Beziehung am Arbeitsplatz: Chancen, Risiken und rechtliche Regelungen
Eine Beziehung unter Kollegen kann aufregend, aber auch herausfordernd sein. Obwohl Liebe am Arbeitsplatz eigentlich Privatsache ist, kann sie sich beruflich auswirken – zum Beispiel durch Interessenkonflikte oder in Form eines fragwürdigen Verhaltens. Wie lassen sich Job und Privates trennen? Sollte man die Beziehung am Arbeitsplatz geheim halten? Und riskiert man damit seinen Job? Das und mehr erfährst du hier.
Beziehung unter Kollegen – welche Formen gibt es?
Beziehung am Arbeitsplatz? Wer das hört, hat womöglich eine klare Assoziation: Es geht um Liebe am Arbeitsplatz. Das ist eine Form der Beziehung unter Kollegen. Mitarbeiter verlieben sich ineinander oder haben eine Affäre. Sie gehen vielleicht eine kurz- oder langfristige Beziehung miteinander ein. Manche bleiben zusammen, heiraten womöglich sogar – oder trennen sich wieder.
Diese Form der Beziehung unter Kollegen ist aber nur eine Variante von Beziehungen am Arbeitsplatz. Auch Freundschaften mit Kolleginnen oder Kollegen sind schließlich eine Form der Beziehung, wenn auch auf eine nicht romantische oder sexuelle Art. Die Kollegen verstehen sich dabei gut, freuen sich, sich zu sehen, und tauschen sich auch über private Dinge aus. Möglicherweise treffen sie sich auch privat – und bleiben manchmal sogar in Kontakt, wenn einer das Unternehmen verlässt.
Es gibt noch eine Form der Beziehung am Arbeitsplatz: Das Verhältnis zwischen Mentor und Mentee. Dabei gibt ein erfahrener Mitarbeiter sein Wissen und seine Erfahrungen als Mentor an einen weniger erfahrenen Kollegen – den Mentee – weiter. In erster Linie geht es dabei um eine professionelle Unterstützung, damit sich der geförderte Beschäftigte beruflich weiterentwickeln kann. Mentoren helfen Mentees dabei, ihre Karriere voranzutreiben, indem sie ihnen wertvolle Tipps und Ratschläge geben. Im Laufe der Zeit kann ein gutes Vertrauensverhältnis entstehen, das auch zu engeren persönlichen Beziehungen führen kann.
Vor- und Nachteile einer Beziehung am Arbeitsplatz
Wenn man sich mit Kollegen gut versteht oder sogar eine Affäre oder Beziehung unter Kollegen beginnt, kann das Vorteile mit sich bringen. Es birgt aber auch Risiken, vor allem im Fall einer Liebesbeziehung.
Vorteile von Beziehungen unter Kollegen
- Wenn man sich mit Kollegen gut versteht, macht die Arbeit oft gleich viel mehr Spaß. Man geht lieber zur Arbeit, weil man liebe Menschen sieht, mit denen man die Pausen verbringen kann. Das sorgt für mehr Motivation und kann die Zufriedenheit im Job erhöhen.
- Auch das Arbeitsklima profitiert davon, wenn die Beziehungen der Kollegen untereinander gut sind. Die Zusammenarbeit ist dann oft freundlicher und reibungsloser; Konflikte werden unwahrscheinlicher.
- Das kann für eine höhere Produktivität sorgen, aber auch zu einem besseren Arbeitsklima führen.
- Wenn Kollegen sich gegenseitig unterstützen, kann oft jeder Einzelne mehr leisten. Dabei empfindet er sich als Teil der Gruppe, wodurch er sich womöglich mehr engagiert.
- Auch für eine Affäre oder Liebesbeziehung können diese Vorteile gelten – wer freut sich nicht, den oder die Angebetete zu sehen?
Nachteile von Beziehungen unter Kollegen
- Wenn es engere Beziehungen unter Kolleginnen und Kollegen gibt, ist das gut – aber nur solange, bis sich Konflikte ergeben. Wenn es zum Beispiel zu einem Streit mit einer Kollegin kommt, kann das von der Arbeit ablenken.
- Konflikte im Team können auch dazu führen, dass die Kollegen übereinander tratschen – das kann belastend sein und ist ebenfalls eine Ablenkung.
