Ein Mann ist am Schreibtisch im Büro gestresst durch die Doppelbelastung von Familie und Beruf

Doppelbelastung: Bedeutung, Folgen & Tipps für Betroffene

Für viele Arbeitnehmer ist es eine Herausforderung, den Beruf mit dem Privatleben zu verbinden. Vor allem viele Frauen sehen sich einer Doppelbelastung durch Familie und Beruf ausgesetzt. In diesem Artikel erfährst du, welche Folgen eine Doppelbelastung haben kann und was du tun kannst, um dem Hamsterrad zu entkommen.

Doppelbelastung: Ein Symptom unserer Zeit

Wie kann man die Work-Life-Balance verbessern? Wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf? Diese Fragen treiben viele Arbeitnehmer um. Sie sind ein Zeichen dafür, dass viele Menschen überlastet sind und sich mehr freie Zeit wünschen. Deshalb reduzieren viele Menschen ihre Arbeitszeit oder träumen von einer Vier-Tage-Woche, machen Yoga oder meditieren zur dringend benötigten Entspannung und lesen Ratgeber, die Tipps für ein besseres Zeitmanagement geben – alles in der Hoffnung, den Alltag etwas entschleunigen zu können.

Besonders häufig im Stress sind dabei Frauen. Sie sind es auch, die besonders oft einer Doppelbelastung durch Familie und Beruf ausgesetzt sind. Obwohl für viele Paare zumindest theoretisch längst klar ist, dass Haushalt und Kindererziehung nicht die alleinigen Aufgaben der Frau sind, sieht der Alltag in vielen Partnerschaften dennoch so aus, dass die Frau einen Großteil der Arbeit in Familie und Haushalt stemmt – zusätzlich zum Job.

Neben dem Job bleibt oft kaum Zeit für Familie und Haushalt

Dass besonders viele Frauen fast permanent im Stress sind, ist den gesellschaftlichen Veränderungen des 20. Jahrhunderts geschuldet. Lange blieben Frauen zuhause und kümmerten sich um Kinder und Haushalt, während die Männer arbeiten gingen, um die Familie zu ernähren. Heute findet nicht einmal jeder zehnte Deutsche, dass diese klassische Rollenverteilung für alle Beteiligten die beste Wahl ist. Das ist laut Statistischem Bundesamt das Ergebnis einer Umfrage aus dem Jahr 2017.

Viele Frauen möchten oder müssen arbeiten. Dabei kann es um Selbstverwirklichung gehen oder darum, dass das Geld nicht reichen würde, wenn nur der Partner arbeitstätig wäre. Die Reallöhne sind vielerorts gesunken, gleichzeitig sind die Lebenshaltungskosten, Mieten und Hauspreise gestiegen. Wo vor einigen Jahrzehnten noch ein Einkommen aus einer mittelmäßig gut bezahlten Position für eine Familie gereicht hätte, ist das heute kaum noch der Fall. Nur ein Top-Gehalt reicht heute aus, damit ein Alleinverdiener die Kosten decken kann. Wer hingegen einen schlecht bezahlten Job hat, hat womöglich auch in einem Doppelverdiener-Haushalt Geldsorgen.

Folgen einer Doppelbelastung: Wenn keine Zeit für Entspannung mehr bleibt

Nicht nur viele Frauen, die arbeitstätig sind und eine Familie haben, fühlen sich häufig wie in einem ewigen Hamsterrad. Sie hetzen permanent Verpflichtungen und Erledigungen hinterher und geben ihr Bestes, um Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren. Wenn der Job nicht nur als Brotverdienst, sondern als Möglichkeit zur Selbstverwirklichung gesehen wird, verschärft sich die Lage meist zusätzlich: Wer Karriere machen will, muss im Job alles geben. Das bedeutet nicht nur mehr geistige Anstrengung, sondern geht oft regelmäßig mit Überstunden einher – Zeit, die im Privatleben fehlt.

