Trotz Burnout arbeiten gehen: Definition, Anzeichen und Gefahren
Arbeiten trotz Burnout ist für viele Beschäftigte traurige Realität. Es ist wichtig, dass sich sowohl Beschäftigte als auch Arbeitgeber bewusst machen, welche gesundheitlichen Risiken es birgt, trotz Burnout arbeiten zu gehen, und dass beide angemessen darauf reagieren.
Was ist ein Burnout?
Bevor wir uns näher damit beschäftigen, ob es eine gute Idee ist, trotz Burnout arbeiten zu gehen, schauen wir uns zunächst an, was man unter einem Burnout überhaupt versteht. Das Phänomen wird schon seit einigen Jahren wissenschaftlich untersucht, weshalb es verschiedene Ansätze dazu gibt.
Alle Ansätze stimmen jedoch darin überein, dass es sich bei einem Burnout um einen ernsthaften, manchmal sogar besorgniserregenden Gesundheitszustand handelt, der dadurch verursacht wird, dass die betroffene Person über einen längeren Zeitraum chronischem Stress ausgesetzt ist.
Dieser immense Stress kann sich unterschiedlich auswirken:
- Emotionale Symptome: Erschöpfung ist das kennzeichnende Gefühl eines Burnouts, das sich auf ganz unterschiedliche Lebensbereiche beziehen kann. Häufig fühlt man sich nicht nur körperlich erschöpft, sucht Ruhe und Erholung, sondern auch die Psyche ist betroffen. Deshalb stellt sich auch nach einem langen Wochenende oder nach einem Urlaub kein Gefühl der Erholung ein. Trotz körperlicher Erholung fehlt es an Energie, um die täglichen Aufgaben zu bewältigen. Die betroffene Person fühlt sich leer, ausgebrannt und müde.
- Körperliche Symptome: Aus zu viel Stress und letztlich einem Burnout können außerdem körperliche Beschwerden resultieren. Schlafprobleme sind häufig zu beobachten, wenn man trotz Burnout arbeitet. Aber auch Kopfschmerzen, Magenprobleme und Rückenschmerzen können Hinweise darauf liefern, dass mit der Gesundheit etwas nicht stimmt. Es muss zwar nicht immer ein Burnout dahinterstecken, doch sollte man diese Möglichkeit bei langanhaltenden Beschwerden unbedingt in Betracht ziehen.
- Entfremdung: Hält der Burnout an, ohne dass etwas gegen diesen Zustand unternommen wird, entwickeln einige der betroffenen Personen eine Form von Depersonalisierung. Sie entfremden sich immer mehr von ihrer Arbeit. Vielleicht deshalb, weil sie unterbewusst ahnen, dass die Arbeit der Grund für ihre schlechte Verfassung ist. Manchmal geht die Entfremdung so weit, dass sie sich nicht nur auf die Arbeit, sondern auch auf die Kollegen und – in ganz besonders ausgeprägten Fällen – sogar auf die Person selbst bezieht. Diese emotionale Distanz führt dazu, dass man sich immer weiter von seiner Arbeit und den Kollegen entfernt und sich schließlich komplett isoliert. Das hat natürlich Auswirkungen auf die zwischenmenschlichen Beziehungen insgesamt: Diese kühlen sich ab, was dazu führen kann, dass man Freunde verliert und irgendwann komplett sozial isoliert ist.
- Leistungsabfall: Wer permanent angespannt und chronisch überfordert ist, ist natürlich nicht so leistungsfähig wie Personen, die ausgeruht und mit einer guten Resilienz ausgestattet sind. In manchen Fällen setzt der Abfall der Leistungsfähigkeit einen noch schlimmeren Teufelskreis in Gang: Die betroffene Person, die trotz Burnout arbeiten geht, könnte das Bedürfnis verspüren, sich noch weiter anzustrengen, um wieder bessere Leistungen zu zeigen. Schließlich steht bei länger anhaltender schlechter Performance der Job auf dem Spiel. Das führt jedoch dazu, dass die Person weiter über ihre Grenzen geht und damit die Symptome des Burnouts nur verschärft.