- Wenn sich Kollegen sehr gut verstehen, können sich andere dadurch ausgegrenzt fühlen. Zum Beispiel, wenn immer dasselbe Grüppchen zusammen zum Mittagessen geht, während andere das Gefühl haben, in der Runde unerwünscht zu sein.
- Wenn gute Kontakte dazu führen, dass immer wieder dieselben Kollegen zusammenarbeiten, kann es sein, dass Potenzial ungenutzt bleibt. Oft ergeben sich durch den Austausch mit vielen unterschiedlichen Personen neue Impulse und Ideen, die die Zusammenarbeit bereichern.
- Besonders gravierend können die Nachteile im Fall von Affären und Liebesbeziehungen sein – zumindest dann, wenn sie auseinandergehen. Es kann schwer bis unerträglich sein, die andere Person weiterhin jeden Tag an der Arbeit sehen zu müssen.
- Eine belastende Trennung kann dazu führen, dass einer der Beteiligten den Job wechselt.
Beziehung am Arbeitsplatz: Was sagt das Arbeitsrecht
Wer sich in eine Kollegin verliebt oder eine Affäre mit einem Kollegen beginnt, fragt sich womöglich, wie die Rechtslage aussieht. Welche Bestimmungen gelten im Hinblick auf private Beziehungen zu Kollegen? Wie ist die Beziehung am Arbeitsplatz im Arbeitsrecht geregelt? Kann eine Beziehung am Arbeitsplatz ein Kündigungsgrund sein?
Eine wichtige Rolle spielen die Unternehmensrichtlinien. Es kann sein, dass es darin Vorgaben zum Umgang mit Beziehungen unter Kollegen gibt. Allerdings: Pauschal verbieten darf ein Arbeitgeber seinen Mitarbeitern nicht, eine Affäre oder Beziehung untereinander einzugehen. Eine Kündigung muss zunächst einmal niemand befürchten, weil er sich einem Kollegen oder einer Kollegin angenähert hat.
Beziehungen sind, ebenso wie Freundschaften, grundsätzlich Privatsache. Die Privatsphäre von Beschäftigten ist durch das Allgemeine Persönlichkeitsrecht, wie es sich aus dem Grundgesetz ergibt, geschützt. Damit darf der Arbeitgeber nicht eingreifen – er muss diese privaten Verflechtungen akzeptieren.
Eine Handhabe kann für Unternehmen nur bestehen, wenn es durch die Beziehungen der Mitarbeiter zu Problemen kommt. Wenn eine Beziehung negative Auswirkungen auf das Unternehmen oder die Arbeitsabläufe hat, kann der Arbeitgeber abhängig vom konkreten Fall unter Umständen dagegen vorgehen. Das kann beispielsweise denkbar sein, wenn sich durch die Liebschaft Interessenkonflikte ergeben, wenn der Betriebsablauf gestört wird oder wenn es zu Belästigung oder Diskriminierung kommt. Es kann auch als problematisch betrachtet werden, wenn Vorgesetzte eine Beziehung mit Untergebenen eingehen – vor allem, wenn dabei Druck oder Bevorzugung im Spiel sein können.
Entscheidend ist darüber hinaus, wie sich die Betroffenen verhalten. Arbeitnehmer dürfen andere nicht bevorzugen, weil sie mit ihnen in einer engen Beziehung stehen – egal, ob diese Beziehung romantischer oder freundschaftlicher Natur ist. Es darf auch niemand deshalb diskriminiert werden.
Tipps zum Umgang mit Liebe am Arbeitsplatz
Wenn sich tiefere Gefühle für eine Kollegin oder einen Kollegen entwickeln, ist das aufregend – der Umgang mit Liebe am Arbeitsplatz ist aber häufig eine Herausforderung. Es ist wichtig, professionell mit einer engen Beziehung unter Kollegen umzugehen, um negative Effekte zu vermeiden.
Ein zentraler Aspekt ist der diskrete Umgang mit einer Beziehung am Arbeitsplatz. Wer seine Gefühle offen zur Schau stellt, mit der oder dem Liebsten vor anderen flirtet oder die andere Person gar berührt, verhält sich unprofessionell. Das ist für andere unangenehm, kann für Spannungen sorgen und Teamdynamiken negativ beeinflussen.
