Zwei Mitarbeiter sitzen abends im Büro, was ist ein Workaholic?

Workaholic: Was tun bei Arbeitssucht?

Wer nur noch arbeitet, private Termine vernachlässigt und kein anderes Thema mehr kennt als seinen Job, der könnte sich zu einem Workaholic entwickelt haben. Welche Symptome für eine Arbeitssucht sprechen, welche Ursachen der übertriebene Arbeitseifer hat und was man dagegen unternehmen kann, haben wir uns einmal genauer angesehen.

Workaholic Definition: Bedeutung des Begriffs

Der Begriff „Workaholic“ ist eine Entlehnung aus der englischen Sprache. Er beschreibt Personen, die nahezu ausschließlich an ihre Arbeit denken und davon fast schon besessen sind. Workaholics leiden unter Arbeitssucht.

Ein Workaholic muss fast schon zwanghaft seiner Arbeit nachgehen. Ihm geht es nur gut, wenn er arbeiten kann oder sich zumindest über seine Tätigkeit austauschen kann.

Häufig wirkt sich dieses Verhalten schädlich auf andere Lebensbereiche aus. Denkbar ist zum Beispiel, dass der Workaholic weder für Sport noch für gesunde Ernährung oder ausreichend Schlaf Zeit hat, was Nachteile für die Gesundheit mit sich bringen kann.

In vielen Fällen leidet auch das soziale Umfeld unter der Arbeitssucht des Betroffenen. Für Freunde und Familie bleibt häufig keine Zeit mehr.

Workaholic: Die Symptome der Arbeitssucht

Nicht jeder Mensch, der gern und viel arbeitet, ist zwangsläufig ein Workaholic. Der Arbeitssüchtige unterscheidet sich von einer viel arbeitenden Person zum Beispiel durch die folgenden Symptome:

  1. Ungewöhnlich lange Arbeitszeiten: Workaholics arbeiten deutlich mehr als andere Menschen. Das führt dazu, dass sie zum Beispiel auch vermehrt nachts und am Wochenende arbeiten. Im Gegensatz zu anderen Arbeitnehmern, die auch hin und wieder Überstunden machen, wenden Workaholics unverhältnismäßig viel Zeit für ihre Arbeit auf und beschäftigen sich fast nur noch damit – sogar im Urlaub.
  2. Hang zum Perfektionismus: Dass Workaholics so viel arbeiten, kann auch daran liegen, dass sie viel zu hohe und teilweise unrealistische Erwartungen an ihre Arbeit und Arbeitsergebnisse haben. Sie möchten das beste Ergebnis erzielen und investieren dafür eine Menge Zeit. Mitunter lohnt sich diese Zeit jedoch nicht, weil das Ergebnis dadurch nicht merklich besser wird. Sie sind davon jedoch nicht zu überzeugen, weil sie selten mit dem zufrieden sind, was sie erreicht haben. Daher arbeiten sie immer länger, um noch bessere Leistungen zu erbringen.
  3. Arbeit steht an erster Stelle: Geburtstage, Familienfeiern oder Einladungen zum Abendessen notieren sich viele Workaholics erst gar nicht in ihrem Kalender. Sie planen ohnehin nicht, dorthin zu gehen. Da die Arbeit ihnen wichtiger ist, vernachlässigen sie viele andere Lebensbereiche.
  4. Entspannung fällt ihnen schwer: Weil ihnen permanent die Arbeit im Kopf herumspukt, fällt es Workaholics schwer, sich zu entspannen und abzuschalten. Die wenige Freizeit, die ihnen bleibt, können sie daher gar nicht genießen. Stattdessen fühlen sie sich permanent getrieben, weil sie denken, auch in der Freizeit jede Minute für produktive Tätigkeiten nutzen zu müssen – statt sich einfach mal auszuruhen und die Seele baumeln zu lassen.
  5. Workaholics definieren sich über ihre Arbeit: Workaholics leiden häufig unter einem geringen Selbstwertgefühl. Da sie sich zu einem großen Teil über ihren Job identifizieren, arbeiten sie viel und setzen alles daran, möglichst erfolgreich zu sein.

Arbeitssucht oder großer Fleiß?

Nicht jeder, der gern und viel arbeitet, ist automatisch arbeitssüchtig und damit ein Workaholic.

So sind manche Menschen, die viel arbeiten, zwar durchaus engagiert bei ihrer Arbeit, haben aber auch noch ein Privatleben, gehen Hobbys nach und treffen sich mit Freunden. Bei Workaholics ist das meist nicht der Fall.

Workaholics haben fast schon ein zwanghaftes Verlangen, sich zu beweisen. Diesen Drang leben sie häufig im Beruf aus, was zur Folge hat, dass sie übertrieben viel arbeiten. Bei Beschäftigten, die ein normales Arbeitsengagement zeigen, ist das anders. Bei ihnen kommt die Motivation von innen. Sie haben Spaß an ihrer Arbeit und gehen in den Tätigkeiten auf. Im Gegensatz zu Workaholics arbeiten sie aber nicht, um damit ihr geringes Selbstwertgefühl zu kompensieren.