Die hohen Anforderungen, die viele Betroffene an sich selbst haben, können den Stress verstärken. Viele Frauen und Männer haben den Anspruch, dass sowohl im Beruf als auch im Privatleben alles bestmöglich läuft. Der Spagat zwischen einem Vollzeitjob und einem erfüllenden, harmonischen Familienleben ist jedoch oft kaum zu bewältigen. Der Tag hat nun einmal nur 24 Stunden, von denen wir einen Teil ohnehin schlafen. Auch in den übrigen Stunden ist kein Mensch jederzeit zu 100 Prozent leistungsfähig – genau diese unrealistische Erwartung haben jedoch viele Menschen trotz der Doppelbelastung an sich selbst. Entsprechend vollgepackt ist der Alltag häufig.

Psychische Probleme und körperliche Beschwerden als Resultat einer Doppelbelastung

Bleibt weder unter der Woche noch am Wochenende kaum je Zeit für eine Verschnaufpause, geht das auf Dauer nicht spurlos an den Betroffenen vorbei. Die Doppelbelastung kann psychische Folgen haben: Manche Betroffene werden nervös oder schnell reizbar, entwickeln Ängste, fühlen sich wertlos oder erleben Zustände innerer Unruhe. Bessert sich die Situation nicht zeitnah, verfestigen sich meist auch die Probleme. Das kann zu einer ausgewachsenen Depression oder einem Burnout führen.

Eine Doppelbelastung kann auch körperliche Symptome bedingen. Schlafstörungen gehören ebenso zu den ersten Anzeichen wie Ohrgeräusche, Rückenschmerzen oder Magenschmerzen. Durch den Stress kann sich Bluthochdruck entwickeln, es kann zu Herzrasen kommen oder die Betroffenen sind ständig krank, weil ihr Immunsystem angegriffen ist.

Auch die Leistungsfähigkeit kann unter einer Doppelbelastung durch Familie und Beruf leiden. Viele können sich nur noch schlecht konzentrieren, sind fahrig und machen Fehler. Wenn das beruflich oder privat negative Folgen hat, wächst bei vielen Betroffenen die Unzufriedenheit, der Leidensdruck steigt weiter.

Was kann man bei einer Doppelbelastung tun?

Eine Doppelbelastung durch Familie und Beruf wird auch deshalb häufig als so belastend empfunden, weil viele Betroffene keinen Ausweg aus ihrer Situation sehen. Dabei muss der Alltag trotz der Doppelbelastung nicht dauerhaft stressig bleiben. Die folgenden Tipps können dir helfen, wenn du dringend etwas mehr Entschleunigung im Alltag brauchst.

Stressfaktoren ausfindig machen

Wichtig ist zunächst einmal, dass du eine Bestandsaufnahme machst. Was sind die entscheidenden Stressfaktoren in deinem Alltag? In welchen Situationen bist du am meisten gestresst – oder welche Umstände tragen dazu bei, den Stresspegel zu erhöhen? Je klarer du die Auslöser erkennst, desto eher kannst du die Lage zum Positiven verändern. Manchmal reichen schon kleine Veränderungen aus, um den Alltag entspannter zu gestalten.

Den Alltag gut organisieren

Entscheidend ist außerdem, wie gut du deinen Alltag organisierst. Je klarer deine Tage strukturiert sind, desto eher kannst du Stress vorbeugen. Stress entsteht häufig, wenn man den Überblick darüber verliert, was alles getan werden muss und wann. Wenn es dir hilft, mache dir einen Zeitplan für besonders stressige Tage. Plane dabei unbedingt Puffer ein – es kann immer etwas dazwischenkommen, Dinge können länger dauern als geplant oder die Konzentration lässt schlicht nach.

Wichtig ist auch, dass du schaust, wo du Aufgaben gegebenenfalls delegieren kannst. Das betrifft insbesondere eine gute Absprache mit deinem Partner, falls du einen hast. Ihr solltet euch regelmäßige Aufgaben möglichst fair aufteilen und sie an eure übrigen Belastungen anpassen.

