Ein Arbeitszimmer mit einer spärlichen Einrichtung, was ist Minimalismus?

Minimalismus: Tipps und Tricks für deinen Alltag

Den eigenen Besitz reduzieren und sich nur noch Dinge anschaffen, die man wirklich braucht – so lautet das Konzept, das sich hinter dem Begriff Minimalismus verbirgt. Das soll dabei helfen, entspannter zu werden und sein Leben nicht so sehr auf den Konsum zu beschränken. Du interessierst dich für diese Lebensart? Wir haben Tipps, wie du dein Leben minimalistischer gestaltest.

Definition: Was ist Minimalismus?

Vereinfacht gesagt lässt sich Minimalismus mit der Formel „weniger ist mehr“ beschreiben. Statt nach immer mehr Reichtum und vermeintlichen Statussymbolen zu streben, geht es im Minimalismus darum, sich bewusst zurückzunehmen und seinen Besitz und Konsum einzuschränken.

Im englischen Sprachraum ist die Idee unter dem Akronym „lovos“ bekannt, das für „lifestyle of voluntary simplicity“ steht. Wird das Konzept des Minimalismus richtig eingesetzt, kann es dazu beitragen, dass man sich freier fühlt und sogar mehr Zeit für Dinge hat, die einem neben der Arbeit wichtig ist.

Die Verfechter des Minimalismus sehen in dem Konzept sogar eine Möglichkeit, zu innerem Frieden zu kommen. Wer sich von äußerem Besitz und den damit verbundenen Reizen trennen kann, der hat mehr Raum, um sich so zu entfalten, wie es seiner Persönlichkeit entspricht.

Personen, die minimalistisch leben, haben keinen Grund, ständig im Netz zu surfen und nach neuen Trends Ausschau zu halten. Die Angst, etwas zu verpassen, in der jüngeren Generation als „Fomo“ (fear of missing out) bezeichnet, spielt bei Minimalisten keine Rolle. Menschen, die nach diesem Prinzip leben, sind nicht an Oberflächlichkeiten interessiert, sondern nutzen jede Gelegenheit, um sich der permanenten Reizüberflutung durch die sozialen Medien zu entziehen.

Die Vorteile des Minimalismus

Eingangs haben wir bereits einige Vorteile, die das Konzept des Minimalismus haben kann, angesprochen. Natürlich sind die Vorzüge ganz individuell. Was für die eine Person ein echter Gewinn ist, kann für andere Menschen eine Herausforderung sein.

Trotzdem gibt es einige Vorteile, die es mit sich bringen kann, wenn man minimalistisch lebt. Dazu gehören:

  1. Mehr Ordnung: Gerade im Büro auf dem Schreibtisch lässt sich Minimalismus sehr gut umsetzen. Einige Firmen propagieren ohnehin die sogenannte Clean Desk Policy. Danach muss jeder Mitarbeiter am Ende seines Arbeitstages den Schreibtisch komplett leer zurücklassen. Das funktioniert umso besser, je weniger Gegenstände man besitzt. Was am Arbeitsplatz gilt, gilt natürlich auch zuhause. Weniger Dinge und Kleidungsstücke zu haben, bedeutet, dass es weniger Gefahr gibt, dass die Wohnung unordentlich wirkt.
  2. Weniger Ausgaben: Nicht jedem Trend hinterherzujagen bedeutet nicht nur, mehr Freizeit zu haben. Auch die Ausgaben sinken meist deutlich. Gerade die aktuellsten, angesagten Dinge kosten häufig eine ganze Menge Geld. Wer sich jedoch aufgrund seiner minimalistischen Lebensweise dazu entscheidet, weniger zu besitzen, gibt weniger Geld aus. Minimalismus wirkt sich sogar noch in anderer Weise positiv auf die eigenen Finanzen aus. Weniger Dinge im eigenen Besitz zu haben, bedeutet nämlich auch, dass weniger kaputt gehen kann. Ergo sinken auch die Kosten für Reparaturen, Wartung und Instandhaltung.
  3. Mehr Freizeit: Personen, die sich mit weniger zufrieden geben, müssen nicht so viel arbeiten, um sich möglichst viel leisten zu können. Wer ein auf das Wesentliche reduziertes Leben führt, der muss nicht zwingend jeden Job annehmen, um Geld zu verdienen. Auch Überstunden müssen Minimalisten nicht um jeden Preis machen. Schließlich können sie ihre laufenden Ausgaben ganz leicht aus ihrem regelmäßigen Monatseinkommen bestreiten.
  4. Mehr Entfaltungsmöglichkeiten: Studien zeigen immer wieder, dass uns eine zu große Auswahl überfordert und sogar Stress verursachen kann. Personen, die viele Dinge besitzen, setzen sich damit im schlimmsten Fall selbst unter Druck und hemmen sich. Auf der anderen Seite weiß man aus Versuchen, dass Langeweile ein wichtiger Treiber für Innovation und Kreativität ist. Minimalisten besitzen recht wenig und haben daher auch nur wenige Dinge, die sie ablenken können. Daraus folgt, dass Minimalismus förderlich für die eigene Kreativität sein kann.

