
  • Architektur

Die vollständige Liste möglicher dualer Studiengänge erhältst du beim jeweiligen Ausbildungsinstitut oder bei der Bundesagentur für Arbeit.

Welche Voraussetzung brauche ich für ein duales Studium?

Bevor du für ein duales Studium zugelassen wirst, gilt es, einige Hürden zu nehmen. Neben den Formalitäten spielen deine persönlichen Voraussetzungen und deine Soft Skills eine Rolle.

Hochschulreife
Mit dem Abitur kannst du dich an jeder Hochschule oder Universität bewerben, somit auch für ein duales Studium. Mit dem Fachabitur wirst du landesweit an jeder Berufsakademie oder Fachhochschule angenommen, jedoch nicht an allen Universitäten.

Numerus Clausus
Duale Studiengänge unterliegen selten dem Numerus Clausus. Gibt es jedoch mehr Bewerber als freie Plätze, dann bleibst du nur mit einem hervorragenden Notenschnitt im Rennen.

Eignungstest
Sowohl Eignungstests als auch Auswahlverfahren sind heute üblich. Dabei steht es den Firmen und Hochschulen frei, wie sie diese durchführen möchten. Das können persönliche Tests sein oder Gruppenarbeiten. Abhängig vom gewählten Studienfach musst du dich beispielsweise auf Sprachtests, Intelligenztests oder fachliche Tests einstellen.

Nachweisbar gute Leistungen in den erforderlichen Fächern
Für manche duale Studiengänge musst du überdurchschnittlich gute Noten in bestimmten Schulfächern vorweisen können – je nachdem, was für deinen angestrebten Beruf relevant ist. Hast du in einem dieser Fächer ungenügende Noten, kannst du deine Chancen unter Umständen durch eine Zulassungsprüfungen verbessern.

Ausbildungsvertrag
In der Regel bewirbst du dich für ein duales Studium, nachdem du eine passende Ausbildungsstelle gefunden hast. In einigen Fällen ist es jedoch auch andersherum – dann bewirbst du dich für das Studium und suchst im Nachhinein einen passenden Ausbildungsbetrieb. Der Ablauf ist an jeder Universität, Hochschule oder Fachhochschule individuell geregelt. Du findest die Anforderungen in den Zulassungsvoraussetzungen.

Deine Soft Skills
Viele Menschen träumen von einem Job, für den sie schlichtweg nicht geeignet sind. Selbst wenn die schulischen Leistungen ausreichend sind, spielen die Eigenschaften und Verhaltensweisen eines Menschen eine entscheidende Rolle bei der Berufswahl. Die Bundesagentur für Arbeit kann dich bei deiner Berufs- und Studienwahl unterstützen.

Beantworte dir selbst ehrlich folgende Fragen:

  • Häufig ist die Hochschule nicht am gleichen Ort wie der Wohn- und/oder Ausbildungsort. Das bedeutet, dass du pendeln und entsprechend mobil sein musst. Wärst du auch bereit, umzuziehen oder wochenweise in einer Studentenunterkunft oder WG zu leben?
  • Bist du überdurchschnittlich willensstark und belastbar, so dass du Arbeit und Studium gut unter einen Hut bringen kannst?
  • Kannst du dir vorstellen, dein Privatleben stark einzuschränken? Die Freizeit ist bei deinem dualen Studium knapp bemessen.
  • Bist du vielseitig genug, um praktische und theoretische Arbeit mit gleich viel Motivation in Angriff zu nehmen?

Die Vor- und Nachteile eines dualen Studiums

Wie so vieles im Leben, hat auch ein duales Studium zwei Seiten. Fangen wir mit den Nachteilen an:

  • Im Gegensatz zu anderen Studenten, kommst du nicht in den Genuss von Semesterferien. Du erhältst hingegen Urlaub, wie in einem herkömmlichen Beschäftigungsverhältnis. Dieser umfasst oft um die 30 Urlaubstage und ist vertraglich festgelegt. Der Mindestanspruch liegt bei 4 Wochen.
  • Ein duales Studium ist sehr arbeitsintensiv. Es wird erwartet, dass du überdurchschnittlich viel Zeit investierst und zudem sehr flexibel bist.
  • Während es in einem herkömmlichen Studium möglich ist, das ein oder andere Praktikum zu absolvieren, ist der duale Student auf ein Unternehmen fixiert. Somit kann er keine unterschiedlichen Erfahrungen in der Praxis sammeln.
  • Es ist komplizierter, ein duales Studium abzubrechen. Merkst du nach einiger Zeit, dass die Berufswahl und das damit verbundene Studium absolut nicht zu dir passen, kannst du nicht einfach aufhören. Da das Unternehmen die Studiengebühren übernimmt, kann es die bis zum Abbruch geleistete Summe zurückfordern.