Daher ist es wichtig, im Job eine berufliche Rolle einzunehmen, in der der Umgang mit dem anderen etwas distanzierter ist als privat. Paare, die zusammen arbeiten, sollten bei der Arbeit eine professionelle Distanz wahren. Es ist sinnvoll, gemeinsam zu klären, wie man sich im Job verhalten möchte, und Grenzen zu setzen. Private Angelegenheiten haben im Job nichts zu suchen; sie sollten auch berufliche Entscheidungen nicht beeinflussen und dürfen nicht zu Interessenkonflikten führen. Wie geht man gegenüber Vorgesetzten mit einer Beziehung am Arbeitsplatz um? Sollte man transparent sein und offen einräumen, dass engere Bande entstanden sind? Oder ist es besser, die Beziehung am Arbeitsplatz geheim zu halten? Das lässt sich nicht pauschal sagen; die beste Lösung hängt auch vom Vertrauensverhältnis zur Führungskraft ab.
Was, wenn die Beziehung in die Brüche geht?
Sinnvoll kann Transparenz insbesondere dann sein, wenn es sich um eine Beziehung über mehrere Ebenen hinweg handelt, also etwa zwischen einer Mitarbeiterin und ihrem Chef. Wenn das frühzeitig gegenüber höherrangigen Vorgesetzten oder der HR-Abteilung kommuniziert wird, kann es deutlich machen, dass man sich seiner professionellen Verantwortung bewusst ist. Zudem können besondere Regelungen für solche Situationen gelten, zum Beispiel bei einer Beziehung am Arbeitsplatz im öffentlichen Dienst. Es kann erforderlich sein, die Beziehung besonders im Fall einer hierarchischen Abhängigkeit an einen Vorgesetzten oder die Personalabteilung zu melden.
Jede Liebe am Arbeitsplatz birgt Konfliktpotenzial. Was, wenn man sich gerade mit dem Partner gestritten hat, ihn dann aber bei der Arbeit sehen muss? Oder wenn man mit der Affäre mit dem Kollegen nicht mehr zufrieden ist und sie beenden möchte? Trennungen, egal ob nach einer Beziehung oder dem Ende einer Affäre, können belastend sein. Es kann für Spannungen sorgen, die andere Person noch ständig sehen zu müssen – vor allem, wenn sich für einen der Beteiligten tiefere Gefühle entwickelt haben. Es kann sinnvoll sein, schon am Anfang einer Beziehung am Arbeitsplatz festzulegen, wie man sich im Fall einer Trennung verhalten wird, um negative Auswirkungen zu vermeiden.
Freundschaften unter Kollegen: Bereichernd und mitunter herausfordernd
Es kann sehr bereichernd sein, wenn die Kollegen zu Freunden werden. Man geht dann oft lieber zur Arbeit, schließlich warten dort nicht nur die eigenen Tätigkeiten auf einen, sondern auch Menschen, mit denen man gern Zeit verbringt. Auch für die Teamdynamik und die Arbeitsatmosphäre kann es positiv sein, wenn die Beziehungen der Kollegen untereinander sehr gut sind. Allerdings ist es wichtig, dass sich durch enge Beziehungen niemand ausgegrenzt fühlt. Cliquenbildung kann das Betriebsklima negativ beeinflussen. Die Zusammenarbeit mit allen Kollegen verläuft harmonischer, wenn sie von Respekt und Offenheit geprägt ist und niemand das Gefühl hat, weniger gemocht zu werden als andere.
Ein anderer wichtiger Punkt ist, dass berufliche Entscheidungen nicht davon beeinflusst werden sollten, mit wem man sich gut versteht. Entscheidungen sollten immer eine objektive Grundlage haben, damit niemand bevorzugt oder unfair behandelt wird. Dabei spielt es keine Rolle, ob es um die Verteilung von Aufgaben, Leistungsbeurteilungen oder Beförderungen geht. Besonders für Führungskräfte ist es wichtig, dass persönliche Beziehungen nicht ausschlaggebend für tagtägliche Entscheidungen und Verhaltensweisen sind – alle Mitarbeiter sollten nach denselben Maßstäben behandelt werden.
Auch offene Kommunikation spielt eine wichtige Rolle – zum Beispiel, wenn es Konflikte mit den Kollegen gibt, mit denen man befreundet ist. Sie kann helfen, Konfliktpotenzial zu verringern und Missverständnisse zu vermeiden. Klare Absprachen helfen außerdem dabei, persönliche und berufliche Rollen voneinander zu trennen und die Zusammenarbeit professionell zu gestalten.
