Mobbing: Was ist Kritik und was ist Mobbing?

Mobbing am Arbeitsplatz: So wehrst du dich

Mobbing am Arbeitsplatz kommt häufiger vor, als man denkt: Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di spricht davon, dass ungefähr 1,8 Millionen Arbeitnehmer in Deutschland in irgendeiner Weise von Mobbing betroffen sind. Bei ungefähr 44 Millionen Erwerbstätigen ist das eine stolze Zahl. Gut möglich, dass auch du irgendwann in deinem Berufsleben einmal mit Mobbing konfrontiert wirst. Was du dann tun kannst, liest du hier.

Mobbing am Arbeitsplatz: Ab wann spricht man von Mobbing?

Der Begriff Mobbing an sich ist aus dem Englischen entlehnt. Dort gibt es das Verb „to mob“, das diesen Vorgang beschreibt, nämlich jemanden bedrängen oder umringen. Allerdings benutzt man im Englischen nicht das Wort „mobbing“, sondern spricht hier von „bullying“, wenn man die gezielte Schikane meint.

Die Übergänge zwischen kleineren Sticheleien am Arbeitsplatz und echtem Mobbing sind häufig fließend. Denn Meinungsverschiedenheiten am Arbeitsplatz gehören ganz selbstverständlich dazu. Schließlich gibt es auch außerhalb des Jobs kaum Beziehungen, in denen man sich überhaupt nicht streitet. Warum sollte das am Arbeitsplatz anders sein?

Spricht man von Mobbing, meint man damit jedoch eine andere Qualität. Denn über eine kurze, vielleicht auch heftige Meinungsverschiedenheit geht Mobbing weit hinaus.

Um Mobbing handelt es sich, wenn einzelne Kollegen systematisch ausgegrenzt werden. Wichtige Informationen werden ihnen zum Beispiel vorenthalten oder die E-Mail mit der Einladung zum Meeting wird zu versenden „vergessen“.

Auch unsachliches Feedback oder das unnötige Kritisieren von eigentlich guter Arbeit gehört genau hier hin. Doch damit ist meist noch nicht Schluss: Wer gemobbt wird, muss sich häufig permanente Kritik anhören. Die Kollegen oder Vorgesetzten zweifeln an den Fähigkeiten und Kenntnissen der Person.

Aber auch damit ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. In einigen Betrieben geht das Mobbing sogar so weit, dass Arbeitsergebnisse manipuliert werden, um einen weiteren Grund zu haben, auf dem Mobbing-Opfer herumzuhacken.

Zusammengefasst: Wenn sich Vorgesetzte hin und wieder im Ton vergreifen, ist das zwar nicht schön, aber noch kein Mobbing. Zu echtem Mobbing wird es erst dann, wenn die Schikanen regelmäßig und systematisch ablaufen. Meist fehlt sogar ein echter Anlass. Anders als bei einer Meinungsverschiedenheit am Arbeitsplatz wird das Mobbing-Opfer eben nur um des Mobbings willen niedergemacht.

Mobbing: Die Ursachen für die Attacken

Das Perfide am Mobbing ist: Man weiß nicht, ob man nicht selbst einmal Opfer werden könnte. Denn tatsächlich werden nicht nur ängstliche oder konfliktscheue Mitarbeiter Ziele der Mobbing-Angriffe.

Im Prinzip kann Mobbing jeden treffen. Denn es hängt entscheidend von der Situation ab, in der man sich gerade befindet. Startet man als Frau in einem von Männern dominierten Betrieb, könnte das bereits ein Grund sein, Opfer der Attacken zu werden.

Andere Möglichkeit: Du startest als Neuerin einem eingespielten Team. Nimmst du dann auch noch Funktionen wahr, die davor andere Mitarbeiter hatten, sind Konflikte wahrscheinlich.

