Ein älteres Ehepaar auf einer Parkbank, sie leben nicht in Altersarmut

Altersarmut trotz Rentenbezug: So kannst du vorsorgen

Viele Menschen haben im Alter nicht genügend Geld zur Verfügung. Dabei könnte das Ausmaß an Altersarmut in den kommenden Jahrzehnten noch weiter ansteigen. Was genau damit gemeint ist und ab wann jemand als arm gilt, welche Ursachen Altersarmut haben kann und wie man ihr vorbeugen kann erfährst du hier.

Altersarmut: Was ist das?

Altersarmut – dieser Begriff wird oft verwendet, aber selten genau definiert. Ab wann spricht man überhaupt von Altersarmut? Unterschieden werden muss zwischen einer unspezifischen, landläufigen Definition und einer monetären Definition.

Landläufig ist von Altersarmut immer dann die Rede, wenn jemand im Alter Geldprobleme hat – ungeachtet der tatsächlichen Höhe des Einkommens. Bei Armut im Alter haben die Betroffenen entweder bereits Probleme, ihre laufenden Kosten zu decken, oder sie haben keine Rücklagen, so dass außerplanmäßige Ausgaben wie ein kaputter Kühlschrank zum Problem werden. Die eigenen Bedürfnisse können nicht befriedigt werden, so dass staatliche Unterstützung notwendig wird.

Armut im Alter kann sich auch in einer erschwerten sozialen Teilhabe äußern. Denn: Wenn permanent Geldmangel herrscht, kann man sich einen Besuch in einem Restaurant oder Café mit Freunden kaum leisten, ebenso wenig einen Kinobesuch oder einen gemeinsamen Urlaub.

Armut ist nicht nur vom materiellen Besitz abhängig

Eine monetäre Definition dessen, was als Altersarmut eingestuft werden muss, lässt sich von der Höhe der Grundsicherung im Alter ableiten. Wer weniger Geld zur Verfügung hat, als es der Grundsicherung im Alter entspricht, gilt dann als arm. Allerdings gibt es an dieser Definition Kritik, denn ob jemand arm ist, ist nicht nur eine Frage seines Einkommens und seines materiellen Besitzes. Auch, wie sich ein Betroffener fühlt – besonders im Vergleich zu seiner Umgebung –, spielt eine Rolle. Armut ist damit immer relativ zu sehen.

In Politik und Wissenschaft wird als Armutsgrenze häufig auch der Schwellenwert gesehen, der sich aus der Messung der relativen Armut ergibt. Die Armutsrisikogrenze liegt bei dieser Definition bei 60 Prozent des mittleren Einkommens in der gesamten Gesellschaft. Wer weniger Geld zur Verfügung hat, gilt damit als armutsgefährdet.

Welche Ursachen kann Altersarmut haben?

Etwa einer von sechs älteren Menschen gilt in Deutschland als armutsgefährdet. Zuletzt lag die Armutsgefährdungsquote bei Senioren laut Statistischem Bundesamt bei 15,7 Prozent, bezogen auf das Jahr 2019. Zehn Jahre früher, im Jahr 2009, betrug diese Zahl noch 11,9 Prozent. Die Altersarmut in Deutschland wird perspektivisch wohl weiter zunehmen. Welche Faktoren spielen eine Rolle, wenn jemand von Armut im Alter betroffen ist?

Armut im Alter kann viele Ursachen haben. In erster Linie geht es dabei um eine Rentenarmut: Die Rente der Betroffenen ist so gering, dass sie nicht ausreicht, um ihre Bedürfnisse zu decken. Eine geringe Rente wiederum ist das Resultat von Zeiten der Erwerbslosigkeit und schlecht bezahlten Jobs.

