Ein Mann rennt eine Treppe hinauf, ein Symbolbild für Disziplin

Disziplin: Die Bedeutung von Selbstdisziplin

Was ist wichtiger, um erfolgreich zu sein: Talent oder Disziplin? Einige Experten denken, dass disziplinierte Menschen eher ihre Ziele erreichen und ihre Träume verwirklichen können. Und das sollte uns alle freuen, denn im Gegensatz zu Talent lässt sich Disziplin erlernen.

Definition: Was versteht man unter Disziplin?

Der Duden definiert Disziplin wie folgt: „Das Beherrschen des eigenen Willens, der eigenen Gefühle und Neigungen, um etwas zu erreichen.“ Alltagsprachlich könnte man sagen, dass disziplinierte Menschen die Fähigkeit oder die Willenskraft besitzen, auch Dinge zu tun, auf die sie keine Lust haben, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.

So kann man sich auch erklären, dass es manchen Hobbysportlern gelingt, sich auf einen Marathon vorzubereiten. Sie besitzen die nötige Disziplin und schaffen es immer wieder, den inneren Schweinehund zu überwinden, um auch bei schlechtem Wetter oder wenig Motivation laufen zu gehen und auf das Ziel hinzutrainieren.

Das ist ein wichtiger Punkt, wenn es um Disziplin geht: Man ist bereit, Dinge zu tun, die sich nicht unmittelbar lohnen, um das selbst gesteckte Ziel zu erreichen. Das nennen Psychologen Gratifikationsaufschub. Und er ist ein wichtiger Faktor, wenn wir Disziplin verstehen wollen: Disziplinierte Menschen sind in der Lage, auf eine unmittelbare Belohnung zu verzichten, um in Zukunft eine noch größere Belohnung zu erhalten.

Anders ausgedrückt: Disziplin hilft uns dabei, das Stückchen Schokolade nicht zu essen, um in einem oder zwei Monaten wieder in die alte Jeans zu passen.

Disziplin ist die kleine Schwester des Erfolgs

Disziplinierte Menschen können sich besser motivieren und besitzen das nötige Durchhaltevermögen, um auch schwierige Situationen zu meistern oder an scheinbar unlösbaren Aufgaben dranzubleiben. Wer diszipliniert ist, ist daher meist erfolgreicher als die undisziplinierten Zeitgenossen.

Wer beharrlich dreimal pro Woche für einen Marathon trainiert, wird ihn irgendwann auch schaffen. So ähnlich verhält es sich auch mit anderen Zielen: Wer täglich eine halbe Stunde Vokabeln paukt, wird beim nächsten Urlaub im Ausland ohne Probleme nach dem Weg fragen können. Und wer sich beruflich ins Zeug legt und bereit ist, extra großen Einsatz zu zeigen, wird ebenfalls früher oder später eine Belohnung erhalten – jedenfalls in den allermeisten Fällen.

Fehlende Disziplin kann man daher nur sehr selten durch Talent ausgleichen. Denn selbst Personen, die ganz besonders talentiert sind, haben keinen Erfolg, wenn sie nur auf der faulen Haut liegen oder nicht darauf verzichten können, sofort eine Belohnung zu bekommen.

Der Marshmallow-Test: So wichtig ist Selbstdisziplin

Mit dem berühmten Marshmallow-Test wurde untersucht, welche Rolle die Selbstdisziplin von Kindern für ihren späteren beruflichen Erfolg hat. In den 1960er-Jahren versammelten Wissenschaftler der Stanford University angeführt von Professor Walter Mischel 600 Kinder im Alter zwischen vier und sechs Jahren.

Diese Kinder führten sie in einen Raum mit einem Tisch und mehreren Stühlen. Kurz danach bekamen die Kinder einen Teller mit einem Marshmallow serviert. Einer der Wissenschaftler sagte ihnen, dass sie ein zweites Marshmallow bekommen, wenn sie das erste nicht essen, bevor er wieder zurück ist.

