Eine Frau gähnt bei der Arbeit, wann kommt es zu Dienst nach Vorschrift?

Dienst nach Vorschrift: Wenn Mitarbeiter resignieren

Wer nur Dienst nach Vorschrift macht, leistet auf Arbeit lediglich das absolute Minimum. Diese Arbeitsweise, die Beamten gern nachgesagt wird, kommt auch in der Privatwirtschaft vor. Was die Gründe dafür sind, dass Beschäftigte nur noch Dienst nach Vorschrift machen und was dagegen helfen könnte, haben wir uns einmal genauer angesehen.

Definition: Was versteht man unter Dienst nach Vorschrift?

Wenn Mitarbeiter nur noch das tun, was sie unbedingt müssen, keine Eigeninitiative (mehr) zeigen und scheinbar das Interesse am Job verloren haben, nennt man das „Dienst nach Vorschrift“. Die Mitarbeiter arbeiten zwar noch, strengen sich aber nicht mehr an.

Das ist für den Chef ärgerlich, jedoch kann er solchen Beschäftigten meist wenig vorwerfen. Denn Dienst nach Vorschrift heißt eben auch, dass diese Mitarbeiter die ihnen zugewiesenen Aufgaben erledigen. Das ist aber auch alles. Überstunden machen oder sich freiwillig bei knappen Deadlines melden kommt bei Mitarbeitern, die Dienst nach Vorschrift machen, nicht vor.

Dienst nach Vorschrift kann auch bedeuten, dass Mitarbeiter nur noch das tun, was in ihrem Arbeitsvertrag steht. Als Form des Protests, zum Beispiel wegen ausgebliebener Beförderung, beschließen einige Arbeitnehmer, sich nicht mehr für ihren Arbeitgeber ins Zeug zu legen.

Dienst nach Vorschrift: Grund für Abmahnung oder Kündigung?

Solange der Mitarbeiter das macht, was im Arbeitsvertrag vereinbart ist, gibt es keinen Grund für eine Abmahnung oder gar eine Kündigung. Sollte der Mitarbeiter jedoch seine Arbeit verweigern oder unzureichende Leistung bringen, sieht die anders aus. Unter Umständen kann der Arbeitgeber seinem Angestellten dann eine Abmahnung wegen Schlechtleistung erteilen. Ob das gerechtfertigt ist, hängt jedoch vom Einzelfall ab und kann nur von einem Fachanwalt beurteilt werden.

Dienst nach Vorschrift vs. innere Kündigung: Die Grenzen sind fließend

Mitarbeiter, die nur noch physisch anwesend sind und den übrigen Mitarbeitern keine echte Hilfe mehr bieten, sind nicht wirklich selten. Umfragen zeigen immer wieder, dass ein recht großer Teil der Beschäftigten nur Dienst nach Vorschrift macht oder sogar innerlich gekündigt hat.

Je nach Umfrage sollen bis zu 15 Prozent der Arbeitnehmer bereits innerlich gekündigt haben. Sie haben keine Lust mehr auf ihre Arbeitsaufgaben und machen nur noch das, was sie müssen. Anders als beim Dienst nach Vorschrift identifizieren sich nicht mehr mit ihrem Arbeitgeber. Häufig äußert sich die innere Kündigung durch Frust und schlechte Laune. Mitarbeiter, die sich innerlich von ihrem Arbeitgeber verabschiedet haben, können Kollegen in diesen Prozess hineinziehen.

Häufig lassen sie keine Gelegenheit aus, ihren Kollegen mitzuteilen, wie langweilig sie ihre Aufgaben finden und wie schlecht der Arbeitgeber im Vergleich zur Konkurrenz sei. Selbst wenn die Kollegen das zunächst anders sehen, kann auch in diesem Fall gelten: Steter Tropfen höhlt den Stein.

Und so führt die innere Kündigung eines Mitarbeiters oft dazu, dass die Stimmung im gesamten Team schlechter wird. Und möglicherweise auch dazu, dass sich der ein oder andere Kollege fragt, ob er sich nicht auf die Suche nach einem Arbeitgeber machen sollte, der bessere Rahmenbedingungen verspricht.

