Ein Mann sitzt mit Kindern und Katze am Schreibtisch, ein Beispiel für Work-Life-Blending

Work-Life-Blending: Definition und Tipps für Umsetzung

Work-Life-Blending meint die Verschmelzung von Arbeit und Privatleben. Und die gibt es tatsächlich häufiger, als man zunächst vielleicht denken würde. Denn Homeoffice oder flexible Arbeitszeiten führen dazu, dass viele Arbeitnehmer keine klare Trennung mehr zwischen Job und Freizeit haben. Das klingt zunächst vielleicht negativ, kann aber auch einige nicht zu verachtende Vorteile haben. Welche das sind und wie Work-Life-Blending besonders gut gelingen kann, erfährst du hier.

Definition Work-Life-Blending: Was versteht man darunter?

Mit Work-Life-Blending ist gemeint, dass die Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben immer mehr verwischen. Und tatsächlich ist das bei vielen Arbeitnehmern der Fall. Denn wer am Wochenende E-Mails beantwortet oder auf dem Nachhauseweg noch schnell mit den Kollegen telefoniert, betreibt schon Work-Life-Blending. Eine klare Trennung zwischen Arbeit und Freizeit gibt es für diese Arbeitnehmer nicht.

Tatsächlich wird das Work-Life-Blending immer häufiger, darauf deuten verschiedene Untersuchungen hin. Das Markt- und Organisationsforschungsinstitut YouGov aus Köln kam bei einer Befragung von 750 Arbeitnehmern mit einem Hochschulabschluss zu dem Ergebnis, dass es für ungefähr ein Fünftel der Befragten ganz normal ist, am Wochenende zu arbeiten.

Eine Mehrzahl der Befragten gab dabei sogar an, dass nicht ihr Chef dafür verantwortlich ist, dass sie im Feierabend oder gar am Wochenende arbeiten. Vielmehr trifft die Mehrheit der Arbeitnehmer diese Entscheidung aus freien Stücken, betreibt also freiwillig Work-Life-Blending. Vielleicht deshalb, weil diese Form des Arbeitens Vorteile für Arbeitnehmer haben kann.

Die Vorteile des Work-Life-Blending

Wenn das Work-Life-Blending sinnvoll und begrenzt genutzt wird, können sich Arbeitnehmer unter anderem über diese Vorteile freuen:

  • Mehr Flexibilität: Flexible Arbeitszeiten, Vertrauensarbeitszeit und die Möglichkeit, von Zuhause zu arbeiten, gehören zum Work-Life-Blending dazu. Und diese Dinge haben ohne Frage Vorteile für Beschäftigte. So lassen sich private Termine auch mal wochentags während der eigentlichen Arbeitszeit erledigen, ohne dafür Urlaub nehmen zu müssen. Oder man macht ein paar Stunden früher Feierabend, um bei schönem Wetter mit den Kindern in den Park zu gehen. Die fehlende Arbeitszeit kann dann zu einem anderen Zeitpunkt wieder nachgearbeitet werden.
  • Mehr Selbstbestimmung: Einige Arbeitnehmer berichten außerdem davon, dass beim Work-Life-Blending das Arbeitsergebnis im Mittelpunkt steht. Es geht nicht mehr darum, möglichst viel Zeit am Arbeitsplatz „abzusitzen“, sondern darum, den Arbeitsauftrag zu erledigen. Wie, wo und wann das geschieht, ist dabei nicht wichtig.
  • Mehr Produktivität: Das selbstbestimmte Arbeiten führt außerdem dazu, dass wir mit mehr Elan, Motivation und Produktivität an unsere Arbeitsaufgaben herangehen. Denn wer selbst entscheiden kann, wann und wie er seine Arbeit erledigt, ist zufriedener mit seinem Job. Und genau das führt zu mehr Spaß an der Arbeit.
  • Mehr Freizeit: Der Fokus auf das Arbeitsergebnis ist auch ein Grund dafür, warum Arbeitnehmer in einigen Fällen mehr Freizeit haben könnten. Ist das Projekt abgeschlossen, können sie nach Hause gehen und Zeit mit Freunden und Familie verbringen.

