Zwei Holzfiguren stehen auf unterschiedlich großen Kleingeld-Stapeln. Die Holzfigur auf dem hat einen unglücklichen Blick, während die andere glücklich aussieht. Ein Symbolbild für Gehaltstransparenz.

Fair bezahlt? So nutzt du Gehaltstransparenz für dich

Ein transparenter Umgang mit dem Gehalt sorgt für Vergleichbarkeit und Gerechtigkeit. Gehaltstransparenz nützt nicht nur Arbeitnehmern, sondern auch Arbeitgebern. Erfahre hier, was rechtlich gilt, welche Vorteile es hat, Gehälter offenzulegen, und wie du in Erfahrung bringen kannst, was andere verdienen.

Gehalt offenlegen? Die gesetzlichen Grundlagen

Was verdient mein Kollege in vergleichbarer Position, wie viel bekommt die junge Kollegin? Das wissen viele Arbeitnehmer nicht so genau – mit der Gehaltstransparenz ist es in vielen Unternehmen nicht allzu weit her. Gehaltstransparenz bedeutet, dass Informationen über Löhne und Gehälter innerhalb einer Firma offengelegt werden. Das soll dabei helfen, Einkommensunterschiede sichtbarer zu machen.

Häufig deuten ungleiche Löhne auf eine unfaire Behandlung bestimmter Beschäftigter hin, zum Beispiel von Frauen im Vergleich zu männlichen Beschäftigten. Dabei gibt es verschiedene Formen von Gehaltstransparenz, etwa individuelle Auskunftsrechte, verpflichtende Lohnberichte auf Unternehmensebene oder die Offenlegung von durchschnittlichen Gehältern.

Eine zentrale rechtliche Grundlage der Gehaltstransparenz ist das Entgelttransparenzgesetz, das seit dem Jahr 2017 in Kraft ist. Dadurch haben Arbeitnehmer in größeren Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitern das Recht, das durchschnittliche Gehalt von Kollegen in vergleichbarer Position in Erfahrung zu bringen. Darüber hinaus sind Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten verpflichtet, regelmäßig zu dokumentieren, was sie tun, um die Entgeltgleichheit zu fördern.

Soweit die Theorie – in der Praxis gibt es viel Kritik an den gesetzlichen Vorgaben zur Förderung der Entgeltgleichheit. Die Auskunftsrechte von Beschäftigten sind praktisch oft schwer durchsetzbar, außerdem führen sie längst nicht immer zu der damit verknüpften Lohnangleichung.

In der öffentlichen Debatte hat das Thema Lohn(un)gleichheit in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, und das nicht erst seit dem Beschluss des Entgelttransparenzgesetzes. Das Interesse daran hängt mit gesellschaftlichen Forderungen nach mehr Fairness und Gleichstellung zusammen. Dabei spielt Gehaltstransparenz eine wichtige Rolle. Die Debatte über das Für und Wider von mehr Gehaltstransparenz wird dabei kontrovers geführt. Befürworter sind überzeugt, dass mehr Offenheit die Lohngleichheit erhöht und zu einer gerechteren Bezahlung von Arbeitskräften führt. Kritiker befürchten hingegen Eingriffe in die unternehmerische Freiheit und Spannungen im Kollegenkreis.

Wie du als Arbeitnehmer von Gehaltstransparenz profitieren kannst

Die Offenlegung von Gehältern hat für Arbeitnehmer viele Vorteile, und zwar sowohl in Bezug auf eine faire Bezahlung und Gleichstellung als auch im Hinblick auf die Karriere. Ein wichtiger Aspekt ist die Förderung von Fairness und Gleichberechtigung.

Nach wie vor gibt es einen Gender-Pay-Gap, der sich nicht allein durch unterschiedliche Berufe, Qualifikationen und Erwerbsbiografien erklären lässt. Im Kampf dagegen spielt Gehaltstransparenz eine zentrale Rolle. Durch mehr Lohntransparenz wird sichtbar, wo Menschen ungleich bezahlt werden. So entsteht ein größeres Bewusstsein für Ungleichbehandlung. Verantwortliche in Unternehmen stehen zudem stärker unter Druck, für gerechte Lohnstrukturen zu sorgen – das stärkt die Position von Arbeitskräften.

Als Arbeitnehmer verschafft mehr Gehaltstransparenz dir eine bessere Verhandlungsposition bei Bewerbungen oder Gehaltsgesprächen. Wenn du weißt, was für eine bestimmte Position branchenüblich ist oder womit du in dem betreffenden Unternehmen rechnen kannst, kannst du deine Wünsche selbstbewusster vertreten. Gerade bei der Jobsuche ist es wichtig, realistische Gehaltsforderungen zu stellen – wer weiß, was üblich ist, hat bessere Chancen dabei.

