Ein Mann lernt im Rahmen der Bildungsteilzeit und liest ein Buch in der Bibliothek

Bildungsteilzeit – so bleibst du beruflich am Ball

In der heutigen Zeit müssen Arbeitnehmer flexibel und fachlich stets auf dem aktuellen Stand sein, sich also kontinuierlich weiterbilden. Das ist unerlässlich, um auf dem Arbeitsmarkt überhaupt eine Chance zu haben beziehungsweise die bestehende Stelle zu behalten. Auch ältere Beschäftigte können sich nicht mehr ausschließlich auf ihre Berufserfahrungen verlassen. Das digitale Zeitalter macht vor keinem Job Halt. Eine Möglichkeit sich weiterzubilden, ist die Bildungsteilzeit.

Bildungsurlaub oder Bildungsteilzeit?

Dort, wo Bildungsurlaub nicht infrage kommt, lohnt es sich, sich mit der Bildungsteilzeit zu befassen. Aber wo genau liegt der Unterschied?

Bildungsurlaub ist eine Art bezahlter Urlaub, der dazu dient, sich beruflich weiterzubilden. Er wird allerdings nicht in allen Bundesländern gewährt. Auch ist die Dauer des bezahlten Bildungsurlaubs unterschiedlich geregelt.

Die Bildungsteilzeit wird dagegen in den Tarifverträgen festgelegt. Sie stellt Beschäftigten, die im Schichtdienst arbeiten, lange Arbeitswege oder umfangreiche familiäre oder andere Verpflichtungen haben, die nötige Zeit für Weiterbildungen zur Verfügung.

Warum Weiterbildung so wichtig ist

War es früher üblich, das ganze Arbeitsleben an einem Arbeitsplatz zu verbringen und im erlernten Beruf zu arbeiten, so ist das heute kaum noch möglich. Die Digitalisierung hat die Arbeitswelt komplett verändert: Nicht nur Hilfsarbeiten oder einfache Tätigkeiten fallen vielerorts weg. Auch qualifizierte Jobs werden teilweise wegrationalisiert oder werden immer anspruchsvoller. Wer am Ball bleiben möchte, muss heutzutage einfach stets up to date sein.

Wer kann von Bildungsteilzeit profitieren?

Möchtest du für eine berufliche Weiterbildung deine Arbeitszeit vorübergehend reduzieren, müssen die folgenden Voraussetzungen erfüllt sein. Da es je nach Tarifvertrag kleine Abweichungen geben kann, betrachte diese Aufzählung als groben Überblick, jedoch nicht als verbindlich:

  • Du arbeitest seit mindestens fünf Jahren bei deinem derzeitigen Arbeitgeber und verfügst somit über Berufserfahrung. Dann wird er wahrscheinlich eine angestrebte Weiterbildung begrüßen.
  • Mit Fachabitur kannst du direkt im Anschluss an die Ausbildung Bildungsteilzeit beantragen.
  • Es ist nur in Ausnahmefällen erlaubt, eine praktische Ausbildung beim eigenen Arbeitgeber zu absolvieren. Diese liegen vor, wenn die Ausbildung an keinem anderen Ort möglich ist.

Weitere spezifische Regelungen sind in den Tarifverträgen festgelegt und unterscheiden sich je nach Branche.

Was du über das Bildungsteilzeitgeld wissen musst

Wenn du dich mit dem Gedanken befasst, die Bildungsteilzeit in Anspruch zu nehmen, taucht unweigerlich die Frage nach dem Geld auf: Wer zahlt den Lohnausfall, wie setzt sich die Zahlung zusammen?

Um das Konzept besser verstehen zu können, kannst du es dir im Großen und Ganzen wie die Altersteilzeit vorstellen. Das heißt, wenn du während der Weiterbildung nur noch 50 Prozent arbeitest, werden trotzdem 80 Prozent des Bruttolohns ausgezahlt. Die dabei entstehende Differenz übernehmen der Staat und dein Arbeitgeber. Die gesamte Berechnung ist allerdings etwas komplizierter. Außerdem gibt es auch hier Unterschiede von Branche zu Branche.

Zum Beispiel gewährt die Textil- und Bekleidungsindustrie pro Jahr eine Woche für Weiterbildungen. Die Kosten der Weiterbildung werden teilweise übernommen, der Lohn weitergezahlt.

Wie auch immer das Bildungszeitmodell aussehen mag: In der Regel fallen 20 Prozent Eigenbeteiligung an. Deshalb lohnt es sich, ein Lebensarbeitszeitkonto oder ein Bildungskonto anzulegen.

