Die Lücke im Lebenslauf ist nicht immer sehr groß

Lücken im Lebenslauf: So gehst du damit um

Die wenigsten beruflichen Lebensläufe sind komplett geradlinig. Daher müssen viele Bewerber größere oder kleinere Lücken im Lebenslauf erklären. Denn nicht immer findet man den Traumjob innerhalb weniger Tage. Es ist aber auch nicht verboten, sich eine berufliche Auszeit zu gönnen. Nicht erlaubt ist es allerdings, Lücken im Lebenslauf allzu kreativ zu verbergen, also zu lügen. Wie du mit Lücken im Lebenslauf umgehen kannst und wie du sie am besten erklärst, verraten wir hier.

Lücken im Lebenslauf: Was zählt überhaupt als Lücke?

Auf der Suche nach einem neuen Job oder dem ersten Job überhaupt nach abgeschlossener Ausbildung oder Studium kann es schon mal eine Lücke geben, also Zeiten ohne feste Arbeit. Das ist heutzutage keine Seltenheit mehr.

Außerdem gönnen sich immer mehr Arbeitnehmer ein Sabbatical oder eine andere Form der beruflichen Auszeit. Auch das ist streng genommen als Lücke im Lebenslauf zu verstehen, kann jedoch ganz gut verkauft werden. Und genau darauf kommt es letztlich bei einem Vorstellungsgespräch an.

Personaler werden vermutlich bei einem Leerlauf, der länger als 2 bis 3 Monate dauert, in der Bewerbung genauer hinsehen. Denn für die Lücke muss es schließlich eine Erklärung geben. Der Personaler wird sich also sicher fragen, warum es so lange gedauert hat, bis du einen neuen Job gefunden hast, und warum du diese Zeit nicht anders genutzt hast.

Auch das ist das Wesen der Lücke im Lebenslauf: In dieser Zeit wird weder eine Weiterbildung noch ein Praktikum oder eine andere berufliche Qualifizierung absolviert. Und gleich mehrere Wochen am Stück untätig zuhause zu sitzen, kommt bei den wenigsten Arbeitgebern gut an.

Denn Lücken im Lebenslauf, vor allem wenn sie sich häufen, können auf Probleme beim Bewerber hindeuten. So wird der Personaler denken, dass es doch einen Grund haben muss, warum du so lange arbeitslos warst – und das auch noch mehrmals. Denn sein Job ist es nun einmal, den Bewerber für seinen Arbeitgeber auszusuchen, der den Job am besten erledigen kann. Bewerber, die immer wieder auf Jobsuche sind, dürften sich in dieser Hinsicht nicht gerade qualifizieren.

Gründe für Lücken im Lebenslauf

Lücken im Lebenslauf können ganz verschiedene Ursachen haben. Wichtig ist dabei, auf den Unterschied zu achten, denn der hat einen Einfluss darauf, wie der Leerlauf später im Lebenslauf und Anschreiben erklärt werden kann.

Folgende Gründe für Löcher im Lebenslauf gibt es:

  1. Arbeitslosigkeit
  2. Suche nach Studien- oder Ausbildungsplatz
  3. Wechsel der Fachrichtung oder der Ausbildung
  4. Suche nach erstem Job nach Ausbildung oder Studium
  5. Elternzeit
  6. Sabbatical, Work and Travel
  7. Pflege eines Angehörigen
  8. Eigene (psychische) Erkrankung, Lebenskrise

Lücken im Lebenslauf füllen: So bitte nicht

Du siehst also: Schlecht begründet, können es dir Lücken im Lebenslauf schwer machen, zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. Aus diesem Grund kommen einige Bewerber auf die Idee, den Leerlauf im Lebenslauf zu vertuschen.

Und das ist häufig eine schlechte Idee. Denn Personaler erkennen in der Regel schnell, wenn Bewerber allzu kreativ mit ihrem Lebenslauf umgehen. Schließlich ist genau das ihr Job. Die Folge: Sie schauen noch genauer hin und sortieren deine Bewerbung eher aus. Sie möchten kein Risiko mit einem Jobkandidaten eingehen und schon gar nicht ihre Zeit mit einem Vorstellungsgespräch verschwenden, das wenig bis überhaupt nicht aussichtsreich ist.

