Eine Frau stützt ihren Kopf auf der Hand ab, was ist die innere Kündigung?

Die innere Kündigung: Was erzeugt dieses Phänomen?

Schon seit Wochen hast du keine Lust mehr auf deinen Job. Die Kollegen sind unfreundlich, der Chef ein Choleriker und die Bezahlung könnte auch besser sein – von der fehlenden Work-Life-Balance ganz zu schweigen. Du erledigst auf der Arbeit nur noch das Allernötigste, von Motivation oder Einsatz für das Unternehmen keine Spur. So oder so ähnlich sieht eine innere Kündigung aus. Was es bedeutet, wenn du innerlich gekündigt hast, und was du dann tun kannst, erfährst du jetzt.

Definition innere Kündigung: Was bedeutet das eigentlich?

Von einer inneren Kündigung sprechen Psychologen und Personalfachkräfte, wenn der Mitarbeiter sich innerlich immer weiter von seiner Arbeit distanziert. Er hat zwar keine Kündigung in Schriftform eingereicht, ist häufig aber nur noch körperlich anwesend, gibt sich mit seiner Arbeit also keine besondere Mühe mehr.

Er bringt sich nicht mehr richtig ins Team ein, vermeidet jede Überstunde und identifiziert sich schon länger nicht mehr mit dem Unternehmen. Kurzum: Der Mitarbeiter macht nur noch Dienst nach Vorschrift – und nicht ein Fünkchen mehr.

In schweren Fällen kann die innere Kündigung sogar an Arbeitsverweigerung grenzen. Der Mitarbeiter rebelliert zwar nicht offenkundig gegen seine Arbeitsaufträge, er führt sie aber nicht mehr rechtzeitig oder vollständig aus.

In solche Fällen überlegen viele Chefs, ob sie dem Mitarbeiter eine verhaltensbedingte Kündigung aussprechen können. Schließlich möchten die meisten Arbeitgeber nur ungern für Beschäftigte zahlen, die ihre Verpflichtungen aus dem Arbeitsvertrag nicht erfüllen.

Ursachen und Gründe: So kommt es zu einer inneren Kündigung

Besonders in Unternehmen mit vielen Mitarbeitern ist die Gefahr groß, dass der ein oder andere Mitarbeiter innerlich kündigt. Denn in diesen Unternehmen können einzelne Mitarbeiter gut in der Masse untertauchen. Vorgesetzten fällt manchmal erst zu spät auf, dass es im Team einen oder gar mehrere Mitarbeiter gibt, die innerlich gekündigt haben.

Die Ursachen für die innere Kündigung eines Mitarbeiters können unterschiedlich sein. Den Anfang macht häufig eine Diskrepanz zwischen den eigenen Vorstellungen und denen des Unternehmens. Vielleicht möchte sich ein Mitarbeiter etwas mehr in bestimmte Prozesse einbringen, bekommt dafür aber nicht die Chance. Das Unternehmen ist zu schwerfällig, um spontane Änderungen in den Abläufen möglich zu machen.

Zu wenig Spielraum für Eigeninitiative und fehlende Wertschätzung der Führungskräfte scheinen die innere Kündigung zu begünstigen. Viele Arbeitnehmer reagieren nicht positiv darauf, wenn ihnen lediglich aufgetragen wird, bestimmte Arbeitsaufgaben zu erledigen. Sie möchten selbst zum Erfolg beitragen und vor allem auch ihre eigene Meinung äußern. Ist das nicht möglich, distanzieren sie sich nach und nach immer mehr vom Unternehmen.

Die Kommunikation mit der Führungsebene scheint auch unter einem anderen Gesichtspunkt eine wichtige Rolle zu spielen. Mitarbeiter, die in Umfragen zugeben, innerlich gekündigt zu haben, führen das häufig auf unbefriedigende Kommunikation zurück. Der Vorgesetzte lässt die gewünschte Wertschätzung vermissen und behandelt seine Mitarbeiter von oben herab. Einige Mitarbeiter können sich mit dieser Art Führungsverhalten zwar arrangieren, andere reagieren darauf jedoch mit einer inneren Kündigung.