Die Nachteile des Minimalismus

Es gibt auf der anderen Seite auch ein paar Nachteile, die der Minimalismus mit sich bringt. Die sollte man im Hinterkopf behalten, bevor man die Idee hinter dem Minimalismus in die Tat umsetzt:

  1. Aufräumen kann Zeit kosten: Spätestens seit der Netflix Doku rund um Marie Kondo wissen wir, dass Ordnung schaffen Zeit kosten kann. Personen, die ihre Besitztümer reduzieren möchten, müssen sich wohl oder übel von einigen Dingen trennen. Dieser Prozess kann in manchen Fällen recht langwierig sein. Und wenn es nicht damit getan ist, alte Kleidung im Altkleidercontainer zu entsorgen, muss man mitunter mit einem größeren zeitlichen Aufwand rechnen. Gegenstände zum Sperrmüll zu befördern oder auf einem Kleinanzeigenportal zu verkaufen, kann äußert langwierig sein.
  2. Vorsätze kosten Ressourcen: Personen, die minimalistisch leben wollen, müssen sich erst an das neue Konzept gewöhnen. Es ist gar nicht so einfach, neue Routinen in seinen Alltag zu integrieren. Statt beim Stadtbummel bei einem richtig guten Schnäppchen zuzugreifen, muss man sich zusammenreißen und sich den Kauf verkneifen. Bis die neue Lebensweise in Fleisch und Blut übergegangen ist, vergeht Zeit. Das kann anstrengend sein und – je nachdem wie ausgeprägt der Konsum vorher war – mentale Ressourcen beanspruchen, die man für andere Dinge ebenfalls brauchen würde.
  3. Minimalismus und Familie: Mit Kindern oder einem Partner, der nicht viel von dem Konzept des Minimalismus hält, lässt sich die Idee nur sehr schwierig umsetzen. Kleine Kinder haben häufig eine Unmenge an Spielsachen und brauchen viel Kleidung und Accessoires wie Mützen, Hüte, Schals und Handschuhe in verschiedenen Größen. Kommt dann auch noch ein Partner hinzu, der seinen Konsum nicht einschränken möchte, kann es Probleme geben. Das neue Lebenskonzept kann dann sogar ein Grund für ständige Streitereien in der Familie sein.

Minimalistisches Büro: Minimalismus auf dem Schreibtisch

Wenn es zuhause nicht klappt, kann man zumindest im Büro versuchen, den Minimalismus umzusetzen. Wohl kaum ein Arbeitgeber dürfte etwas dagegen haben, wenn sein Mitarbeiter darauf achtet, dass möglichst wenig auf dem Schreibtisch steht. Schließlich macht das einen aufgeräumten und ordentlichen Eindruck.

Minimalismus im Büro muss sich aber nicht allein auf den Schreibtisch beschränken. Mit diesen Tricks und Kniffen lässt sich ein Arbeitsplatz gestalten, der dem Konzept des Minimalismus folgt:

  1. Clean Desk Policy: Die Clean Desk Policy darf im Zusammenhang mit Minimalismus am Arbeitsplatz nicht fehlen. Mitarbeiter, die auch die übrigen Kollegen und den Chef von mehr Minimalismus überzeugen möchten, können diese Policy nutzen. Das Konzept wird meist so umgesetzt, dass jeder Beschäftigte einen Rollcontainer bekommt, in dem er seine privaten Gegenstände und die Dinge, die er für seine tägliche Arbeit braucht, unterbringen kann. Kommt er ins Büro, schnappt er sich seinen Rollcontainer und macht sich auf die Suche nach einem freien Schreibtisch. Wird er fündig, räumt er die wichtigsten Dinge aus dem Rollcontainer auf den Schreibtisch. Verlässt er den Schreibtisch für längere Zeit, werden die Gegenstände wieder zurückgeräumt. Der Vorteil: Wenn der Schreibtisch komplett leer verlassen wird, können keine sensiblen Daten zurückbleiben, die in die falschen Hände fallen könnten. Die Clean Desk Policy ist daher eng mit Datenschutz verbunden. Das könnte ein wichtiges Argument für den Chef sein, sich mit der Idee näher zu beschäftigen und so den Minimalismus am Arbeitsplatz zu verordnen.
  2. Leeres Postfach: Minimalismus gilt nicht nur für den Schreibtisch, sondern auch für das Postfach. Diese Idee kennt man auch unter dem Namen Inbox Zero. Ziel ist es, dass das Postfach keine ungelesenen oder unbeantworteten E-Mails aufweist. Denn das führt nachweislich zu Stress. Zunächst sollte man alle Newsletter abbestellen, die man ohnehin nicht liest. Danach kann man sich feste Zeiten im Kalender blocken, zu denen man seine E-Mails bearbeitet. Wichtig dabei: E-Mails werden wirklich nur in dem dafür vorgesehenen Zeitfenster bearbeitet. Wer sich jedes Mal davon ablenken lässt, wenn er eine E-Mail bekommt, verliert unnötig Zeit und kann nicht so produktiv arbeiten. Besser ist es, gleichartige Arbeitsschritte gemeinsam anzugehen. Das ist nicht nur eine beliebte Produktivitätsmethode (Batching), das Vorgehen kann auch dabei helfen, Minimalismus am Arbeitsplatz umzusetzen.
  3. Entrümpelter Desktop: Mit der Zeit sammelt sich nicht nur Nippes auf dem Schreibtisch an, sondern auch ungenutzte Apps und Programme auf dem Desktop. Minimalismus im Büro bedeutet auch, diese Apps ausfindig zu machen und sie vom Desktop zu löschen. Das sorgt für mehr Übersichtlichkeit. Minimalismus auf dem Desktop ist also ein Schritt hin zu mehr Zeitersparnis.

Bildnachweis: Ground Picture / Shutterstock.com


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