Häufige Fehler bei Lücken im Lebenslauf

Folgende „Tricks“ solltest du daher unbedingt vermeiden. Denn die sehen Personaler öfter und erkennen sie daher schon beim ersten Blick auf deinen Lebenslauf:

  1. Qualifikationsprofil statt Lebenslauf: Wenn du erst gar keinen Lebenslauf bei deiner Bewerbung einreichst, kann der Personaler auch keine Lücke erkennen – so die Theorie. Mal abgesehen davon, dass in der Praxis bei Bewerbungen für einen neuen Job ein Lebenslauf und eben kein Qualifikationsprofil verlangt wird, ist dieses Vorgehen noch aus einem anderen Grund nicht ratsam: Der Personaler wird misstrauisch werden und in deinen Arbeitszeugnissen nachsehen. Dort wird schnell klar, dass dein Lebenslauf die ein oder andere Lücke aufweist. Die Folge: Deine Vertrauenswürdigkeit hast du damit eingebüßt – und damit ziemlich sicher auch die Chance auf ein Vorstellungsgespräch.
  2. Jahres- statt Monatsangaben: Andere Bewerber kommen auf die Idee, nicht den genauen Zeitraum für die verschiedenen Beschäftigungen anzugeben. Dann ist im Lebenslauf nur zu lesen, dass sie von 2011 bis 2012 bei der Mustermann AG gearbeitet haben. Dass es sich dabei aber nicht um 2 Jahre, sondern nur um ein paar Monate gehandelt hat, versuchen sie so zu verheimlichen. Du ahnst es schon: Auch diesen Trick kennen Personaler in aller Regel und schauen noch einmal genauer in die übrigen Bewerbungsunterlagen oder sortieren die Bewerbung direkt aus.
  3. Zu viel Kreativität statt Ehrlichkeit: Die dritte Variante, um Löcher im Lebenslauf zu verschleiern, ist allerdings schwieriger nachzuweisen. Wenn du 6 Wochen Urlaub auf einer griechischen Insel gemacht hast und das als Bildungsreise verkaufst, muss der Personaler nicht unbedingt sofort misstrauisch werden. Vorsicht ist bei diesem Vorgehen aber trotzdem geboten. Wenn du im Vorstellungsgespräch nämlich nicht überzeugend darlegen kannst, was du während deiner Bildungsreise gelernt hast oder entsprechende Zertifikate eines Sprachkurses vorweisen kannst, kann auch dieser Schuss schnell nach hinten losgehen.

Lücken im Lebenslauf füllen: So gehst du mit dem Leerlauf um

Die entscheidende Frage lautet, warum die Lücke im Lebenslauf überhaupt entstanden ist, denn das gibt dir eine wichtige Grundlage für deine Argumentation. Die Pflege eines kranken Angehörigen ist nun einmal etwas ganz anderes als ein halbes Jahr Work and Travel in Australien und sollte daher auch so im Lebenslauf behandelt werden.

Das kannst du zum Beispiel so machen:

Arbeitslosigkeit

Vielleicht musstest du deinen letzten Job ohne große Vorbereitungszeit kündigen, weil du es bei deinem ehemaligen Arbeitgeber einfach nicht mehr ausgehalten hast. Mobbing oder sexuelle Belästigung sind zum Beispiel Gründe dafür, den Arbeitsvertrag fristlos aufzulösen. Eine Lücke im Lebenslauf ist in der Folge nicht unwahrscheinlich. Du hattest einfach nicht die Zeit, dich in Ruhe nach einem neuen Job umzusehen – das bringt eine fristlose Kündigung eben mit sich.

Wichtig ist trotzdem, im Bewerbungsgespräch nicht schlecht über den letzten Arbeitgeber zu reden. Auch dann nicht, wenn du mehr als genug Gründe dafür hättest. Das sehen Personaler nicht gern.

Stattdessen kannst du die Zeit deiner Arbeitslosigkeit positiver formulieren und von „beruflicher Neuorientierung“ im Lebenslauf sprechen. Damit das glaubwürdig ist, solltest du auch entsprechende Kurse oder Kenntnisse nachweisen können.

Heißt konkret: Wenn du länger als 2 Monate auf der Suche nach einem neuen Job bist, solltest du Weiterbildungen oder andere zusätzliche Ausbildungen belegen. Folgende Dinge bieten sich dazu unter anderem an:

  • Sprachkurse wie Business Englisch
  • Computerkurse (spezielle Softwareanwendungen, die für deinen Job gebraucht werden)
  • Betriebswirtschaftliche Kurse
  • Rhetorik- oder Präsentationskurse

Sabbatical oder längere Reise

Eine Lücke im Lebenslauf kann auch deshalb entstehen, weil du ein Sabbatical oder eine längere Reise machst. Tatsächlich reagieren Personaler immer positiver auf diese Dinge – zeigen sie doch, dass du dazu in der Lage bist, deinen Horizont zu erweitern und dich für eine bestimmte Zeit von Dingen zu trennen, die dir lieb und teuer sind.

Richtig verpackt kann ein Sabbatical oder eine längere Reise also ein echter Pluspunkt in der Bewerbung sein. Dazu solltest du die Vorteile jedoch deutlich herausstreichen: Belegte Sprachkurse oder neu erlernte Fähigkeiten gehören in den Lebenslauf hinein. So entsteht eben keine Lücke, sondern ein Zeitraum, in dem du weitere Qualifikationen erworben hast.