Auch zur Orientierung ist Lohntransparenz essenziell. So kannst du besser abschätzen, was du wo verdienen könntest – eine wichtige Info, wenn es zum Beispiel um grundlegende berufliche Entscheidungen geht. So kannst du außerdem gezielter planen, welche Qualifikationen nötig oder hilfreich wären, um ein bestimmtes Gehaltsniveau zu erreichen.

Nicht zuletzt trägt ein offener Umgang mit Gehältern zu einer offenen Unternehmenskultur bei. Wer das Gefühl hat, dass sein Arbeitgeber abhängig von Qualifikationen, Erfahrung, Verantwortung und Leistungen bezahlt, fühlt sich eher gut und fair behandelt. In so einem Job fühlt man sich eher wohl, bleibt vielleicht auch längerfristig und ist motivierter. Transparente Gehaltsstrukturen schaffen darüber hinaus Vertrauen und können Spekulationen und Missgunst unter Kollegen verhindern. 

Was Unternehmen von mehr Lohntransparenz haben

Nicht nur für Arbeitnehmer ist es vorteilhaft, Gehälter offenzulegen – auch Unternehmen haben etwas davon. Wer sich als Arbeitgeber für mehr Gehaltstransparenz einsetzt, schafft Vertrauen und Glaubwürdigkeit. Mitarbeiter, die die Höhe ihrer Gehälter nachvollziehen können, fühlen sich eher fair behandelt – und sind zufriedener. Das trägt zu einer guten Stimmung in der Belegschaft bei, in der sich (hoffentlich) alle anerkannt und ausreichend gewürdigt fühlen.

Gehaltstransparenz kann zugleich Spekulationen, Neid oder Misstrauen entgegenwirken. Dazu kann es ansonsten leicht kommen, wenn über Gehälter nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen wird. Ein klarer Umgang mit der Zusammensetzung der Vergütung fördert ein gutes Miteinander, wenn er zu nachvollziehbaren Entscheidungen führt.

Unternehmen profitieren von einem offenen Umgang mit Gehältern auch durch eine stärkere Arbeitgebermarke. Sie signalisieren mit Gehaltstransparenz, dass ihnen Gleichstellung, Fairness und Wertschätzung wichtig sind – Werte, die besonders für junge Talente ausschlaggebend bei der Jobsuche sein können. Wer sich bei seinem Arbeitgeber gut behandelt fühlt, bleibt dem Unternehmen zudem länger erhalten. Die Fluktuationsrate kann dadurch sinken und ein Team, das sich gut kennt, besser zusammenarbeiten.

Gehaltstransparenz ist außerdem wichtig, um strukturelle Ungleichheiten frühzeitig zu erkennen und Problemen diesbezüglich vorzubeugen. Das kann rechtliche Risiken verringern und mögliche Rufschädigungen vermeiden. Die Compliance wird auf diese Weise verbessert. Nicht zuletzt können HR-Prozesse durch klare Gehaltsstrukturen effizienter ablaufen. Entscheidungen können nach objektiven Kriterien leichter getroffen und Verhandlungen strukturierter gestaltet werden.

Gehaltstransparenz: Mögliche Nachteile und Herausforderungen

Gehaltstransparenz ist meist mit positiven Assoziationen verbunden – sie steht für Fairness und Gleichberechtigung. Wenn Unternehmen Gehälter offenlegen, kann das jedoch auch Nachteile und Risiken mit sich bringen, die nicht unterschätzt werden sollten.

Ein wichtiger Aspekt: Gehalt-Transparenz kann Neid schüren statt ihn zu verringern. Wenn nämlich durch die Offenlegung von Gehältern deutlich wird, dass es für Lohnunterschiede keine guten Gründe gibt (jedenfalls nicht aus Sicht von Arbeitnehmern), kann das als ungerecht empfunden werden. Das kann das Miteinander im Team ebenso belasten wie das Betriebsklima insgesamt. Mögliche Folgen sind demotivierte, frustrierte Mitarbeiter. Das gilt umso mehr, wenn die Gründe für die ungleichen Gehälter nicht offen kommuniziert werden.