Übrigens muss Mobbing nicht nur von Kollegen ausgehen. Es gibt durchaus Fälle, in denen Vorgesetzte Mitarbeiter mobben. Bossing nennt man das – und tatsächlich ist das gar nicht so selten. Nach Angaben der Gewerkschaft ver.di sind in mindestens der Hälfte der Mobbingfälle Vorgesetzte beteiligt oder sogar verantwortlich für die Attacken.

Mobbing am Arbeitsplatz: Typische Beispiele

Wie gesagt: Mobbing lässt sich gerade am Anfang zunächst noch recht schwierig von „herkömmlichen“ Sticheleien am Arbeitsplatz unterscheiden. Erst später, wenn die Attacken krasser werden, merkt man, dass man Opfer von Mobbing ist.

Doch dann kann es schon zu spät sein. Denn Untersuchungen zeigen, dass man Mobbing schon im Keim ersticken muss. Wenn du frühzeitig handelst, kannst du mit etwas Glück verhindern, dass sich an deinem Arbeitsplatz handfestes Mobbing ausbreitet.

Sei daher besonders wachsam und achte auf folgende Anzeichen:

  1. Lügen: Wenn regelmäßig Lügen über dich verbreitet werden, ist es mehr als ein harmloser Spaß am Arbeitsplatz. Lügen haben dort nichts zu suchen.
  2. Beleidigungen: Im Eifer des Gefechts fallen schon mal Worte, die man im Nachhinein bereut. Vor allem in bestimmten Berufen, wie beispielsweise am Bau, sind Kraftausdrücke keine Seltenheit. Mobbing ist das meist aber noch nicht. Wenn dir die Beleidigungen jedoch ohne Streitigkeiten und scheinbar aus dem Blauen heraus an den Kopf geworfen werden, solltest du vorsichtig sein. Unter Umständen bahnt sich hier etwas an.
  3. Sinnlose Aufgaben: Wenn du das Gefühl hast, dass dir Aufgaben nur deshalb zugewiesen werden, um dich zu ärgern, solltest du ebenfalls aufpassen. Denn auch dein Arbeitgeber hat nichts davon, wenn du Dinge in deiner Arbeitszeit erledigst, die nichts zum Unternehmenserfolg beitragen.
  4. Isolation: Deine Kollegen machen gemeinsam Mittagspause und treffen sich nach Feierabend noch auf ein Bier – und was ist mit dir? Dich fragt niemand, ob du auch dabei sein willst. Ausgrenzung kann ebenfalls ein Anzeichen dafür sein, dass sich hier etwas zusammenbraut und du über kurz oder lang Mobbing-Opfer werden könntest.

Was kann ich gegen Mobbing tun?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie du dich gegen Mobbing wehren kannst. Wichtig ist dabei vor allem eins: Wenn du Opfer von Mobbing-Attacken geworden bist, liegt es nicht an dir.

Menschen, die derartiges Verhalten erleben, neigen häufig dazu, die Schuld bei sich zu suchen. Das ist aber vollkommen unbegründet. Denn Mobbing hat einzig und allein etwas mit den Personen zu tun, die mobben. Wenn du die Zielscheibe für die Angriffe bist, warst du vermutlich einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.

Ruf dir das bitte immer wieder ins Gedächtnis, denn nur, wenn du dich wenigstens teilweise von den Angriffen distanzieren kannst, wirst du in der Lage sein, etwas dagegen zu unternehmen.