Dann verließ er das Zimmer. Vom Nebenzimmer aus wurden die Kinder beobachtet. Dabei sah man Folgendes: Einige Kinder aßen die Süßigkeit sofort, andere schafften es zumindest eine kurze Zeit, sich zu beherrschen und dem ersten Impuls nicht direkt nachzugeben. Wieder andere Kinder besaßen genügend Impulskontrolle, um die Süßigkeit nicht zu essen, sondern abzuwarten, bis der Wissenschaftler wiederkam und sie mit einem zweiten Marshmallow belohnt wurden.

Diese unmittelbaren Ergebnisse werden vermutlich kaum jemanden überraschen, doch die langfristigen Ergebnisse weckten das Interesse der Wissenschaft: Denn die Forscher beobachteten die teilnehmenden Kinder über einen Zeitraum von 40 Jahren. Es zeigte sich, dass Teilnehmer, die schon als Kinder über gute Selbstkontrolle und Disziplin verfügten, im Erwachsenenalter erfolgreicher waren.

Sie hatten in der Regel die besseren Jobs, glücklichere Beziehungen und einen größeren Freundeskreis. Zusätzlich dazu hatten sie weniger Probleme damit, auch mit herausfordernden Situationen angemessen umzugehen. Stress machte ihnen also weniger aus als den anderen Teilnehmern, die dem Marshmallow als Kinder nicht so gut widerstehen konnten.

Selbstdisziplin lernen und trainieren: Mit diesen Tipps kann es gelingen

Disziplin verhilft uns also zu einem glücklichen und harmonischen Leben. Warum also nicht versuchen, die eigene Selbstdisziplin zu verbessern? Wissenschaftler sind sich einig, dass sich Disziplin auch noch im Erwachsenenalter trainieren lässt. Und das kann dir beispielsweise mit diesen Tipps gelingen:

  1. Ziele realistisch planen: Wer sich vornimmt, innerhalb von vier Wochen 15 Kilo Gewicht zu verlieren, wird dieses Ziel nur sehr selten erreichen. Stellt man nach einer Woche fest, dass wohl eher fünf Kilo realistisch gewesen wären, ist man eher versucht, den Plan gleich ganz aufzugeben. Denn das eigentliche Ziel lässt sich ohnehin nicht mehr erreichen. Warum dann also noch weitermachen? Besser wäre es daher, sich von Anfang an ein Ziel zu setzen, das sich auch erreichen lässt. Wenn man nach zwei Wochen feststellt, dass man auf einem guten Weg ist, ist das die nötige Motivation, um auch noch die restliche Zeit diszipliniert durchzuhalten. Kurz gesagt: Versuche Herausforderungen so zu wählen, dass du dich zwar anstrengen musst, sie jedoch nicht utopisch sind.
  2. Sein „Warum“ finden: Simon Sinek hat es in seinem berühmt gewordenen goldenen Kreis anschaulich formuliert: Menschen, die genau wissen, warum sie etwas tun, sind erfolgreicher und überzeugender. Versuche daher bei jedem neuen Vorhaben möglichst genau zu definieren, was deine Motive sind und warum du dieses Ziel verfolgst. Wenn du dir darüber im Klaren bist, ist es einfacher, dein Ziel auch gegen Widerstände zu verfolgen.
  3. Prioritäten setzen: Wenn du deine Selbstdisziplin trainieren möchtest, kann es sinnvoll sein, mit leichter lösbaren Aufgaben zu starten. Fange mit Dingen an, die du schon immer erreichen wolltest. Bei diesen Zielen ist deine Motivation höher und somit auch die Wahrscheinlichkeit, dass du durchhältst und dein Vorhaben umsetzen kannst. Je öfter du lernst, dass du Pläne bis zum Ende verfolgen kannst, umso nachhaltiger wirkt sich das auf deine Disziplin aus. Es wird irgendwann selbstverständlich, dass du dir nicht nur ein Ziel setzt, sondern es auch erreichst.

Bildnachweis: Jacob Lund / Shutterstock.com


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