Ein junger Mann denkt darüber nach die Ausbildung zu wechseln

Ausbildung wechseln: Tipps & Hilfe für den Ausbildungswechsel

Dass ein Azubi die Ausbildung wechseln will, kommt immer wieder vor und muss auch per se gar nicht schlimm sein. Manchmal ist es besser, noch in der Ausbildung den Ausbildungsberuf zu wechseln, als sein weiteres Berufsleben einen Job auszuüben, der einem nicht gefällt. Welche Gründe dafürsprechen, die Ausbildung zu wechseln, wie du dabei vorgehst und welche gesetzlichen Fristen gelten, erfährst du hier.

Ausbildung wechseln: Die aktuelle Lage

Vielleicht hast du dir unter deinem Ausbildungsberuf etwas ganz anderes vorgestellt. In der Theorie klang auch alles ganz toll. Nach einigen Wochen und Monaten im Ausbildungsberuf kannst du dir aber nicht mehr vorstellen, die Ausbildung zu beenden – oder diesen Beruf für den Rest deines Erwerbslebens auszuüben. Was also tun? Die Ausbildung zu wechseln, könnte eine Möglichkeit sein, morgens wieder mit Freude und Elan in den Ausbildungsbetrieb zu gehen.

Übrigens bist du mit deinem Wunsch, die Ausbildung zu wechseln, nicht allein. Der Ausbildungsreport 2020 des Jugendverbands DGB-Jugend hat sich die Situation unter Azubis einmal genauer angesehen und erstaunliche Zahlen veröffentlicht: Mehr als 15 Prozent der befragten Azubis gaben an, dass sie eine Ausbildung abgebrochen haben. Der überwiegende Teil von ihnen wechselte dabei nicht nur von einem Betrieb in einen anderen, sondern gleich den Ausbildungsberuf. Mehr als 80 Prozent der Ausbildungsabbrecher haben sich also für den falschen Ausbildungsberuf entschieden und keinen anderen Ausweg gesehen, als die Ausbildung zu wechseln.

Die Gründe für den Ausbildungsplatzwechsel

Wer sich dafür entscheidet, die Ausbildung zu wechseln, sollte gute Gründe für diesen Schritt haben. Denn die aktuelle Ausbildung abzubrechen, sich für einen neuen Ausbildungsberuf zu entscheiden und einen Betrieb zu finden, bei dem die Ausbildung im besten Fall nahtlos fortgesetzt werden kann, ist gar nicht so einfach. Im schlimmsten Fall verlierst du dann eine ganze Menge Zeit, wenn du die Ausbildung ohne gründliche Vorbereitung wechselst.

Um das zu vermeiden, solltest du vorab einige Dinge für dich klären – vor allem, um dich nicht zum zweiten Mal für einen Ausbildungsberuf zu entscheiden, der dir keinen Spaß macht.

Eine schlechte Stimmung im Ausbildungsbetrieb oder einmalige Auseinandersetzungen mit Kollegen oder gar dem Ausbilder sind nicht sofort ein Grund, die Ausbildung zu wechseln. Etwas anderes ist es dagegen, wenn es nicht nur kurzzeitig zu Differenzen kommt. Wenn du das Gefühl hast, systematisch und über einen längeren Zeitraum ausgegrenzt oder schlecht behandelt zu werden, könnte es sich um Mobbing handeln. Und Mobbing im Betrieb kann durchaus ein Grund dafür sein, die Ausbildung zu wechseln. In einer derart vergifteten Arbeitsatmosphäre musst du deine Ausbildung nicht bis zum Abschluss verbringen. Unter Umständen würdest du damit sogar deine Gesundheit gefährden.

Gesundheitliche Probleme sind ein weiterer Grund, der einen Ausbildungsplatzwechsel rechtfertigt. Du könntest zum Beispiel in der Ausbildung zur Kosmetikerin feststellen, dass du allergisch gegen bestimmte Stoffe bist. Natürlich kannst du den Beruf nur schwierig mehrere Jahre ausüben, wenn du permanent mit einer Allergie kämpfen musst. Gesundheitliche Probleme können sich aber auch relativ schnell bei körperlich anstrengenden Tätigkeiten, wie zum Beispiel als Bauarbeiter, zeigen. Auch das ist ein legitimier Grund, die Ausbildung zu wechseln.

Viele Azubis merken nach einiger Zeit im Ausbildungsbetrieb aber auch, dass ihnen die Tätigkeit einfach nicht liegt oder nicht gefällt. Vielleicht haben sie die Ausbildungsstelle nur angenommen, weil sie keine andere gefunden haben. Ein echtes Interesse daran, den Beruf zu erlernen, fehlt dementsprechend. In der Konsequenz möchte man schon nach kurzer Zeit den Ausbildungsberuf wechseln. Sofern du gut begründen kannst, warum du dich für den falschen Beruf entschieden hast, wird das der nächste Personaler verstehen können.