Schlecht bezahlte Jobs gehen mit einem erhöhten Armutsrisiko einher

Viele Berufe sind allgemein durch niedrige Löhne gekennzeichnet. Das betrifft zum Beispiel Verkäufer, Bauarbeiter, Landschaftsgärtner, Reinigungskräfte, Friseure oder Pflegekräfte. Damit wird der Grundstein für Altersarmut oft schon in der Ausbildung gelegt. Wer einen solchen Job hat, kann ohne zusätzliche private Vorsorge nicht auf eine üppige Rente im Alter hoffen.

Oft reicht das Geld bei Menschen, die solche Berufe ausüben, schon während des Erwerbslebens kaum, um die eigenen Kosten zu decken. In der Rentenzeit ist es dann noch knapper – was besonders in Kombination mit hohen Mieten ein Problem ist. Die Betroffenen sind dann gezwungen, staatliche Unterstützung zu beantragen oder einen Nebenjob auszuüben.

Auch Zeiten der Erwerbslosigkeit können zu Altersarmut in der Rentenzeit beitragen. Das betrifft zum Beispiel Frauen, die für die Familienplanung eine längere Pause vom Job einlegen, die in Teilzeit tätig sind oder gar keinen Job haben. Vor allem alleinerziehende Frauen haben ein deutlich erhöhtes Risiko, im Alter arm zu sein. Auch Arbeitslosigkeit aus anderen Gründen wirkt sich negativ auf die Rentenansprüche im Alter aus, ebenso wie Schwarzarbeit und längere Ausfälle durch Krankheit.

Altersarmut: Bin ich gefährdet?

Künftig könnten in Deutschland noch mehr ältere Menschen von Altersarmut betroffen sein als bisher. Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung prognostiziert einen Anstieg der Armutsrisikoquote im Alter von derzeit rund 16 Prozent auf 20 Prozent bereits ab Mitte der 2030er Jahre.

Allerdings verteilt sich das Risiko von Altersarmut nicht gleichmäßig über die verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Manche Gruppen sind deutlich stärker gefährdet als andere. Das betrifft insbesondere Menschen mit wenig Bildung, alleinerziehende Frauen, Langzeitarbeitslose und Menschen mit Migrationshintergrund.

Je länger jemand in seinem Leben arbeitet und je mehr er dabei verdient, desto geringer ist das Risiko von Armut im Alter. Wenn du ein gutes Einkommen hast und bisher nach deiner Ausbildung oder deinem Studium durchgehend arbeitstätig warst, ist das Armutsrisiko abhängig von deinem Gehalt moderat bis gering.

Jedem dritten Vollzeitbeschäftigten droht Altersarmut wegen niedriger Rente

Als von Altersarmut gefährdet gilt, wer in der Rentenzeit monatlich weniger als 1.100 Euro netto zur Verfügung hat. Das entspricht einer Bruttorente von rund 1.200 Euro im Monat.

Um auf ein solches Rentenniveau zu kommen, wäre ein Bruttolohn von 2.650 Euro über 45 Jahre nötig. Längst nicht jeder Beschäftigte in Deutschland erfüllt diese Voraussetzung. Im Gegenteil – bei knapp jedem dritten Vollzeitbeschäftigten wird die Rente wohl maximal 1.100 Euro netto im Monat betragen. Damit droht Millionen von Arbeitnehmern Armut im Alter.

Ob du selbst im Alter armutsgefährdet bist, kannst du somit leicht an deinem aktuellen und bisherigen Einkommen abschätzen. Wenn du es genauer wissen willst, kannst du auch den Rentenschätzer nutzen, den du online auf der Webseite der Deutschen Rentenversicherung findest. Außerdem verschickt die Deutsche Rentenversicherung regelmäßig Renteninformationen, aus denen hervorgeht, wie hoch die Rente wäre, wenn jemand bis zum Renteneintritt weiterhin so viel verdienen würde wie er es zum jeweiligen Zeitpunkt tut.

Wie kann man Altersarmut vorbeugen?