So wehrst du dich gegen Mobbing-Attacken

  1. Aktiv werden: Mobbing solltest du wirklich niemals akzeptieren. Denn häufig fühlen sich die mobbenden Kollegen genau dadurch bestätigt. Wenn du den Verdacht hast, dass ein bestimmter Kollege gegen dich intrigiert, machst du folgendes: Pass ihn ab, wenn er nicht damit rechnet und stell ihn zu Rede. Häufig genügend dieser Überraschungsmoment schon, um das Mobbing zu beenden. Unter Umständen ist dem Kollegen nämlich gar nicht klar, was er mit seinen Äußerungen bei dir anrichtet. Wenn du ihm das deutlich sagst, fällt ihm das vielleicht erst auf.
  2. Laut werden: Sollte das nicht helfen, kannst du dich in der konkreten Situation wehren. Wenn du wieder einmal vor versammelter Mannschaft lächerlich gemacht wirst, sprich es laut und deutlich an. Zum Beispiel so: „Ich dulde nicht länger, dass Sie so mit mir reden. Wenn Sie ihr Verhalten nicht sofort ändern, spreche ich mit dem Chef darüber. Der Betriebsrat interessiert sich sicher auch dafür, dass hier einige Kollegen andere mobben.“
  3. Unterstützung suchen: Wichtig ist außerdem, nicht bloß verbal zu drohen, sondern wirklich aktiv zu werden. Suche dir daher Verbündete in deinem Team oder auch in anderen Abteilungen. Vielleicht gibt es in deinem näheren Umfeld Menschen, denen das Verhalten des mobbenden Kollegen gewaltig auf die Nerven geht. Sprich sie an und versuche, von ihnen Unterstützung zu bekommen. Vielleicht hilft folgender Denkanstoß dabei: Frag deine Kollegen, wie sie sich fühlen, wenn sie demnächst die Zielscheibe für die Attacken der Kollegen sind. Schließlich kann niemand wissen, ob man bei dir aufhört. Biete gleichzeitig deine Unterstützung an, sollten die Kollegen Opfer von Schikane oder Mobbing werden.
  4. Mobbing-Tagebuch führen: Falls das Mobbing zu einem späteren Zeitpunkt deinen Chef beschäftigen sollte, musst du vorbereitet sein. Mach dir daher so ausführlich wie möglich Notizen, wie das Mobbing abläuft:
    • Wer spricht, handelt?
    • Was sagt die Person, was passiert?
    • Welche Zeugen sind anwesend, wer kann den Vorfall bestätigen?
    • Wann hat sich der Vorfall zugetragen?
    • Wie äußert sich die Attacke bei dir? Welche Folgen zeigen sich? Denkbar sind beispielsweise Schlafstörungen, Magenprobleme, Trauer…
  5. Juristisch vorgehen: Es kann außerdem helfen, dem Arbeitgeber klar zu machen, dass er nicht tatenlos zusehen darf. Und das nicht nur aus moralischen Gründen. Dein Arbeitgeber hat eine Fürsorgepflicht dir gegenüber. Das bedeutet, dass er dafür sorgen muss, dass dir am Arbeitsplatz nichts zustößt. Mobbing ist das Gegenteil davon. Unternimmt er nichts gegen die Anfeindungen und Attacken deines Kollegen, können auch ihm Konsequenzen drohen, wenn du das Mobbing öffentlich machst.
  6. Professionelle Hilfe suchen: Einige Mobbing-Opfer brauchen nach diesem anstrengenden und häufig nervenaufreibenden Prozess professionelle Unterstützung. Auch das ist überhaupt nichts Schlimmes, sondern ganz menschlich. Schäme dich also nicht dafür, sondern suche dir die Hilfe, die du brauchst. Schließlich kannst du dich nicht wegen eines Jobs psychisch fertig machen lassen.
  7. Auf Jobsuche gehen: Die Suche nach einem neuen Job ist häufig der letzte Ausweg. Sie bietet sich dann an, wenn die Situation derart verfahren ist, dass sie sich auch mit Mediation oder anderer Hilfe von außen nicht bessert. Die Jobsuche solltest du dabei keinesfalls als Niederlage verstehen. Im Gegenteil: Du bist so selbstbewusst und stark, dass du das Mobbing deiner Kollegen nicht mehr weiter hinnimmst und für dich die Konsequenzen ziehst.

Bildnachweis: fizkes / Shutterstock.com


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