Arbeitslosigkeit als Chance: Neuorientierung und Planung des weiteren Karrierewegs

Der Weg in die Arbeitslosigkeit muss kein Weg in die Sackgasse sein. Bildquelle: fotolia.com © joyfotoliakid

Vermutlich kommt jeder im Laufe seines Lebens einmal in die Situation, seinen Job zu verlieren und sich dann nach etwas Neuem umsehen zu müssen. Statt sich in diesem Fall zu sehr über die missliche Lage zu grämen, kann dies genauso gut als sinnvoller Moment zum Innehalten und Überdenken genutzt werden. Viel zu selten wird im Alltagstrott über die längerfristige Entwicklung der eigenen Karriere nachgedacht und darüber, ob möglicherweise ein etwas anderer Weg ohnehin nicht viel passender wäre.

Die Wenigsten machen sich regelmäßig konkrete Gedanken über den Verlauf der persönlichen Berufslaufbahn auch im Zusammenhang mit der restlichen privaten Lebenssituation. So treten nicht nur Veränderungen etwa durch die Gründung einer Familie oder einen Umzug auf, auch persönliche Interessen können sich wandeln oder in eine andere Richtung entwickeln. Im Falle einer Arbeitslosigkeit ist es dann allerdings höchste Zeit, sich und sein Leben genauer unter die Lupe zu nehmen. Eine detaillierte Bestandsaufnahme kann dabei helfen, die nächsten Schritte anzugehen und die richtigen Maßnahmen in die Wege zu leiten.

Arbeitslos – Was sind die Gründe?

Für viele ist eine Entlassung zunächst einmal ein Schock. Der Job dient zum Erwirtschaften des Lebensunterhalts und dieser ist nun in gewisser Weise in Gefahr. Auch bei Bezug von Arbeitslosengeld I – im ersten Jahr der Arbeitslosigkeit – muss mit Einschränkungen gerechnet werden. Denn es beträgt nur rund 60 Prozent des letzten Gehalts. Wichtig ist es, sich ohne Selbstvorwürfe objektiv zu überlegen, welche Gründe zu dieser Situation geführt haben.

In einigen Fällen liegen die Ursachen in Umstrukturierungsmaßnahmen der jeweiligen Arbeitgeber oder einer schlechten Auftragslage. Nicht immer ist die Entlassung dann an persönlichen Schwächen festzumachen. Dennoch lohnt es sich herauszufinden, ob möglicherweise Defizite herrschen, die für die kommende Bewerbungsphase ausgeglichen werden sollten. Hierfür kommen die unterschiedlichsten Bereiche in Frage:

  • Fachliche Defizite: Jede Branche entwickelt sich ständig weiter. Nicht immer können sich Arbeitnehmer hier während des Berufsalltags mit Weiterbildungsmaßnahmen auf den neuesten Stand bringen.
  • Zunehmende Digitalisierung: Vor allem Arbeitnehmer, die bereits einige Zeit im Berufsleben stehen, konnten zwar bereits viel fachliche Erfahrung sammeln, kommen aber häufig nicht so gut mit innovativen digitalen Technologien klar, die zunehmend Einzug in sämtliche Branchen halten.
  • Unpassende Tätigkeit: Möglicherweise sind Sie im Laufe der Jahre immer mehr mit Aufgaben betraut worden, die Sie eigentlich gar nicht übernehmen wollten. Sei es, weil sie fachfremd sind oder einfach nicht den persönlichen Neigungen entsprechen. Nicht selten wird diese Situation zwar akzeptiert, allerdings steigt meist auch die Frustration über die unliebsamen Tätigkeiten. In diesem Fall ist ein Jobwechsel eine gute Chance auf einen Neustart.

Potentialanalyse – Wohin kann der weitere Weg gehen?

Beim Durchforsten von Stellenangeboten wird meist einerseits nach Jobs gesucht, die unseren Fähigkeiten entsprechen, andererseits sind auch solche interessant, die möglicherweise neue Herausforderungen bieten und die Karriere einen Schritt voranbringen können. Dafür ist es jedoch wichtig zu wissen, welche Fähigkeiten Sie bereits mitbringen und mit welchen Soft-Skills Sie zusätzlich punkten und die Chancen auf Erfolg erhöhen können.

Spätestens wenn wir vor unserem Lebenslauf sitzen und an einer Bewerbung feilen, sind wir damit konfrontiert, unsere besten Eigenschaften herauszustreichen. Eine detaillierte Analyse kann dann dabei helfen, einen umfassenden Überblick über sich und seine Fähigkeiten zu bekommen. Hier sollte auch nach Talenten und Eigenschaften geforscht werden, die bisher möglicherweise nicht zum Vorschein kommen konnten.

Mit dieser Grundlage fällt es einfacher, Strategien für die weitere berufliche Laufbahn zu entwickeln. Es wird klarer, wo die eigenen Schwerpunkte liegen und ob der bisherige Weg überhaupt der richtige war. Nicht selten wurden bisher automatisch sich bietende Gelegenheiten ergriffen, ohne dabei langfristig zu denken oder wirklich auf die persönlichen Wünsche und Ziele zu achten. Vor allem wenn dabei zunächst ein sicherer Arbeitsplatz winkt.

Der Jobwechsel ist deshalb die beste Gelegenheit, in sich zu gehen und sich ernsthafte Gedanken über die Zukunft zu machen. Wer sich nicht vor neuen Herausforderungen scheut, sollte durchaus auch über einen Branchenwechsel nachdenken.