Gut zu wissen: Erkundige dich rechtzeitig, wie die Finanzierung und der Ablauf der Bildungsteilzeit in deinem speziellen Fall aussehen. Ansprechpartner sind der Betriebsrat, die Personalverantwortlichen oder dein Vorgesetzter. Es gibt nicht grundsätzlich und in allen Branchen einen Anspruch auf Zuschüsse für Weiterbildungen.

Was ist ein Bildungskonto?

Die Finanzierung von Weiterbildungen ist nicht einheitlich geregelt. Wenn du die Möglichkeit hast, spare dir selbst ein kleines Polster dafür an. Vielleicht ermöglicht es dir dein Arbeitgeber auch, Arbeitszeit zu sparen und auf ein Bildungskonto oder auf ein sogenanntes Lebensarbeitszeitkonto einzuzahlen. Diese Regelung wird beispielsweise von der IG Metall empfohlen:

  • Auf einem Bildungskonto können Überstunden, Weihnachtsgeld, Zuschüsse vom Arbeitgeber oder Urlaubsgeld angespart werden.
  • Du kannst maximal 152 Stunden jährlich ansparen und diese für eine Weiterbildung nutzen.
  • Reichen diese Stunden nicht aus, ist es in den meisten Fällen möglich, das Konto zu überziehen: Bis zu zehn Prozent sind erlaubt. Diese gleichst du nach Abschluss der Weiterbildung wieder aus.

Bist du unschlüssig, ob Bildungsteilzeit sinnvoll für dich ist?

Leider kann aktuell nicht jeder von der Bildungsteilzeit profitieren. Bist du in einem tarifgebundenen Unternehmen angestellt, hast du gute Chancen, die Bildungsteilzeit genehmigt zu bekommen. Wenn du dich entschlossen hast, die Qualifizierung in Anspruch zu nehmen, solltest du bald ein Gespräch mit deinem Arbeitgeber suchen.

Gemeinsam könnt ihr besprechen, wie sinnvoll die angestrebte Qualifikation ist und wie das weitere Vorgehen aussieht.

Gut zu wissen: Bist du nicht auf finanzielle Unterstützung angewiesen und kannst die Weiterbildung oder ein Studium vollkommen allein finanzieren, hast du ein Recht auf entsprechende Freistellung. Die Dauer ist zwar nicht unbefristet, aber insgesamt darfst du bis zu sieben Jahre studieren und nach dem erfolgreichen Abschluss in das Unternehmen zurückkehren.

Gehörst du zu einer der folgenden Gruppen, solltest du dich auf jeden Fall mit dem Gedanken befassen, die Schulbank nochmals zu drücken und dich fachlich auf den neuesten Stand zu bringen:

Qualifizierte Fachkräfte mit Berufserfahrung sind meistens stark ins Berufsleben eingebunden. Sie können ein Studium oder eine Weiterbildung häufig aus Zeitgründen nicht wie gewünscht angehen. Um die Karriereleiter weiter emporzuklettern, lohnt es sich, die Bildungsteilzeit in Anspruch zu nehmen. Möglich wäre auch eine Neuorientierung, da gewisse Berufe immer weniger gefragt sind oder gar aussterben.

Arbeitnehmer ohne Abschluss haben im Berufsleben immer schlechtere Karten. Vor allem dann, wenn sie bereits reichlich Berufserfahrungen sammeln konnten, profitieren sie von Weiterbildungen. Mithilfe der Weiterbildungsinitiative der Agentur für Arbeit kann sogar ein bundesweit anerkannter Berufsabschluss nachgeholt werden. Die Arbeitsagentur informiert dich über die Voraussetzungen und Möglichkeiten.

Berufseinsteiger sind in der Regel junge Menschen, die nach ersten Berufserfahrungen Karriere machen möchten. Hier geht es vor allem darum, ein Studium zu absolvieren. Wie bereits erwähnt, ist es möglich, Studenten ausreichend Zeit zu gewähren, den angestrebten akademischen Titel zu erlangen. Sofern dieser auf den im Unternehmen ausgeübten Job aufbaut, besteht ein Anspruch auf eine weitere Anstellung nach bestandenem Studium.

Es ist empfehlenswert, das jährlich stattfindende Qualifizierungsgespräch zu nutzen, um den Wunsch nach Weiterbildung zu äußern und die weiteren Schritte in die Wege zu leiten.

Bildnachweis: Mike_shots / Shutterstock.com


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