Trotz Burnout arbeiten gehen: Die Gefahren
Das Phänomen Burnout ist mittlerweile zwar bekannt, aber die meisten Menschen gehen nicht davon aus, dass sie einen Burnout haben, wenn sie die genannten Symptome bei sich feststellen.
Besonders Beschäftigte in Führungspositionen oder solche, die anderweitig Verantwortung am Arbeitsplatz übernehmen, haben häufig Schwierigkeiten damit, sich einzugestehen, dass sie mit dem Workload nicht zurechtkommen und sie aufgrund des anhaltenden Drucks Probleme haben. Das wiederum kann ein Grund dafür sein, dass diese Personen trotz Burnout weiter arbeiten gehen und damit schwerwiegende Konsequenzen in Kauf nehmen. Denn in den meisten Fällen verschlimmert sich der Burnout dadurch.
Kollegen und Vorgesetzte sind daher angehalten, möglichst genau zu beobachten, ob ein Mitarbeiter bereits erste Anzeichen eines Burnouts zeigt oder vielleicht sogar schon einen ausgeprägten Burnout hat.
Mitarbeiter mit Burnout unterstützen: Das können Arbeitgeber tun
Typisch für einen Burnout ist, dass man sich nicht eingestehen möchte, dass man krank ist. Ein Burnout trifft nämlich häufig die Mitarbeiter, die bereit sind, herausragende Leistung zu bringen, und sich mit voller Kraft für das Unternehmen einsetzen.
Da diese Beschäftigten sich zu einem großen Teil über ihre Leistung am Arbeitsplatz definieren, fällt es ihnen schwer, zuzugeben, dass sie von ihrer Arbeit überfordert sind. Stattdessen gehen sie lieber trotz Burnout arbeiten.
Daher ist in vielen Fällen der Arbeitgeber gefragt, etwas zu unternehmen und die Mitarbeiter dabei zu unterstützen, sich Hilfe zu holen und zu genesen.
In der Vergangenheit haben sich zum Beispiel die folgenden Maßnahmen bewährt, wenn Mitarbeiter trotz Burnout weiter arbeiten gehen:
- Sensibilisieren und schulen: Wenn Mitarbeiter und Vorgesetzte wissen, worauf sie achten sollen, können sie frühzeitig reagieren. Dieses Wissen ist jedoch noch nicht allzu weit verbreitet. Arbeitgeber können ihre Belegschaft unterstützen, indem sie entsprechende Schulungen anbieten (oder vielleicht sogar verpflichtend einführen) und generell auf das Thema Druck und Stress am Arbeitsplatz aufmerksam machen. Zusätzlich bieten sich Kurse zur Prävention an, um eine ausgeglichene Work-Life-Balance zu fördern und somit die Gesundheit der Beschäftigten zu erhalten oder wiederherzustellen.
- Offen kommunizieren: In manchen Unternehmen fürchten sich die Beschäftigten davor, offen über die Belastungen zu sprechen. Arbeiten trotz Burnout wird in einem solchen Umfeld wahrscheinlicher. Schließlich möchte man sich nicht als eine Person zu erkennen geben, die mit dem Leistungsdruck nicht zurechtkommt, wenn doch augenscheinlich alle anderen Beschäftigten kein Problem damit haben. Eine realistische und wertschätzende Unternehmenskultur kann hier helfen. Arbeitgeber sollten ein Umfeld schaffen, in dem ihre Beschäftigten keine Scheu davor haben, über Belastungen zu sprechen. Hierbei sind auch die Führungskräfte gefragt. Diese sollten ein offenes Ohr für die Anliegen der Mitarbeiter haben und dafür sorgen, dass sich kein Beschäftigter davor fürchtet, offen über Probleme und Belastungen zu sprechen. Dafür ist es entscheidend, dass sie eine Atmosphäre des Vertrauens schaffen.
