Eine Frau denkt Zuhause nach, sie hat ein schlechtes Gewissen wegen Krankschreibung bei Depression

Schlechtes Gewissen wegen Krankschreibung bei Depression: Tipps zur Selbstfürsorge

Eine Krankschreibung wegen einer Depression ist kein Grund für schlechte Gefühle. Trotzdem haben viele ein schlechtes Gewissen. Woher kommen diese Gefühle? Wie wirken sie sich auf den Genesungsprozess aus? Und was kann man tun, um ein schlechtes Gewissen zu vermeiden? Hier kannst du es nachlesen.

Definition: Was ist eine Depression?

Von einer Depression spricht man, wenn das emotionale Wohlbefinden, das Denken und/oder das Verhalten einer Person leidet und der Grund dafür ein Gefühl von Trauer oder Niedergeschlagenheit ist. Obwohl der Begriff Depression heute recht häufig genutzt wird, sollte man im Hinterkopf behalten, dass eine Depression eine psychische Erkrankung ist. Das Label ist nur dann gerechtfertigt, wenn bestimmte medizinische Kriterien erfüllt sind.

Die Diagnose basiert auf verschiedenen Kriterien. Unter anderem werden das „Diagnostische und Statistische Manual Psychischer Störungen DSM-5“ oder die „Internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD-10)“ herangezogen, um den Befund zu stellen. In diesen beiden Werken ist genau definiert, welche Kriterien und Symptome vorliegen müssen, damit man im medizinisch/psychiatrischen Sinne von einer Depression sprechen kann.

Die Grenze zwischen alltäglichen, normalen Stimmungsschwankungen und einer sich manifestierten Depression, die das emotionale Wohlbefinden erheblich beeinträchtigt, lässt sich auch von Experten in manchen Fällen nur schwierig ziehen.

Als Faustregel kann man festhalten, dass Personen, die permanent ein Gefühl der Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit spüren, einen Arzt oder Psychotherapeuten aufsuchen sollten, um die Symptome abklären zu lassen. Spätestens dann, wenn der Alltag nicht mehr bewältigt werden kann, ist man vermutlich über ein normales Stimmungstief hinweg und benötigt Hilfe von außen.

Auch die nun folgenden Symptome können ein Hinweis darauf sein, dass sich eine Depression entwickelt hat:

  • Interessenverlust: Was die Person zuvor interessiert hat, lässt sie heute kalt. Sie kann keine Freude mehr empfinden.
  • Energielosigkeit: Die depressive Person kann sich zu nichts mehr aufraffen. Am liebsten liegt sie einfach nur noch zuhause im Bett herum. Egal, wie lange sie schläft, sie kann sich einfach nicht erholen und fühlt sich permanent müde und ausgelaugt.
  • Schlafprobleme: Ein Grund für die Energielosigkeit könnten die anhaltenden Schlafprobleme sein. Die depressive Person wird von den immer gleichen Fragen gequält (Gedankenkarussell) und findet keine Erholung. Aber auch das Gegenteil kann eintreten: Menschen, die unter eine Depression leiden, können auf der anderen Seite auch das Gefühl haben, ständig schlafen zu müssen – und tun das dann auch.
  • Konzentrationsprobleme: Schlechter Schlaf, Niedergeschlagenheit und andere Symptome der Depression führen dazu, dass sich diese Person deutlich schlechter konzentrieren kann. Im Berufsleben bedeutet das häufig auch, dass die Leistung abnimmt.

Die Bedeutung der mentalen Gesundheit am Arbeitsplatz

Mitarbeiter, die unter einer Depression leiden, haben nicht nur Probleme, ihren Alltag zu bestreiten, ihre mentale und körperliche Abgeschlagenheit führt häufig auch dazu, dass sich Probleme am Arbeitsplatz entwickeln. Das zeigt sich unter anderem in diesen Auswirkungen:

  1. Weniger Produktivität: Konzentrationsprobleme, Antriebslosigkeit und Schwierigkeiten, sich für Dinge zu motivieren, führen dazu, dass die Leistung im Job abnimmt und die Arbeitsergebnisse schlechter werden.
  2. Probleme mit Kollegen: Wer nicht so leistungsfähig ist und vielleicht seine Arbeit nicht mehr schafft, wird zu einer Belastung für Kollegen. Und das wirkt sich nachteilig auf die Stimmung im Team aus.
  3. Probleme mit Vorgesetzten: Vielen Mitarbeitern mit einer Depression fällt es schwer, sich gegenüber ihren Vorgesetzten zu erklären. Sie schämen sich für ihren Gemütszustand und versuchen, die Depression zu verheimlichen. Wenn die Arbeitsergebnisse immer schlechter werden, wird die Führungskraft jedoch über kurz oder lang das Gespräch suchen.
  4. Viele Fehlzeiten: Die vielen Begleiterscheinungen, die eine Depression mit sich bringt, können dazu führen, dass sich der Mitarbeiter häufiger krankheitsbedingt arbeitsunfähig melden muss. Dies kann zu Spannungen im Team führen, da Kollegen die Arbeit des Erkrankten übernehmen müssen.