Die Umstände verändern

Manchmal reicht es nicht aus, sich gut zu organisieren, weil es einfach zu viele Dinge sind, die man versucht, unter einen Hut zu bekommen. Dann ist entscheidend, dass du erkennst, welche Dinge dir wirklich wichtig sind. Es gehört dazu, dass man hier und da Abstriche machen muss. Das kann bedeuten, dass du bestimmte Dinge ganz sein lässt oder aber deine Erwartungen an das Ergebnis herunterschraubst. Es kann auch bedeuten, dass du dir für bestimmte Aufgaben externe Unterstützung suchst. Du kannst etwa eine Haushaltshilfe einstellen oder einen Nachhilfelehrer für deine Kinder, statt selbst mit ihnen zu pauken.

Vielleicht hast du Schwierigkeiten, zu erkennen, wie du deinen Alltag verändern könntest. Wenn du das Gefühl hast, alleine nicht mehr mit den Belastungen fertigzuwerden, solltest du nicht zögern, dich an eine Beratungsstelle, einen Arzt oder einen Psychotherapeuten zu wenden.

Eigene Erwartungen auf den Prüfstand stellen

Nicht nur Filme und Serien können dazu führen, dass man mit unrealistischen Erwartungen an bestimmte Dinge herangeht. Auch die inszenierte „Wirklichkeit“ auf Instagram und Co sorgt regelmäßig dafür, dass Menschen das Gefühl haben, sie wären nicht gut genug oder würden Dinge falsch machen, die bei anderen standardmäßig richtig gut laufen. Kurzum: Man hat das Gefühl, die Ausnahme zu sein, wenn bei einem selbst alles drunter und drüber geht, während das Leben anderer so harmonisch zu sein scheint.

Wenn also andere – zumindest scheinbar – alles im Griff haben, was läuft dann bei uns so falsch? Wer sich solche Fragen stellt, der fühlt sich wahrscheinlich angesichts seines hektischen und nicht immer harmonischen Lebens im Vergleich zu anderen minderwertig. Dabei sind die Erwartungen, die sich insbesondere aus dem Vergleich mit anderen ergeben, häufig realitätsfern. Im echten Leben läuft nicht immer alles glatt. Es ist deshalb sinnvoll, die eigene Erwartungshaltung zu überdenken. Wie realistisch sind die eigenen Vorstellungen wirklich? Wenn du zu viel von dir erwartest, tust du dir keinen Gefallen – Enttäuschungen sind dann meist schon vorprogrammiert.

Auszeiten ohne schlechtes Gewissen

Egal, wie stressig dein Alltag ist: Nimm dir Zeit für regelmäßige Auszeiten, in denen du entspannen kannst. Mach etwas Schönes, das nicht produktiv sein und keinen anderen Zweck erfüllen muss, als dir Freude zu bereiten. Du brauchst dabei kein schlechtes Gewissen zu haben, weil so viele unerledigte Aufgaben auf dich warten. Jeder muss mal abschalten, um neue Energie zu tanken. Wenn dir diese Auszeiten fehlen, kann dir Stress mehr zusetzen und deine Lebensqualität leiden.

Es ist wichtig, dass du regelmäßig auch mal für längere Zeit entspannst. Im Alltag reicht es aber oft schon aus, wenn du dir einige Minuten für dich nimmst. So können etwa schon zehn Minuten Meditation am Morgen helfen, ruhig und gelassen in den Tag zu starten. Diese zehn Minuten werden dir wahrscheinlich am Ende nicht fehlen – sie können aber einen enormen Unterschied für dein Wohlbefinden machen.

Gesund leben

Eine wichtige Grundlage im Kampf gegen Stress und für ein besseres Wohlbefinden ist eine gesunde Lebensweise. Wenn du genügend Schlaf bekommst, dich ausgewogen ernährst und dich regelmäßig bewegst, kann das Stress nachhaltig verringern. Spare deshalb nicht an diesen Dingen, wenn Zeit mal wieder Mangelware ist.

Bildnachweis: Stock-Asso / Shutterstock.com


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