Weitere Gründe für die innere Kündigung

Als weitere Ursachen für eine innere Kündigung werden außerdem genannt:

  • Fehlende Perspektive: Die Beschäftigten werden aller Wahrscheinlichkeit nach während ihrer Betriebszugehörigkeit auf der gleichen Position verharren und keine anderen Aufgaben übernehmen können.
  • Keine Entwicklung: Nach einiger Zeit im Job werden die anfangs spannenden Aufgaben zu monotonen Routinetätigkeiten, ohne dass andere interessante Aufgaben dazu kommen. Die Mitarbeiter langweilen sich während ihrer Arbeitszeit immer mehr, manche bis zum Boreout.
  • Fehlende Identifikation: Wenn sich die Unternehmensziele und -werte wandeln oder der Mitarbeiter plötzlich andere Prioritäten als sein Arbeitgeber setzt, kann auch das zu einem Problem werden. Mitarbeiter, denen ein ökologisches Wirtschaften immer wichtiger wird, werden vermutlich bei einem Mineralölkonzern langfristig nicht glücklich. Die eignen Werte liegen zu weit von den Zielen des Unternehmens entfernt.
  • Schlechte Bezahlung: Geld gehört zu den sogenannten Hygienefaktoren im Job. Wenn Beschäftige das Gefühl haben, ausgebeutet zu werden, während sich die Führungsriege im Unternehmen bereichert, kann auch das die innere Kündigung begünstigen.
  • Kein Zusammenhalt: Wenn die Mitarbeiter im Unternehmen mehr gegen- als miteinander arbeiten, kündigt der ein oder andere innerlich. Denn der ständige Konkurrenzkampf mit Kollegen kann ermüden und zu einer echten Belastungsprobe werden. Wer sich an den Konflikten im Team nicht mehr länger beteiligen möchte, könnte die innere Kündigung als Ausweg aus der Misere begreifen.

Das sind nur einige der Faktoren, die zu einer inneren Kündigung beitragen können. Letztlich kommt es darauf an, wie der individuelle Mitarbeiter die Zustände im Unternehmen beurteilt und wie er darauf reagiert.

Innerlich gekündigt? Das kannst du jetzt tun

Wenn du merkst, dass du von einer inneren Kündigung betroffen sein könntest, oder das Gefühl hast, dass es nicht mehr lange dauert, bis deine Demotivation so groß ist, dass du innerlich kündigst, kannst du versuchen, den Prozess aufzuhalten.

  1. Status-quo bestimmen: Versuche zunächst durch Selbstflexion herauszufinden, was dich im Berufsalltag besonders unglücklich macht. Woher kommt es, dass du immer weniger Lust hast, morgens zur Arbeit zu gehen? Ist dein Vorgesetzter schuld, nerven dich deine Kollegen oder bist du vielleicht selbst der Auslöser für die innere Kündigung?
  2. Maßnahmen definieren: Wenn deine persönliche oder berufliche Weiterentwicklung der Grund für die innere Kündigung ist, hast du unter Umständen noch eine Chance im Unternehmen. Formuliere so genau wie möglich aus, welche Aufgaben und Tätigkeiten du dir vorstellst und warum du diese zukünftig übernehmen möchtest. Hast du bestimmte Weiterbildungen gemacht oder dich in deiner Freizeit mit dem Thema beschäftigt? Welche neuen Skills hast du erworben? Danach solltest du dich mit deinem Vorgesetzten darauf verständigen, welche Entwicklungsmöglichkeiten es für dich in der Firma gibt. Unter Umständen sind auch Maßnahmen wie Job Enrichment möglich.
  3. Alternativen entdecken: Häufig ist es nicht so einfach, zeitnah die gewünschte Position zu bekommen. Wenn die Konflikte im Team oder mit dem Vorgesetzten so unüberwindbar sind, dass das Verhalten schon an Mobbing oder Bossing grenzt, solltest du über einen Arbeitsplatzwechsel nachdenken und dich in anderen Unternehmen bewerben. Übrigens: Es spricht auch nichts dagegen, dich in anderen Branchen oder gar als Quereinsteiger zu versuchen. Das könnte die lang ersehnte Abwechslung bringen und die nächste innere Kündigung verhindern.
  4. Auszeit machen: Wenn zwar klar ist, dass du das Unternehmen verlassen möchtest, du aber noch nicht weißt, was danach kommt, könnte das der richtige Zeitpunkt für eine berufliche Auszeit sein. Während dieser Zeit kannst du dich darauf konzentrieren, den Kopf frei zu bekommen. Du kannst zum Beispiel mit speziellen Programmen ins Ausland reisen und dort arbeiten. So gewinnst du andere Perspektiven und kannst diese neuen Eindrücke nutzen, um deinen weiteren Weg zu planen.

Bildnachweis: VK Studio / Shutterstock.com


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