Für Unternehmen birgt Gehaltstransparenz das Risiko, in Erklärungsnot zu kommen. Nicht alle Gehaltsunterschiede lassen sich womöglich so leicht durch nachvollziehbare Sachgründe und objektive Kriterien erklären. Manchmal hängt es vielmehr davon ab, wer im Einzelfall entscheidet und wie gut ein Bewerber seine Forderungen durchsetzen konnte. In solchen Fällen kann es zu einem Vertrauensverlust kommen.

Zugleich sind Gehaltsinformationen sensible personenbezogene Daten. Nicht jeder möchte, dass alle Kollegen wissen, was man verdient. Dass das Gehalt im Zweifel auch gegen den eigenen Willen offengelegt wird, kann als Eingriff in die Privatsphäre empfunden werden. Zugleich steht die Frage im Raum, was mit diesen Informationen geschieht: Werden sie womöglich an Dritte weitergegeben – und wenn ja, wie werden sie dann genutzt?

Gehaltstransparenz ist damit ein zweischneidiges Schwert. Einerseits kann sie für mehr Gerechtigkeit und Gleichstellung sorgen. Andererseits kann sie zu Unmut und Klärungsbedarf führen, was für Arbeitgeber unangenehm sein kann. 

Gehaltstransparenz: Welche Möglichkeiten haben Unternehmen, sie zu fördern?

Es gibt für Unternehmen verschiedene Möglichkeiten, Gehaltstransparenz zu fördern und Gehälter von Beschäftigten – in einem mehr oder weniger großen Umfang – offenzulegen. Eine Strategie besteht darin, in Stellenanzeigen eine Gehaltsspanne anzugeben. Das bietet Bewerbern die Chance, realistisch zu beurteilen, womit sie im Fall einer Anstellung rechnen könnten. Auf diese Weise können Unternehmen schon während des BewerbungsprozessesVertrauen schaffen. Zugleich ist es möglich, strukturelle Gehaltsunterschiede zu reduzieren, weil von Anfang an klar ist, wie groß der Verhandlungsspielraum ist.

Es kann auch lohnenswert sein, interne Gehaltsbänder und -strukturen einzuführen. Für jede Position oder Hierarchiestufe gibt es dann einen bestimmten Gehaltsrahmen, der von Faktoren wie Qualifikationen, Erfahrung oder Verantwortung abhängt. Solche Gehaltsbänder können zum Beispiel über das Intranet gegenüber den Mitarbeitern kommuniziert werden. So gewinnen die Beschäftigten Orientierung und können besser nachvollziehen, wie ihr Gehalt zustande kommt – und welche Entwicklungsmöglichkeiten es dabei gibt.

Als Ergänzung zu solchen Regelungen sind offene Gespräche auf individueller Ebene essenziell. Führungskräfte können dann transparent erläutern, wie die Höhe eines bestimmten Gehalts zustande kommt. Dabei sollten die Mitarbeiter ermutigt werden, nachzuhaken, wenn sie ihren Lohn als nicht fair empfinden oder glauben, im Vergleich zu Kollegen benachteiligt zu werden. Das schafft ein vertrauensvolles Miteinander – die Basis für eine konstruktive Zusammenarbeit. Auch Feedbackgespräche können eine wertvolle Gelegenheit sein, um zu erklären, was für eine Gehaltserhöhung nötig wäre. 

Offene Gehälter: Wie finde ich heraus, was andere verdienen?

Was verdienen andere? Diese Frage ist wichtig für Beschäftigte. Sie gibt Aufschluss darüber, ob man selbst fair behandelt wird oder was man bei Gehaltsverhandlungen verlangen kann. Nur: Wie findet man heraus, wie hoch der Lohn von anderen Arbeitnehmern ist – in derselben Branche, bei einem bestimmten Unternehmen?

Eine Anlaufstelle sind Onlineportale wie Kununu, Glassdoor oder Gehalt.de. Dort findest du Angaben zu üblichen Gehältern je nach Beruf, Brache, Qualifikationen oder Standort. Soweit Tarifverträge gelten, können sie ebenfalls interessant sein, weil sie oft darüber mitbestimmen, wie hoch die Vergütung von Beschäftigten (mindestens) ausfallen muss.

Natürlich hast du auch die Möglichkeit, dich in deinem Kollegen- und Bekanntenkreis umzuhören. Hier ist allerdings Fingerspitzengefühl gefragt: Viele Menschen reden nicht gern über Geld und möchten ihr Gehalt nicht offenlegen, jedenfalls nicht gegenüber Menschen, denen sie nicht sehr nahe stehen. Überlege also gut, wen du nach seinem Gehalt fragst und wie du das formulierst.

Wenn es dir um die Gehälter deiner Kollegen geht, kannst du dich womöglich auf das Entgelttransparenzgesetz berufen. Das Gehaltstransparenz-Gesetz gilt allerdings nur für größere Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitern.

