Ein Team diskutiert, hier brauch es Bereitschaft für einen Kompromiss

Kompromisse finden und Kompromissbereitschaft verbessern

Sowohl beruflich als auch privat muss man Kompromisse eingehen. Denn immer nur auf dem eigenen Standpunkt zu beharren, zeugt nicht gerade von Kompromissbereitschaft. Die ist aber wichtig – und das nicht nur im Berufsleben. Wie man Kompromisse finden kann und somit seine Kompromissbereitschaft verbessert, erfährst du hier.

Bedeutung: Was ist ein Kompromiss?

Ein Kompromiss ist eine Lösung für ein Problem, das mindestens zwei Parteien betrifft. Diese beiden Seiten einigen sich im Kompromiss auf etwas, das für sie beide noch annehmbar ist. Dazu müssen jedoch beide Seiten mehr oder weniger viel von ihrem ursprünglichen Standpunkt abrücken. Schließlich trifft man sich bei einem Kompromiss ungefähr in der Mitte zwischen den beiden Positionen – jedenfalls im Idealfall.

Kompromissfähigkeit bezeichnet analog dazu das Vermögen eines Menschen, sich auf einen Kompromiss einzulassen. Das ist tatsächlich gar nicht so einfach. Denn zur Kompromissfähigkeit gehört auch, dass diese freiwillig ist. Eine Person kommt einer anderen also aus freien Stücken entgegen und findet so mit der anderen Partei eine Lösung, einen Mittelweg, auf den man sich verständigen kann.

Kompromissfähigkeit erfordert also eine ganze Menge Einsicht und soziale Kompetenz. Denn niemand rückt wohl gerne von den eigenen Wünschen und Vorstellungen ab. Viel eher freuen sich die meisten von uns eher darüber, wenn sie ihre Vorstellungen eins zu eins umsetzen können. Doch in der Realität gelingt das nur selten – und das sowohl beruflich als auch privat. Denn weder in der Familie noch am Arbeitsplatz in einem größeren Team werden wohl immer alle Personen die gleiche Meinung haben. Sobald sich zwei Ansichten gegenüberstehen ist ein Kompromiss gefragt.

Echter oder fauler Kompromiss

Ein Kompromiss darf jedoch nicht damit verwechselt werden, dass eine Seite der anderen ihre Vorstellungen aufzwängt und das als Kompromiss verschleiert. Das nennt man eher einen faulen Kompromiss.

Von einem echten Kompromiss spricht man dagegen, wenn

  • beide Seiten sich in der Lösung wiederfinden,
  • sich beide Parteien mit dem gefundenen Mittelweg gut fühlen und damit einverstanden erklären und
  • die Lösung für beide Seiten einen größeren Vorteil bietet, als keine Einigung zu finden.

Darum scheitern Kompromisse

Dass Kompromisse zu finden nicht ganz so einfach ist, zeigt sich daran, wie oft Kompromisse scheitern. Das kennen viele von uns sicherlich nicht nur vom Arbeitsplatz, sondern auch aus dem Privatleben.

Sach- und Beziehungsebene

Ein häufiger Grund dafür: Man vermischt die Sach- und die Beziehungsebene. Heißt konkret: Man streitet nicht um die Sache, also zum Beispiel um das Ausflugsziel des nächsten Betriebsausflugs, sondern streitet sich nur deshalb mit dem Kollegen, weil man ihn nicht mag und ihm eins auswischen möchte. Statt ernsthaft nach einem Kompromiss zu suchen, geht es also nur darum, einen Stellvertreterkrieg zu führen.

Vorbereitung

So schlimm muss es aber gar nicht kommen, damit Kompromisse scheitern. Häufig liegt es auch daran, dass du mit mangelnder Vorbereitung in das Gespräch gehst. Denn Kompromisse finden sich in der Regel nicht mal eben zwischendurch. Vielmehr kosten sie Zeit und noch mehr Geduld. Auch dein Verhandlungsgeschick wird auf die Probe gestellt, wenn du mit einem Kollegen oder einem Freund einen Kompromiss aushandeln möchtest.

Gute Vorbereitung ist daher die halbe Miete. Du solltest dir schon vorab klar darüber sein, bis wohin du noch kompromissbereit bist und was du nicht mehr bereit bist, zu akzeptieren. Wenn du das weißt, kannst du selbstbewusster und ruhiger in die Verhandlung gehen.