Dienst nach Vorschrift: Beispiele für das Verhalten

Dienst nach Vorschrift kommt in unterschiedlichen Ausprägungen vor. Diese Indizien können auf mangelnde Motivation hindeuten:

  • Der Mitarbeiter scheint keine Freude mehr an seinem Job zu haben und zeigt seine negative Einstellung mehr oder weniger offen.
  • Gemeinschaftliche Aktivitäten mit anderen Kollegen oder gar Gruppenarbeit meidet er möglichst. Wer Dienst nach Vorschrift macht, hält sich gern im Hintergrund auf.
  • Auch in Besprechungen tragen Betroffene meist wenig bei. Werden alle Mitarbeiter angesprochen, schauen jene unmotivierten demonstrativ zu Boden, um nicht antworten zu müssen.
  • Der Kollege fehlt immer öfter und immer länger. Häufig sind auch möglicherweise psychosomatische Beschwerden wie Rückenschmerzen oder Kopfweh Grund für seine Krankmeldung.
  • Unter Umständen lässt auch seine Arbeitsqualität nach. Der Kollege macht keine Überstunden mehr und scheint sich nicht mehr für seine Aufgaben zu interessieren. Möglicherweise steigt auch die Fehlerquote, weshalb Kollegen diese Fehler immer häufiger ausbügeln müssen.

Die Gründe: Darum machen Mitarbeiter nur noch Dienst nach Vorschrift

Warum kommt es so weit, dass Beschäftigte auf der Arbeit nur noch das Minimum leisten – und einige sogar nicht mal das? Wie immer, wenn es um menschliches Verhalten geht, kommen dafür unterschiedliche Gründe in Frage:

  1. Fehlende Wertschätzung: Bekommen Mitarbeiter immer häufiger den Eindruck, dass sie vom Vorgesetzten oder vom Chef keine Wertschätzung für ihren Einsatz erfahren, steigt die Gefahr, dass sie resignieren und nur noch Dienst nach Vorschrift machen.
  2. Langweilige Aufgaben: Wer jahrelang die immer gleichen Aufgaben erledigen muss, kann die Freude an seiner Arbeit verlieren. Das kann bis zum sogenannten Boreout: Der Mitarbeiter fühlt sich von seinen Aufgaben völlig unterfordert und schaltet mental ab.
  3. Überfordernde Aufgaben: Ein zu großer Workload kann auch dazu führen, dass nur Dienst nach Vorschrift gemacht wird. Denn wer sich überfordert fühlt, kann in dieser Arbeitsweise einen Ausweg sehen. Wer nur die im Arbeitsvertrag vereinbarten Tätigkeiten übernimmt, kann zusätzlichen Aufgaben entfliehen.
  4. Keine Karrieremöglichkeit: Mitarbeiter, die jahrelang nicht befördert wurden und keine Entwicklungsperspektive sehen, können ebenfalls resignieren. Dienst nach Vorschrift ist bei ihnen eine Reaktion darauf, dass sie sich mit den Gegebenheiten abgefunden haben und von ihrem Arbeitgeber nichts mehr erwarten.

Dienst nach Vorschrift: Diese Tipps können helfen

Es lässt sich mit verschiedenen Maßnahmen verhindern, dass Mitarbeiter nur noch Dienst nach Vorschrift machen.

  1. Gespräch suchen: Führungskräfte sollten das Gespräch mit Mitarbeitern suchen und ausloten, woher die aktuelle Leistungsflaute kommt. Unter Umständen ergeben sich schon in diesem Gespräch erste Lösungsansätze.
  2. Eigenverantwortung fördern: Sollten sich Mitarbeiter unterfordert fühlen, können Führungskräfte anspruchsvollere Aufgaben vergeben. Studien zeigen, dass die Motivation im Job bei mehr Eigenverantwortung steigt. Für Vorgesetzte und Arbeitgeber ist das doppelt erfreulich: Sie können auf Mikromanagement verzichten und steigern gleichzeitig die Produktivität ihrer Mitarbeiter.
  3. Kommunikation transparent machen: Aus anderen Studien wissen wir, dass in Unternehmen mit schlechter Kommunikation die Rate an Beschäftigten, die nur noch Dienst nach Vorschrift machen, besonders groß ist. Die Lösung lautet daher, an einer offenen und wertschätzenden Kommunikation zu arbeiten. Dazu gehört übrigens auch, eigene Fehler einzugestehen und eine effektive Fehlerkultur im Unternehmen voranzutreiben. Wenn Mitarbeiter Entwicklungsperspektiven und Raum zum Wachsen sehen, identifizieren sie sich eher mit ihrem Arbeitgeber. Das wiederum sorgt für eine hohe Arbeitsmotivation und verringert die Gefahr, dass nur noch Dienst nach Vorschrift gemacht wird.

Bildnachweis: Dean Drobot / Shutterstock.com


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