Die Nachteile des Work-Life-Blending

Natürlich gibt es neben den positiven Seiten auch einige Nachteile, die das Work-Life-Blending mit sich bringt:

  • Mehr Stress: Wer immer erreichbar ist, hat weniger oder gar keine Gelegenheit, sich in seiner Freizeit zu entspannen und zu erholen. Das kann mehr Stress bedeuten und gesundheitliche Probleme verursachen, die in der Folge sogar zu einem Burnout führen können.
  • Mehr Überstunden: Schnell eine E-Mail beantwortet oder den Kollegen am Telefon eine kurze Auskunft gegeben – schon sind wieder 10 Minuten Freizeit dahin. Nicht immer notieren sich Arbeitnehmer mit flexiblen Arbeitszeiten diese Minuten. So kommen jedoch schnell auch Stunden zusammen, die weder bezahlt noch durch Freizeit ausgeglichen werden.
  • Weniger Trennung: Work-Life-Blending zeichnet sich ja gerade dadurch aus, dass es keine klare Trennung mehr zwischen Freizeit und Berufsleben gibt. Für einige Beschäftigte kann das zu nachhaltigen Problemen führen. Wenn Kollegen plötzlich Teil des Privatlebens werden, wirken sich Konflikte am Arbeitsplatz doppelt schlimm aus.

Ständige Erreichbarkeit kann zu Problemen führen

Wie wir gesehen haben, ist auch beim Work-Life-Blending nicht alles Gold, was glänzt. Vielmehr kann die ständige Erreichbarkeit zu gesundheitlichen Problemen führen. Wer seine Kollegen als Teil seines Freundeskreises wahrnimmt, kann von einem Jobwechsel oder von Umstrukturierungen am Arbeitsplatz aus der Bahn geworfen werden.

Für die meisten Beschäftigten ist es daher äußerst sinnvoll, daran zu arbeiten, dass die ständige Erreichbarkeit und die Verschmelzung aus Job und Privatleben nicht zu einer langfristigen Belastung werden.

Tipps für ausgeglichenes Work-Life-Blending

Zu einem gesunden Work-Life-Blending, das Arbeitnehmern noch genügend Spielraum lässt, um die eigene Freizeit so zu gestalten, wie sie möchten, können folgende Tipps beitragen:

  1. Konkrete Zeiten festlegen: Wenn du unbedingt nach Feierabend oder gar am Wochenende erreichbar sein möchtest, lege dir ganz bestimmte Zeiten fest, zu denen dich Kollegen noch nach Dienstschluss anrufen können. Auch am Wochenende schaffst du dir ein bestimmtes Zeitfenster, zu dem du E-Mails abrufst und beantwortest und unter Umständen auch auf anderen Kanälen kontaktiert werden kannst. Alle anderen Zeiten bleiben Freizeit. Und daran musst du dich halten. Das kostet zunächst ein wenig Überwindung und bestimmt auch Übung, lohnt sich langfristig aber sehr. Denn wenn du ganz klare Zeiten hast, zu denen Work-Life-Blending keine Rolle spielt, kannst du deine Freizeit richtig genießen, dich erholen und den Kopf frei bekommen. Und genau das ist wichtig, wenn du langfristig leistungsfähig bleiben möchtest.
  2. Tools nutzen: Wenn du es aus eigenem Antrieb nicht schaffst, nur zu bestimmen Zeiten auf dein Diensthandy zu schauen oder berufliche E-Mails abzurufen, kannst du digitale Tools nutzen, die dir dabei helfen. Ein solches Tool ist zum Beispiel Cold Turkey. Damit kannst du feste Zeiten festlegen, zu denen bestimmte Websites und Apps blockiert werden. So kannst du mit Unterstützung trainieren, dich an konkrete arbeitsfreie Zeiten zu halten.
  3. Ausgleich suchen: Auch wie du deine Freizeit nutzt, kann dir dabei helfen, mit den Belastungen durch das Work-Life-Blending besser umzugehen. Suche dir zum Beispiel einen körperlichen Ausgleich, damit du den Stress und die Anspannung, die durch die Verschmelzung von Arbeit und Privatleben entstehen, abbauen kannst. Welche Art von körperlicher Betätigung das sein könnte, bleibt dir überlassen. Einige Arbeitnehmer müssen sich nach einem anstrengenden Arbeitstag richtig auspowern, um zur Ruhe zu kommen. Andere bevorzugen eher leise Töne und meditieren oder versuchen es mit autogenem Training. Auch Achtsamkeits-Techniken können eine willkommene Abwechslung und ein guter Ausgleich sein.
  4. Prioritäten setzen: Wenn du in deiner Freizeit für Kollegen und Chef erreichbar bist, solltest du klare Prioritäten setzen. Tust du das nämlich nicht, läufst du Gefahr, dich zu verzetteln und dich am Ende doch nicht an die festen Zeiten für dein Work-Life-Blending zu halten. Um klare Prioritäten für dich festzulegen, kannst du zum Beispiel die Eisenhower-Matrix nutzen. Dieses Tool ist ein Klassiker unter den Zeitmanagement-Methoden. Was unter anderem daran liegt, dass es dir die Matrix leicht macht, Aufgaben nach Prioritäten zu sortieren und entsprechend geordnet abzuarbeiten.

Bildnachweis: Sharomka / Shutterstock.com


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