Schlechtes Gewissen wegen Krankschreibung bei einer Depression

Depressiven Mitarbeiter, die ihre Arbeit nicht erledigen können und sich krankschreiben lassen, haben häufig ein schlechtes Gewissen. Dies kann unterschiedliche Gründe haben:

  1. Belastung für Kollegen: Wie bereits angedeutet weiß der kranke Mitarbeiter, dass auf seine Kollegen nun mehr Arbeit zukommt. Vor allem depressive Menschen möchten nur ungern eine Belastung für andere sein. Ein schlechtes Gewissen wegen einer Krankschreibung ist daher nicht selten. Das Gefühl, eine Belastung für andere zu sein, kann die Symptome der Depression sogar noch verstärken und letztlich dazu führen, dass der Mitarbeiter umso länger ausfällt.
  2. Furcht vor Stigmatisierung: Psychische Erkrankungen bergen die Gefahr, von anderen Personen negativ aufgenommen zu werden. Für einige depressive Personen sind ihre mentalen Probleme mit viel Scham behaftet und es fällt ihnen schwer, überhaupt darüber zu reden. Menschen, die unter einer Depression leiden und sich wegen dieser Erkrankung krankschreiben lassen, könnten außerdem befürchten, nicht ernstgenommen zu werden. Das kann in manchen Fällen dazu führen, dass die erkrankte Person sich zu spät krankschreiben lässt und damit ihren Zustand verschlimmert.
  3. Sorge um den Arbeitsplatz: Ein schlechtes Gewissen wegen einer Krankschreibung bei Depressionen kann auch daher kommen, dass man als Arbeitnehmer Angst um seinen Arbeitsplatz hat. Was mache ich, wenn mein Vorgesetzter zu dem Ergebnis kommt, dass es auch ohne mich im Team gut läuft? Wer hilft mir, wenn mich mein Chef aufgrund meiner häufigen Krankschreibung nicht mehr beschäftigen will? Diese und ähnliche Fragen können der Person durch den Kopf gehen. Vor allem bei psychischen Problemen ist es gar nicht so selten, dass man sich in eine Gedankenspirale hineinmanövriert, ohne dass es einen realen Anlass dafür geben würde. Auch das wirkt sich negativ auf die Gesamtsituation aus.
  4. Gesellschaftliche Erwartungen: Leistungsdruck und ständige Erreichbarkeit gehören für viele Arbeitnehmer zur Normalität. Wer wegen einer Depression krankgeschrieben ist, ist nicht leistungsfähig. Und das kann ein Grund für das schlechte Gewissen sein.
  5. Hohe Ansprüche an sich selbst: Gerade Perfektionisten, die häufig Überstunden machen und sich mit Haut und Haaren ihrer Arbeit verschreiben, laufen Gefahr, auszubrennen – und ein Burn-out ist eine Form der Depression. Selbstvorwürfe, die sich aus dem schlechten Gewissen ergeben, können ein Grund dafür sein, dass sich die mentale Lage der kranken Person noch weiter verschlechtert.

Schlechtes Gewissen: Das kann helfen

Ein schlechtes Gewissen kann die mentale Gesundheit also noch weiter verschlechtern. Daher ist es sinnvoll, rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen:

  1. Offen kommunizieren: Auch wenn es schwerfällt, sollten Personen, die unter einer Depression leiden, möglichst offen über ihre Probleme reden. Eine derartige Kommunikation kann dabei helfen, Verständnis für die Situation der erkrankten Person zu entwickeln.
  2. Unterstützung suchen: Bei mentalen Problemen oder gar einer Depression solltest du immer einen Experten für derartige Erkrankungen aufsuchen. Zusätzlich dazu solltest du auch in deinem Bekannten- und Kollegenkreis Unterstützung einfordern. Vielleicht gibt es einen Aufgabenbereich, der dich besonders stresst und den du an einen Kollegen abgeben kannst.
  3. Kein Grund für schlechtes Gewissen: Du hast dir nicht ausgesucht, krank zu werden. Hättest du eine Wahl, würdest du dich wahrscheinlich dafür entscheiden, gesund zu sein. In erster Linie musst du dich bei einer Krankschreibung wegen einer Depression also um dich selbst kümmern. Selbstfürsorge heißt das Stichwort in diesem Zusammenhang. Es ist niemandem geholfen, wenn du die Zeit nicht nutzt, um dich zu erholen. Nur mit der notwendigen Ruhe kannst du deine psychische Gesundheit verbessern und wieder deinen gewohnten Einsatz im Job zeigen.

Bildnachweis: fizkes / Shutterstock.com


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