Ausbildung wechseln: die rechtlichen Voraussetzungen

Wenn du unter keinen Umständen weiterhin in deinem aktuellen Ausbildungsberuf arbeiten möchtest, bleibt dir nur die Kündigung. Rein rechtlich gesehen, musst du dabei jedoch bestimmte Fristen einhalten:

  • Während der Probezeit: Du kannst ohne Angaben von Gründen jederzeit kündigen. Wie lange deine Probezeit ist, erfährst du in deinem Ausbildungsvertrag. Es sind Zeiträume zwischen einem und vier Monaten möglich.
  • Nach der Probezeit: Nach der Probezeit gilt eine festgeschriebene Kündigungsfrist von vier Wochen. Du solltest aber in jedem Fall in deinem Ausbildungsvertrag nachsehen, was dort vereinbart ist. Nur so kannst du sicher sein, die richtige Frist einzuhalten. Möchtest du die Kündigungsfrist nicht einhalten, kannst du unter Umständen einen Aufhebungsvertrag mit deinem Ausbildungsbetrieb vereinbaren. Diesem Aufhebungsvertrag müssen beide Seiten zustimmen. Im Vertrag kann ein beliebiges Datum festgeschrieben werden, zu dem der Ausbildungsvertrag enden soll. Ab diesem Termin bist du frei, die Ausbildung zu wechseln.

Ausbildungsberuf wechseln: die Vorgehensweise

Statt die aktuelle Ausbildung von einem auf den anderen Tag abzubrechen und den Ausbildungsberuf zu wechseln, solltest du jedoch besser mit Bedacht vorgehen. Immerhin beeinflusst diese Entscheidung dein weiteres berufliches Leben. Wer mehrmals den Ausbildungsberuf wechselt, kommt unter Umständen in Erklärungsnot und wird es nicht so einfach haben, zum dritten oder gar vierten Mal eine neue Ausbildungsstelle zu finden.

Daher ist ein sorgfältiges Vorgehen notwendig, wenn du deine Ausbildung wechseln möchtest:

  1. Ausbildungsberuf finden: Bevor du dich noch einmal für den falschen Ausbildungsberuf entscheidest, solltest du dir gründlich Gedanken machen. Kläre für dich, wo deine Interessen, Stärken und Fähigkeiten liegen. Am besten du schreibst dir diese Dinge auf und sammelst sie. Wenn du dir unsicher bist, welcher Beruf für dich der richtige ist, kannst du dich auch an die Bundesagentur für Arbeit, den Ausbildungsberater bei der Handwerkskammer oder der IHK wenden. Diese Personen sind darauf spezialisiert, Azubis bei der Berufswahl zu beraten.
  2. Mit Freunden und Familie sprechen: Die Ausbildung zu wechseln, ist kein einfacher Schritt. Umso besser, wenn du Personen hast, die dich bei deinem Vorhaben unterstützen. Sprich daher mit deiner Familie über deine Pläne. Wenn du noch nicht volljährig bist, braucht du ohnehin das Einverständnis deiner Eltern, wenn du die Ausbildung wechseln möchtest. Das Gespräch mit Familie und Freunden hat aber noch einen weiteren Vorteil: Es hilft dir, zu erkennen, was dich an deiner aktuellen Ausbildung stört und wie du das ändern möchtest. Diese Einsichten helfen dir dabei, die weiteren Schritte anzugehen.
  3. Ausbildungsbetrieb einbeziehen: Viele Azubis trauen sich nicht, ihren aktuellen Ausbilder schon vor der Kündigung des Ausbildungsvertrages zu informieren. Wenn du deine Ausbildung jedoch nicht aufgrund von Meinungsunterschieden oder Mobbing im Ausbildungsbetrieb abbrechen möchtest, kann es von Vorteil sein, deinen Ausbilder einzubeziehen. Du hast dich schlichtweg für den falschen Beruf entschieden und möchtest daher deine Entscheidung rückgängig machen. Das hat mit deiner aktuellen Ausbildungsstelle gar nichts zu tun, sondern wäre vermutlich auch in jedem anderen Betrieb so gekommen. Gelingt es dir, im Gespräch genau das deutlich zu machen, kann dir dein Chef sogar eine Hilfe sein. Vermutlich wird er Kontakt zu anderen Betrieben in der Umgebung haben. Wenn du und dein Ausbilder euch im Guten trennt, wird er unter Umständen in einem anderen Betrieb ein gutes Wort für dich einlegen. So findest du mit etwas Glück schneller einen neuen Ausbildungsplatz.
  4. Ausbildungsplatz finden: Kündige deinen aktuellen Ausbildungsplatz am besten erst dann, wenn du einen neuen Ausbildungsvertrag unterschrieben hast. Das hat folgenden Hintergrund: Wenn du unter Zeitdruck nach einem neuen Ausbildungsplatz suchen musst, könntest du schon wieder eine falsche Entscheidung treffen. Vielleicht unterschreibst du kurz vor Beginn eines neuen Ausbildungsjahres wieder einen Vertrag für einen Ausbildungsberuf, von dem du nicht komplett überzeugt bist. Schlimmstenfalls bist du nach einigen Wochen dann wieder an dem gleichen Punkt und möchtest die Ausbildung wechseln. Das kannst du vermeiden, indem du dir für die Suche ausreichend Zeit lässt.

Bildnachweis: eldar nurkovic / Shutterstock.com


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