Kommunikationstaktik

Ein Kompromiss ist eine Verhandlung zwischen zwei oder mehr Seiten. Und bei jeder Verhandlung kommt es drauf an, die richtigen Worte und die richtige Taktik zu wählen. Wenn du einen Kompromiss suchst, darfst du dich daher nicht zu Du-Botschaften hinreißen lassen – im Sinne von: „Das ist ja mal wieder typisch für dich! Immer möchtest du dem gesamten Team deine Vorstellungen aufs Auge drücken!“ So wird ein Kompromiss ganz schwierig, denn durch deine Aussage fühlt sich dein Gegenüber angegriffen und in die Ecke gedrängt.

Er kann also gar nicht anders, als mit dir zu streiten und auf seinem Standpunkt zu beharren. Alles andere würde bei ihm vermutlich das Gefühl auslösen, dass er sein Gesicht verloren hat. Der Kompromiss scheitert also daran, dass du die falsche Kommunikationstaktik gewählt hast.

Kompromiss eingehen: eine Schritt-für-Schritt-Anleitung

Einen Kompromiss zu finden, kann beiden Seiten also einiges abverlangen. Wenn du Probleme damit hast, mit Kollegen, Freunden oder Bekannten einen Kompromiss einzugehen, solltest du während des nächsten Konflikts folgende Punkte ausprobieren, um im Idealfall schneller zu einer Einigung zu kommen:

  1. Zusammentragen: Im ersten Schritt solltest sowohl du als auch alle anderen Personen, die an dem Konflikt beteiligt sind, ihren Standpunkt klar machen. Allerdings nicht im Sinne von: „So stelle ich mir das vor und so muss es gemacht werden“, sondern möglichst objektiv und vor allem ruhig. Welche Argumente sprechen für deine Ansicht, welche Erwartungen hast du und warum möchtest du, dass es so gemacht wird, wie du es dir vorstellst? Auch die Gegenseite bekommt ausreichend Zeit, um genau das vorzutragen. Fertig ist dieser Schritt, wenn alle Fakten auf dem Tisch sind.
  2. Analysieren: Nun geht es an die erste Auswertung der vorhin zusammengetragenen Fakten. Lässt sich einiges davon vielleicht schon jetzt entkräften? Sind die Erwartungen, die einige Personen haben, überhaupt umsetzbar? Notfalls lassen sich genannte Fakten mit einer Recherche im Netz beweisen oder widerlegen.
  3. Nachdenken: Idealerweise legt ihr nach Schritt zwei eine Pause ein. So bekommt jede Seite die Chance, sich über das Gesagte und Gehörte Gedanken zu machen. Sowohl die eigenen Erwartungen als auch die Wünsche und Gefühle der anderen Seite kann man sich in der Pause durch den Kopf gehen lassen und vielleicht ein anderes Bild des gesamten Konflikts bekommen. Wer die Gründe der anderen beteiligten Personen nachvollziehen kann, ist unter Umständen eher geneigt, einen Schritt auf sie zuzugehen – und das ist ein wichtiger Schritt hin zu einem Kompromiss und zeugt von Kompromissfähigkeit.
  4. Aufeinander zugehen: Jetzt kommt er, der eigentliche Knackpunkt. Denn nun musst du mit den anderen Beteiligten einen Kompromiss finden. Wenn du die Zeit genutzt hast, dir noch einmal Gedanken über die Argumente der anderen Beteiligten zu machen, gelingt dir das nun hoffentlich etwas leichter. Mach dir klar, dass Kompromissfähigkeit eine Eigenschaft ist, die viele Chefs bei ihren Beschäftigten gerne sehen. Vielleicht hilft dir das, auf dein Gegenüber zuzugehen.
  5. Kompromiss eingehen: Habt ihr einen gemeinsamen Mittelweg gefunden, könnt ihr euch auf den Kompromiss einigen. Natürlich müssen sich dabei beide Seiten bewegen. Wenn es dabei gerecht zugeht, können alle den Kompromiss mit einem guten Gefühl akzeptieren. Das hilft dabei, sich an das Beschlossene zu halten und sich nicht übervorteilt zu fühlen. Denn der Mittelweg wird als fair und eben nicht als fauler Kompromiss empfunden.