- Flexibilität bieten: Flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, im Homeoffice oder anderweitig remote zu arbeiten, werden von vielen Mitarbeitern geschätzt. Sie sind aber nicht nur ein gutes Mittel, um wirksames Employer Branding zu betreiben. Flexibilität bei der Arbeit gibt vielen Beschäftigten den nötigen Freiraum, ihre privaten Termine um ihren Job herum zu koordinieren. Das kann ein wichtiger Beitrag dazu sein, dass Mitarbeiter ein ausgewogenes Verhältnis zwischen beruflichem und privatem Leben finden, was den Druck und Stress bei der Arbeit vermindert.
- Arbeitsbelastung anpassen: Vorgesetzte tun außerdem gut daran, regelmäßig zu überprüfen, ob sie ihre Mitarbeiter nicht überfordern. Stellen sie fest, dass sie selbst ihren Mitarbeitern zu viel Arbeitsaufträge gegeben haben oder dass die Beschäftigten die Tendenz haben, sich zu viel zuzumuten, sollten sie reagieren. Natürlich gibt es immer Zeiten, in denen die Arbeitsbelastung größer ist und alle mit anpacken müssen, um zum Beispiel den nächsten Meilenstein zu erreichen. Ist das geschafft, sollten Vorgesetzte aber unbedingt darauf achten, die Arbeitsbelastung wieder auf ein erträgliches Maß zurückzuschrauben. Um das zu erreichen, kann man sich als Führungskraft zum Beispiel Gedanken darüber machen, ob die Deadline für die Projekte nicht vielleicht zu eng gesetzt ist. Oder man kann dafür sorgen, dass die Beschäftigten zusätzliche Ressourcen erhalten, um den Workload zu schaffen.
Arbeiten trotz Burnout: Das sollten Mitarbeiter tun
Arbeiten trotz Burnout ist keine gute Idee. Trotzdem tun es einige Beschäftigte. Manche aus Angst davor, sonst ihren Job zu verlieren, andere deshalb, weil sie sich dazu verpflichtet fühlen, ihre Aufgaben zu erledigen. Wieder andere wollen gar nicht wahrhaben, dass sie einen Burnout haben, und gehen daher trotz Burnout arbeiten.
Wie wir gesehen haben, kann die anhaltende Arbeitsbelastung dazu führen, dass die Symptome sich noch weiter verstärken und der Burnout am Ende nur noch schlimmer wird.
Beschäftigte, die merken, dass sie überfordert sind, sich aber keinen Urlaub gönnen können oder wollen, sollten daher zumindest ein paar rudimentäre Maßnahmen umsetzen, um die schlimmsten Folgen abzumildern:
- Regelmäßig Pausen machen: Sich in regelmäßigen Abständen eine Pause zu gönnen, hilft dabei, sich zu erholen und neue Energie zu tanken. Schon kurze Pausen können helfen, die Belastung im Job zu reduzieren.
- Arbeit einteilen: Prioritäten setzen zu können, ist entscheidend, um den Burnout nicht zu verschlimmern. Beschäftigte sollten lernen, wichtige und dringende Aufgaben von anderen zu unterscheiden, und ihre Kraft darauf verwenden, die Aufgaben zu erledigen, die den meisten Output bringen. Andere Aufgaben sollten delegiert oder verschoben werden.
- Grenzen setzen: Wer trotz Burnout weiterarbeitet, muss darauf achten, dass die Belastung nicht noch größer wird. Ein wichtiger Aspekt dabei ist es, eine klare Grenze zwischen Arbeits- und Berufsleben zu ziehen. Nach Dienstschluss sollte das Handy ausgeschaltet werden und berufliche E-Mails sollten dann auch nicht mehr abgerufen werden.
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