Es kann in manchen Situationen vorkommen, dass die privaten Interessen – geprägt von den freundschaftlichen Beziehungen zu Kollegen – mit den beruflichen Interessen nicht übereinstimmen. Dann ist es wichtig, zwischen der eigenen beruflichen und privaten Rolle zu unterscheiden. Wenn es beispielsweise darum geht, anderen Feedback zu geben, sollte es nicht zu positiv ausfallen, nur weil die Beteiligten befreundet sind. Auch unbequemen Entscheidungen sollten nicht aufgeschoben werden, weil man die Gefühle eines befreundeten Kollegen nicht verletzten möchte.
Gewinnbringende Mentor-Mentee-Beziehungen: Darauf kommt es an
Eine gute Beziehung zwischen Mentor und Mentee ist für ein gewinnbringendes Mentoring essenziell. Der Schlüssel zu einem erfolgreichen Erfahrungsaustausch liegt in einer klaren Kommunikation und realistischen Erwartungen. Dazu sollten die Beteiligten am Anfang des Mentoring klären, welche Ziele und Erwartungen sie mit dieser Beziehung verknüpfen. Es ist für den Mentor wichtig, zu wissen, was sich der Mentee davon erhofft. Umgekehrt sollte dem Mentee klar sein, womit er rechnen kann. Eine klare Absprache hilft, Missverständnisse zu vermeiden.
Ein wichtiger Aspekt in einer guten Mentor-Mentee-Beziehung ist der regelmäßige Austausch. Gelegentliche Treffen oder gar einmalige Gespräche sind keine gute Grundlage – dabei bleibt kaum genug Zeit für den Mentor, seine Erfahrungen an den Mentee weiterzugeben. Besser ist es, wenn Treffen regelmäßig angesetzt werden. Das kann ruhig nach einem festen Zeitplan geschehen, zum Beispiel einmal im Monat. So erhält der Mentee kontinuierlich Unterstützung und der Mentor behält dessen Entwicklung im Blick.
Gegenseitige Offenheit ist entscheidend
Feedback und Reflexion sind wichtige Faktoren in einem Mentorship. Der Mentor sollte dem Mentee konstruktive Rückmeldungen geben und ihm helfen, sich weiterzuentwickeln und aus Fehlern zu lernen. Das setzt voraus, dass der Mentee offen für ehrliches Feedback ist. Er sollte seinerseits regelmäßig reflektieren, wo er steht und wie er sich entwickelt hat. Gegenseitige Offenheit ist entscheidend für einen kontinuierlichen Lernprozess.
Eine gute Mentor-Mentee-Beziehung kann von einem engen Austausch und einem guten Vertrauensverhältnis geprägt sein. Nichtsdestotrotz ist es wichtig, dass gewisse professionelle Grenzen gewahrt werden. Die Beziehung sollte immer auf einer beruflichen Ebene bleiben: Der Mentor soll seinem Schützling im Job helfen, aber keinen Einfluss auf dessen Privatleben nehmen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Privates bewusst außen vor gelassen wird. Darüber hinaus sollte der Mentee nicht zu abhängig von seinem Mentor sein oder von diesem ausgenutzt werden.
Beziehung am Arbeitsplatz: Die wichtigsten Aspekte
- Beziehungen am Arbeitsplatz können viele Gesichter haben: Oft denkt man automatisch an Liebesbeziehungen oder Affären, es kann sich aber auch um Freundschaften oder Beziehungen zwischen Mentoren und Mentees handeln.
- Enge Kontakte zwischen Kollegen können Vorteile, aber auch Nachteile mit sich bringen. Was überwiegt, hängt davon ab, wie die Beziehung ausgestaltet ist und wie die Beteiligten damit umgehen.
- Untersagen darf der Arbeitgeber Beziehungen unter Kollegen im Normalfall nicht – es sei denn, das Verhalten der beteiligten Mitarbeiter lässt zu wünschen übrig. Dann kann eine Beziehung am Arbeitsplatz indirekt sogar ein Kündigungsgrund sein.
- Es ist wichtig, dass private Bande nicht zu unprofessionellem Verhalten führen. Klare Grenzen sind entscheidend, um zwischen beruflichen und privaten Rollen zu trennen und sich nicht angreifbar zu machen.
- Freundschaften unter Kollegen können eine Bereicherung sein, sie sollten aber nicht dazu führen, dass sich andere ausgegrenzt fühlen. Ebenso ist es wichtig, dass Entscheidungen objektiv getroffen werden – und nicht danach, mit wem man sich besser versteht.
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