Vor- und Nachteile von Kompromissen

Wird die Bedeutung von Kompromissen nicht vielleicht überschätzt? Das kommt ganz auf die Sichtweise an. Denn ohne Frage ist ein Kompromiss nicht die Lösung, die man sich erträumt hat, da man bei einem Kompromiss von seinen ursprünglichen Vorstellungen abweichen muss. Trotzdem kann ein Kompromiss eine gute Sache sein, denn er trägt dazu bei, dass der Frieden im Beruf und Privatleben gewahrt wird. Das ist auf jeden Fall ein Vorteil. Neben diesem hat der Kompromiss noch weitere Vorteile, aber auch Nachteile, nämlich:

Vorteile von KompromissenNachteile von Kompromissen
Ein Kompromiss kann ein guter Weg sein, eine einvernehmliche Lösung zwischen mehreren Beteiligten zu finden.Bei der Verhandlung um einen Kompromiss besteht die Gefahr, dass die Seite, die besser reden kann oder geschickter taktiert, die andere Seite übervorteilt.
Die Verhandlung führt dazu, dass alle Beteiligten ihr Verhandlungsgeschick trainieren und ihre Kompromissfähigkeit ausbauen.Fühlt sich eine Seite übervorteilt, könnte die gesamte Beziehung leiden. Das wirkt sich ungünstig auf das Betriebsklima aus und führt auch im Privatleben dazu, dass es zu Konflikten kommen könnte, die sich nicht mehr so einfach lösen lassen.
Bei einem echten Kompromiss gewinnt jede Seite zumindest ein bisschen. Das macht es einfacher, den Kompromiss mit einem guten Gefühl zu akzeptieren.Ein fauler Kompromiss kann dazu führen, dass die übervorteilte Seite ihre Zugeständnisse wieder rückgängig machen könnte. Der Kompromiss ist damit dahin.

Beispiel: Der Kompromiss in der Arbeitswelt

Nicht nur Kollegen untereinander, auch Arbeitgeber(vertretung) und Arbeitnehmer(vertretung) handeln in regelmäßigen Abständen Kompromisse aus. Typisches Beispiel für einen Kompromiss im Job sind Tarif- oder Gehaltsverhandlungen. Der Arbeitnehmer geht in diese Verhandlung und möchte dabei eine möglichst hohe Gehaltserhöhung für sich erzielen. Umgekehrt möchte der Arbeitgeber möglichst wenig zahlen. Verlangt der Arbeitnehmer nun beispielsweise fünf Prozent mehr Gehalt, der Arbeitgeber ist aber nur zu einem Zugeständnis von ein Prozent bereit, können sich beide irgendwo in der Mitte treffen: Ein Kompromiss bei drei Prozent wäre eine gute Möglichkeit für beide Seiten, ihr Gesicht zu wahren und die Verhandlung mit einem Teilsieg zu verlassen.

Probleme ohne den Kompromiss

Gelingt es den beiden Seiten nicht, sich auf einen Kompromiss zu einigen, führt das regelmäßig zu Problemen. Die Arbeitnehmer könnten zum Beispiel einen Streik beschließen, um ihre Forderungen durchzusetzen. Wenn sie sich gemeinschaftlich organisieren und die Forderungen damit von großen Teilen der Belegschaft getragen werden, kann das einen deutlichen Druck auf den Arbeitgeber auswirken. Denn wenn ein Großteil der Belegschaft streikt, ist niemand mehr im Unternehmen, der die Arbeit erledigt. Für Arbeitgeber heißt das, dass die Produktivität zurückgeht, was sich wiederum in Umsatzeinbußen äußert.

Verhandelt der Mitarbeiter dagegen für sich allein, kann er nicht auf das Druckmittel Streik zurückgreifen. Tut er das und legt seine Arbeit nieder, wird ihm das vermutlich als Arbeitsverweigerung auslegt, was im schlimmsten Fall die Kündigung zur Folge haben kann. Einigen sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber in der Gehaltsverhandlung nicht auf einen Kompromiss, sondern bleibt der Chef standhaft und gesteht seinem Beschäftigten keine Gehaltserhöhung zu, wird Letzterer über kurz oder lang unzufrieden mit seinem Job werden.

Denn eine Gehaltserhöhung ist für viele Beschäftigte auch ein Zeichen von Wertschätzung. Bekommen sie diese Wertschätzung nicht, sinkt die Motivation, weiterhin für diesen Arbeitgeber zu arbeiten. Die Folge: Der Mitarbeiter wird auf Jobsuche gehen. Macht der Chef bei vielen Beschäftigten diesen Fehler, hat er bald mit einer recht hohen Fluktuationsrate zu kämpfen, was ein Problem für ihn und seinen Betreib sein dürfte.

Bildnachweis: Mangkorn Danggura / Shutterstock.com


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