Durchschnittsgehälter beim Arbeitgeber erfragen

Falls du bei einem solchen Unternehmen tätig bist, hast du das Recht, Auskunft über das durchschnittliche Bruttogehalt von Kolleginnen und Kollegen in vergleichbaren Positionen zu verlangen. Dabei geht es um Mitarbeiter des jeweils anderen Geschlechts. Eine solche Anfrage kannst du – auch anonym – über den Betriebsrat stellen oder direkt beim Arbeitgeber. Du erhältst allerdings nur Durchschnittswerte und keine konkreten Gehälter von Kollege X oder Kollegin Y.

Auch bei Bewerbungen spielt das Gehalt eine wichtige Rolle. Die Gehälter anderer helfen dir dabei, eine realistische Gehaltsvorstellung zu formulieren. Neben branchenüblichen Löhnen beziehungsweise Gehältern in vergleichbaren Positionen kommt es dabei auf deine Qualifikationen und deine Erfahrung an.

Je informierter du bist, desto selbstbewusster kannst du deine Forderungen im Bewerbungsgespräch deutlich machen. Scheue dich nicht, dich bei dieser Gelegenheit nach der Höhe von üblichen Gehältern in dem betreffenden Bereich zu erkundigen – wie die Verantwortlichen reagieren, kann sehr aufschlussreich sein. Dabei geht es nicht nur darum, ob sie dir konkrete Gehälter nennen, sondern ob ihr Umgang mit dem Thema offen und transparent ist.

Wie mit Gehaltsinformationen umgehen?

Du weißt jetzt, was deine Kollegen oder andere Personen verdienen – weil du sie direkt gefragt hast, dich auf Onlineportalen informiert oder den Arbeitgeber um Auskunft nach dem Gehaltstransparenz-Gesetz gefragt hast. Wie geht man mit diesen Informationen konstruktiv um?

Wichtig ist zunächst einmal, dass du sachlich mit den Gehaltsinformationen umgehst, statt sofort neidisch auf andere zu werden. Mache dir klar, dass Gehälter oft von vielen Faktoren abhängen. Neben Erfahrungen und Qualifikationen kommt es nicht selten auf das Verhandlungsgeschick an – oder darauf, mit wem man konkret über das Gehalt verhandelt. Manche Verantwortlichen kommen Bewerbern und Mitarbeitern eher entgegen als andere. Auch die Unternehmensgröße spielt eine Rolle.

Zugleich ist es wichtig, dass du einen realistischen Blick auf dein Gehalt und das anderer hast. Sicherlich würde sich jeder über etwas mehr Geld freuen, aber nicht immer sind solche Erwartungen auch gerechtfertigt oder stehen im Einklang mit dem, was am Markt im betreffenden Bereich üblich ist.

Falls du auch nach nüchterner Betrachtung das Gefühl hast, dass du nicht angemessen bezahlt wirst – auch im Vergleich zu anderen –, kann ein offenes Gespräch mit dem Vorgesetzten oder der Personalabteilung sinnvoll sein. Auf so ein Gespräch solltest du dich gut vorbereiten: Lege dir Argumente dafür zurecht, warum du deiner Ansicht nach mehr verdienen solltest. Du solltest erläutern können, welche Verantwortung du übernimmst, wie du dich einbringst und welchen Mehrwert du dem Arbeitgeber bietest – das steigert deine Chancen enorm.

Darf man sein Gehalt offenlegen?

Du findest, dass die Höhe deines Gehalts kein Geheimnis ist – oder sein sollte. Du gehst offen damit um und erzählst anderen, was du verdienst. Ist das erlaubt? Oder könnte das Gehalt offenzulegen ein Kündigungsgrund sein?

Zunächst einmal musst du dir keine Sorgen machen – normalerweise droht keine Kündigung, wenn jemand sein Gehalt offenlegt. Es kommt allerdings darauf an, welche Klauseln dein Arbeitsvertrag enthält und welche betrieblichen Vorschriften es zu diesem Thema gibt.

Wenn du rechtlich zu Vertraulichkeit verpflichtet bist, könnte ein Verstoß eine Abmahnung nach sich ziehen. Falls betriebliche Interessen darunter leiden, könnte auch eine Kündigung denkbar sein. Wenn du dir unsicher bist, erkundige dich bei einem Vorgesetzten oder der Personalabteilung nach deinen Rechten und Pflichten.

Bildnachweis: Dilok Klaisataporn / Shutterstock

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