Bevor man vor dem Bildschirm sitzt und seine Bewerbungsunterlagen anfertigt, sollte man sich bewusst sein, wohin der Weg zukünftig gehen soll. Bildquelle: fotolia.com © SFIO CRACHO

Die bisherigen Berufserfahrungen sind mehr wert, als die meisten denken und können oftmals auch auf andere Tätigkeitsfelder übertragen werden. Gerade die vielzitierten Soft-Skills sind dabei ein wertvolles Kapital.

Die Höhe der Einkünfte – Wie sind die Verdienstmöglichkeiten?

Allzu oft wird das unangenehme Thema Gehaltserhöhung nach hinten verschoben. Im Falle eines Jobverlustes ist es dann zu spät. Dabei ist das Thema Verdienst sehr wichtig und wirkt sich nachhaltig auf viele andere Bereiche des Lebens aus. Nicht nur der aktuelle Lebensunterhalt werden zum größten Teil durch das Arbeitsentgelt bestimmt, auch die Höhe der künftigen Rente hängt davon ab.

Im Falle einer Arbeitslosigkeit kommt oftmals auch die Frage auf, inwieweit Ersparnisse aus einer Lebensversicherung dann zum Lebensunterhalt verwendet werden müssen. Dabei kommt es darauf an, ob Arbeitslosengeld I oder II bezogen wird. Bei ersterem wird privates Vermögen oder auch die private Altersvorsorge nicht angetastet. Dauert die Arbeitslosigkeit länger an und es wird Hartz IV beantragt, muss unter Umständen zunächst der Lebensunterhalt durch eigene Ersparnisse bestritten werden oder die Vermögenswerte werden auf den Hartz IV-Satz angerechnet. Ob hierbei etwa auch Verträge zur Rentenabsicherung betroffen sind, kommt auf die Art der Lebens- oder Rentenversicherung an.

Für die Zukunftsplanung sollte ein Jobwechsel stets genutzt werden, um die aktuelle finanzielle Situation zu analysieren. In der Regel hat jeder den Wunsch, sich bei einer neuen Arbeitsstelle hier zu verbessern oder zumindest nicht zu verschlechtern.

Deshalb ist es sinnvoll zu recherchieren, welche Gehälter im entsprechenden Tätigkeitsfeld üblich sind, um für die nächste Bewerbungsrunde gerüstet zu sein. Wird ein höheres Einkommen angestrebt, sollte überlegt werden, ob dafür weitere Qualifikationen notwendig sind und wie diese angeeignet werden können.

Zukunftsplanung – Was ist der perfekte Job?

Bei der Suche nach dem nächsten passenden Job kann es helfen, sich an einem kleinen Fragenkatalog zu orientieren:

  • Wieviel kann in dem Job verdient werden? Passt dies zu den vorhandenen Qualifikationen, Vorstellungen und kann der Lebensunterhalt damit gedeckt werden?
  • Können die persönlichen Fähigkeiten eingesetzt und ausgereizt werden? Stellt die Tätigkeit eine positive Herausforderung dar?
  • Gibt es die Möglichkeit sich weiterzuentwickeln?
  • Passt die Arbeitsstelle zu den persönlichen Lebensumständen? Müssen dabei bestimmte Kompromisse eingegangen werden?

Grundsätzlich ist es sinnvoll, bei einer Arbeitslosigkeit und bei der Suche nach einem neuen Job über den bisherigen Tellerrand hinauszublicken. Flexibilität ist eine der wichtigsten Eigenschaften auf dem immer dynamischer werdenden Arbeitsmarkt. Viele Berufsbilder werden neu definiert oder erweitert und die Tätigkeitsfelder überlagern sich zunehmend. Von jedem einzelnen ist dabei auch mehr Eigenverantwortung gefragt. Wer dabei genau weiß, wo die persönlichen Stärken liegen und bereit ist, sich auch neue Fertigkeiten anzueignen, verfügt damit über einen entscheidenden Vorteil.

Wenn sich beim Vorstellungsgespräch dann herausstellt, dass die Arbeitsstelle doch nicht passen wird, konnte zumindest eine weitere Erfahrung gemacht und vielleicht auch wichtige Kontakte geknüpft werden.

Zu einem perfekten Job gehören mehr als nur nette Kollegen und ein lichtdurchflutetes Büro. Bildquelle: fotolia.com © Halfpoint

Arbeitslosigkeit nutzen – Welche Möglichkeiten gibt es?

Fehlen zum nächsten Traumjob noch entscheidende Qualifikationen, dann ist die Phase der Arbeitslosigkeit die beste Zeit, um hier nachzubessern. Über die Arbeitsagentur können verschiedene Weiterbildungsangebote in Anspruch genommen werden, die über den sogenannten Bildungsgutschein abgerechnet werden.

Beim Beratungsgespräch ist es deshalb sinnvoll, über mögliche Defizite zu sprechen, und die Potentiale zusätzlicher Qualifikationen für die weitere Karriere auszumachen. Wird eine Maßnahme als sinnvoll erachtet, können die Kosten für die Weiterbildung im Rahmen des Bildungsgutscheines von der Arbeitsagentur übernommen werden.

Sind die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt sehr gering, kann unter Umständen sogar eine Umschulung nötig werden. Auch in diesem Fall ist es sinnvoll, sich frühzeitig umfassende Gedanken über das vorhandene Potential und eine mögliche Neuausrichtung zu machen. Gemeinsam mit dem Arbeitsberater können dann Möglichkeiten über den künftigen Karriereweg und die finanzielle Absicherung während einer weiteren Ausbildung erörtert werden.


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