Elternzeit

Die Elternzeit ist streng betrachtet keine Lücke im Lebenslauf. Denn während dieser Zeit ist man alles andere als untätig. Wer ein kleines Kind betreut, hat häufig sogar mehr als einen 8-Stunden-Job.

Trotzdem hilft es natürlich bei dem Wiedereinstieg nach der Elternzeit, wenn du die Zeit möglichst auch für berufliche Dinge nutzt. Zum Beispiel könntest du ehrenamtlich im Kindergarten aushelfen oder gar eine private Betreuung für Kleinkinder organisieren.

Einige Mütter (und Väter) werden auch handwerklich aktiv und verkaufen ihre selbstgefertigten Stücke im Internet. Auch das kannst du natürlich für deinen weiteren beruflichen Weg nutzen. Denn als Solopreneur hast du nun einen Eindruck davon, was es bedeutet, unternehmerisch tätig zu sein. Das könnte der ein oder andere Arbeitgeber zu schätzen wissen.

Pflege eines Angehörigen

Neben der Elternzeit kann auch eine weitere familiäre Verpflichtung ein Grund für Lücken im Lebenslauf sein: die Pflege eines Angehörigen. Gerade diese Tätigkeit kann nicht genug honoriert werden. Vor allem dann, wenn Angehörige dafür sogar ihren Job aufgeben.

Ob das jedoch auch Personaler immer so sehen, lässt sich pauschal nicht sagen. Wird der Angehörige über mehrere Jahre zuhause gepflegt, gehen häufig berufliche Kompetenzen verloren. In dieser Zeit ist man eben mit anderen Dingen beschäftigt und verpasst beruflich vielleicht den Anschluss.

Umso wichtiger, bei einem geplanten Wiedereinstieg in den Job die Lücken im Lebenslauf gekonnt zu formulieren. Ein Weg dorthin kann sein, schon frühzeitig eine Weiterbildung oder einen Kurs an einer Fernbildungseinrichtung zu absolvieren. Das ist natürlich schwierig, wenn gleichzeitig ein Angehöriger gepflegt werden muss. Versuchen sollte man es trotzdem. Denn damit verbessern sich die Chancen auf dem Arbeitsmarkt und gleichzeitig findet man selbst ein wenig Ablenkung vom teilweise tristen Alltag eines Pflegenden.

Eigene (psychische) Erkrankung

Krankheiten sind immer ein heikles Thema in der Bewerbung. Viele Coaches raten sogar dazu, das Thema überhaupt nicht zu erwähnen. Denn damit tut man sich häufig keinen Gefallen.

Der Personaler könnte nämlich schnell auf die Idee kommen, dass du in naher Zukunft wieder für längere Zeit erkranken könntest. Das gilt vor allem bei psychischen Erkrankungen wie zum Beispiel einem Burn-out. Wenn eine psychische Erkrankung der Grund für eine oder gar mehrere Lücken im Lebenslauf ist, solltest du eine gute Begründung parat haben.

Wichtig ist dabei, dass du dem Personaler deutlich machst, dass die Krankheit geheilt ist und du somit kein Risiko mehr darstellst. Übrigens musst du dabei nicht konkret sagen, woran du erkrankt warst. Wenn es dir also lieber ist, nicht zu erwähnen, dass du eine psychische Erkrankung hattest, kannst du ganz allgemein von einer längeren Krankheit sprechen.

Im Lebenslauf kannst du das zum Beispiel so formulieren:

04/2011–12/2011: Krankheitsbedingte Auszeit mit vollständiger Genesung

Wichtig ist dabei natürlich, dass du bei der Wahrheit bleibst. Das gilt übrigens für alle Angaben von Lücken im Lebenslauf. Lügen sind nicht nur ein schlechter Start in ein Arbeitsverhältnis, sie können auch zur Kündigung führen.

Kann dein Arbeitgeber nachweisen, dass du in deinen Bewerbungsunterlagen falsche Angaben gemacht hast, könnte das eine fristlose Kündigung rechtfertigen. Aber auch schon im Vorstellungsgespräch kommt es zu einer unangenehmen Situation, wenn du dabei ertappt wirst, wie du Lücken im Lebenslauf allzu kreativ verbergen möchtest.

Bleib daher lieber bei der Wahrheit, aber zeig gleichzeitig die positiven Aspekte deiner beruflichen Auszeit auf. Mit Weiterbildungen oder auch einer ehrenamtlichen Tätigkeit sollte das ganz gut gelingen. Schließlich sind viele Unternehmen mittlerweile eher auf der Suche nach Mitarbeitern, die keinen ganz geradlinigen Lebenslauf haben. Denn diese Menschen haben häufig eine andere Sicht auf die Dinge – was letztlich auch zum Erfolg des Unternehmens beitragen kann.

Bildnachweis: exopixel / Shutterstock.com


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