Workaholic: Die Ursachen für das Verhalten

Arbeitssucht ist also ein psychisches Problem. Es kann verschiedene Ursachen haben und unterschiedlich ausgeprägt sein. Die folgenden Faktoren können ein Grund für die Entstehung der Arbeitssucht sein, müssen aber nicht bei allen Menschen zu dieser Erkrankung führen:

  1. Bestimmte Charaktereigenschaften: Wer zu Perfektionismus neigt und permanent nach Bestätigung und Anerkennung von außen sucht, der könnte eher dazu neigen, sich über die Arbeit zu definieren und an Arbeitssucht zu erkranken. Auch hohes Verantwortungsbewusstsein kann ein Grund für Workaholismus sein. Personen, die denken, für den Erfolg des Projekts oder gar der ganzen Firma verantwortlich zu sein, widmen sich ausdauernder ihrer Arbeit und übertreiben es in manchen Fällen.
  2. Schlechte Arbeitsbedingungen: Eine ausgeglichene Work-Life-Balance gibt es bei dem Arbeitgeber nicht? Dann könnte auch das eine Ursache dafür sein, dass sich manche Beschäftigte zu einem Workaholic entwickeln. Entsteht bei den Beschäftigten der Eindruck, dass sie ständig erreichbar sein müssen, auch Überstunden völlig normal sind und alle Mitarbeiter deutlich länger arbeiten, könnte das einen Teufelskreis in Gang setzen.
  3. Persönliche Erfahrungen: Personen, die in ihrer Kindheit und Jugend gelernt haben, sich über Erfolg zu definieren, sind häufig stärker gefährdet, an Arbeitssucht zu erkranken. Denn positive Erlebnisse im Arbeitsumfeld lösen bei ihnen ein positives Gefühl aus. Und dieses Gefühl möchten sie immer wieder haben.

Die Folgen der Arbeitssucht

Wer exzessiv arbeitet, leidet früher oder später in irgendeiner Weise darunter. Unerkannt und unbehandelt kann die Arbeitssucht schließlich zum Burn-out führen.

Wer bei sich eines der folgenden Anzeichen feststellt, sollte daher in sich gehen und überlegen, ob noch genügend Zeit für andere Aktivitäten neben dem Job bleibt:

  1. Du fühlst dich antriebslos und hast das Gefühl, dass die Antriebslosigkeit immer schlimmer wird.
  2. Nach dem Aufstehen oder nach dem Wochenende fühlst du dich überhaupt nicht ausgeruht, sondern immer noch erschöpft und müde.
  3. Der ständige Druck und die Angespanntheit führen dazu, dass du nicht richtig schlafen kannst, was die Müdigkeit nur noch weiter verstärkt. Auch Rücken- und Nackenschmerzen sind ein häufiges Anzeichen für einen hohen Stresspegel.
  4. Wenn du nicht arbeiten kannst, fühlst du dich innerlich leer. Das kann sogar so weit gehen, dass du dich auch bei der Arbeit und bei Erfolgserlebnissen nicht mehr freuen kannst und grundsätzlich emotionslos bist. Du fühlst dich ausgebrannt.
  5. Du fühlst dich immer ausgebrannter und trauriger. Wenn dir die Arbeit keine Freude und Selbstbestätigung mehr gibt, worüber sollst du dich dann noch freuen? In manchen Fällen ist das der Auftakt zu einer Depression.

Workaholic: Was tun?

Wie bei allen psychischen und anderen gesundheitlichen Problemen gilt auch hier: im Zweifel einen Arzt aufsuchen. Eventuell helfen aber auch folgende Maßnahmen:

  1. Selbstreflexion: Der erste Schritt sollte sein, sich über sich selbst und sein Arbeitsverhalten Gedanken zu machen. Denn nur so findet man mögliche Auslöser für die Arbeitssucht. Man sollte sich genau beobachten, um herauszufinden, wann der Drang zu arbeiten besonders groß ist und ob es bestimmte Situationen oder andere Auslöser gibt, die für die akute Arbeitssucht verantwortlich sein könnten.
  2. Zeitmanagement: Arbeitssucht zeigt sich unter anderem darin, dass man seine Familie, seine Freunde und generell alle Aktivitäten vernachlässigt, die nichts mit der Arbeit zu tun haben. Hier gilt es, sein Zeitmanagement und seine Prioritäten zu ändern. In regelmäßigen Abständen sollten Treffen mit Freunden eingeplant werden und auch Aktivitäten wie Sport gehören als feste Termine in den Kalender.
  3. Grenzen: Wenn die Bedingungen am Arbeitsplatz ausschlaggebend für die Arbeitssucht sind, sollte man sich zunächst um dieses Problem kümmern. So sollten E-Mails und Anrufe nach Dienstschluss nicht mehr angenommen und Überstunden auf das kleinstmögliche Maß beschränkt werden. Das ist in vielen Fällen natürlich leichter gesagt als getan, doch ohne Achtsamkeit und klare Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben lässt sich die Arbeitssucht nicht bekämpfen.

Bildnachweis: Gorodenkoff / Shutterstock.com


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