Zu wissen, dass man im Alter an Armut leiden könnte, ist wohl für die meisten Menschen ein erschreckender Gedanke. Die gute Nachricht: Indem du zusätzlich vorsorgst, kannst du dein Einkommen in der Rentenzeit aufbessern – und je früher du damit beginnst, desto besser sind die Aussichten.

Es gibt verschiedene Modelle der privaten Altersvorsorge, die sich lohnen können. Dazu zählt zum Beispiel die betriebliche Altersvorsorge, kurz bAV, die dein Arbeitgeber möglicherweise anbietet. Gezwungen ist der dazu nicht; das staatlich bezuschusste Angebot ist freiwillig für Arbeitgeber. Bei einer betrieblichen Altersvorsorge führt der Arbeitgeber meist einen Teil des Lohns in eine private Rentenversicherung ab. Manche Arbeitgeber kommen auch alleine für die Beiträge auf. Das Geld wird dann für den Arbeitnehmer angelegt. Die Betriebsrente muss bei der Auszahlung versteuert werden.

Ob sich dieses Modell lohnt, hängt davon ab, welchen Anteil dein Arbeitgeber übernehmen würde. Bedenke: Je mehr Geld für die bAV von deinem Gehalt abgeht, desto geringer sind deine Rentenansprüche im Alter.

Riester-Rente: Lohnt sie sich?

Eine der bekanntesten Möglichkeiten, privat für das Alter vorzusorgen, stellt die Riester-Rente dar. Dabei handelt es sich um ein Angebot des Staates, bei dem Menschen über Zulagen und Steuervorteile gefördert werden. Bei der Riester-Rente gibt es verschiedene Optionen und Verträge, die sich auch im Hinblick auf die mögliche Rendite unterscheiden.

Da die Zinsen wohl weiter sinken werden, lohnt sich die Riester-Rente inzwischen jedoch für viele Menschen nicht mehr. Deine individuelle Situation entscheidet darüber, ob du von einer Riester-Rente profitieren könntest oder ob die Nachteile überwiegen würden. Tendenziell lohnt sich die Riester-Rente eher für Gutverdiener und Familien mit Kindern.

Natürlich hast du auch noch andere Optionen, um einer Rentenarmut vorzubeugen. Du kannst zum Beispiel eine private Rentenversicherung zusätzlich zu deiner gesetzlichen Rentenversicherung abschließen. Dabei solltest du mehrere Angebote vergleichen und genau durchrechnen, inwiefern die jeweilige Rentenversicherung sich für dich lohnen könnte.

Viele Menschen mit geringem Einkommen können nicht privat vorsorgen

Du kannst dein Geld auch in ETF-Sparpläne, Aktien oder Fonds stecken. Die Rendite ist dabei oft höher als bei anderen Möglichkeiten der privaten Altersvorsorge, allerdings steigt damit auch das Risiko. Ebenso kannst du eine kapitalbildende Lebensversicherung abschließen, aber Vorsicht: In den meisten Fällen lohnt sich der Neuabschluss einer Lebensversicherung nicht. Der Garantiezins liegt ab dem Jahr 2022 nur noch bei 0,25 Prozent. Hinzu kommt, dass die Verträge oft unflexibel sind. Sie vorzeitig zu kündigen, geht meist mit größeren Verlusten einher.

Es gibt zwar diverse Möglichkeiten, Altersarmut durch private Vorsorge vorzubeugen. Allerdings haben viele Erwerbstätige mit niedrigen Einkommen und Arbeitslose meist gar nicht das nötige Geld zur Verfügung, um in private Altersvorsorge investieren zu können. Wenn du noch jung bist und einen schlecht bezahlten Job hast, kann es deshalb eine Möglichkeit darstellen, beruflich umzusatteln und einen Beruf zu erlernen, bei dem deine Gehaltsaussichten besser sind. Falls du nicht in Vollzeit arbeitest, kann es auch eine Überlegung wert sein, deine Arbeitszeit und damit auch deine Rentenansprüche zu erhöhen.

Bildnachweis: Ruslan Huzau / Shutterstock.com


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