Das duale Studium bietet jedoch auch zahlreiche Vorteile:

  • Du musst dich nicht um die Studiengebühren kümmern, diese werden vom Unternehmen bezahlt.
  • Insgesamt bietet ein duales Studium finanzielle Vorteile: Während andere Studenten häufig einen Nebenjob annehmen müssen, um über die Runden zu kommen, erhältst du jeden Monat ein Gehalt. Wie hoch dieses ausfällt, muss im Ausbildungsvertrag vermerkt werden. Durchschnittlich wird in Deutschland während eines dualen Studiums ein Gehalt zwischen 700 und 1.200 Euro brutto gezahlt.
  • Ein Unternehmen, welches ein duales Studium unterstützt, möchte dadurch junge Fachkräfte fördern und an sich binden. Die Chancen auf eine Übernahme ist hoch, etwa 75 Prozent aller Unternehmen treffen mit dem dualen Studenten eine Übernahmevereinbarung.
  • Die Studiengruppen sind bei einem dualen Studium in der Regel kleiner, so dass du von angenehmeren Studienbedingungen in modernen Einrichtungen profitierst.
  • Letztendlich steigst du nach dem erfolgreichen Abschluss des dualen Studiums als Fachkraft mit praktischen Erfahrungen ein und erhältst wahrscheinlich einen besseren Lohn als Neueinsteiger, die lediglich eine Berufsausbildung oder ein herkömmliches Studium absolviert haben.

Wie finde ich einen Arbeitgeber für ein duales Studium?

Es genügt nicht, den passenden Studiengang und die geeignete Fachhochschule oder Uni zu finden: Du brauchst natürlich auch einen passenden Ausbildungsbetrieb. Mit folgenden Tipps und etwas Ausdauer wirst du diesen sicher finden:

  • Nutze dein Netzwerk: Frage im Bekanntenkreis oder in den Sozialen Medien nach.
  • Erkundige dich bei der entsprechenden Hochschulen nach Firmenlisten, bzw. schaue nach, ob diese infrage kommende Arbeitgeber auf ihrer Webseite auflisten.
  • Durchforste Stellenbörsen im Internet mit den entsprechenden Suchbegriffen.
  • Scheue dich nicht, Unternehmen, die dich interessieren, direkt zu kontaktieren.

Dual studieren – so bewirbst du dich richtig

Dein Entschluss steht fest: Du möchtest dual studieren. Die Voraussetzungen dafür hast du und nun geht es an die Bewerbung. Die meisten Hochschulen möchten einen unterschriebenen Arbeitsvertrag sehen, weshalb wir dir empfehlen, schnell mit der Suche nach einer geeigneten Ausbildungsstelle zu beginnen.

Das solltest du für die Bewerbung um einen dualen Studienplatz beachten:

  1. Die meisten Betriebe nehmen schon ein Jahr vor Ausbildungsbeginn Bewerbungen entgegen und beginnen mit Jobinterviews. Das bedeutet, dass du dich am besten zwischen Juli und Oktober im Vorjahr bewerben solltest.
  2. Es ist wichtig, dass du dich an den vorgegebene Bewerbungsprozess hältst: Lese das Inserat aufmerksam! Wünscht sich das Unternehmen beispielsweise die Bewerbungsunterlagen über ein Online-Formular auf der Firmenwebseite, solltest du sie nicht per E-Mail schicken.
  3. Informiere dich, wie die Bewerbungsmappe korrekt und zeitgemäß gestaltet wird und was alles hineingehört.
  4. Lasse dir von Eltern oder Bekannten helfen, wenn du erstmals eine Bewerbung schreibst. Dazu gehört auch die Rechtschreibkorrektur.
  5. Auch wenn es in Deutschland rechtlich nicht erlaubt ist, von Bewerbern ein Foto zu verlangen, kann dies zusätzliche Pluspunkte bringen. Schnappschüsse und Selfies eignen sich nicht, investiere hingegen in ein professionelles Bewerbungsfoto.
  6. Achte auf eine gute, einheitliche Formatierung sämtlicher Bewerbungsunterlagen.

Und so geht es nach der Bewerbung weiter:

  1. Wenn du in die engere Wahl kommst, meldet sich der Personaler des Unternehmens bei dir. Habe etwas Geduld, nach zwei Wochen kannst du telefonisch freundlich nachfragen.
  2. Sei auf jeden Fall auf ein Telefonat vorbereitet, manche Unternehmen vereinbaren nicht nur einen Termin, sondern starten gleich ein Telefoninterview.
  3. Vorstellungstermine finden häufig telefonisch, über Skype oder andere Wege online statt.
  4. Häufig folgt dem ersten Gespräch eine Einladung ins Assessment Center.
  5. Hast du alle Hürden genommen und bekommst die ersehnte Zusage, geht es an die Vertragsunterzeichnung.
  6. Nun kannst du dich bei der gewünschten Hochschule einschreiben. In manchen Fällen übernimmt dies auch dein künftiger Arbeitgeber.

Fazit: Die steigende Anzahl an Studiengängen, die du in Deutschland dual studieren kann, zeigt, wie zeitgemäß diese Art der Ausbildung ist. Derzeit kannst du aus mehr als 1.700 Studiengängen wählen. Bringst du die nötigen Voraussetzungen mit, kannst du auf diesem Weg den besten Grundstein für deinen beruflichen Werdegang legen.

Bildnachweis: Iakov Filimonov / Shutterstock.com


Nach oben scrollen