Coopetition - Kooperation mit der Konkurrenz

Coopetition: Mit der Konkurrenz kooperieren?

Mit dem direkten Wettbewerber eine Kooperation eingehen? Klingt nach keiner guten Idee, kann aber tatsächlich äußerst positiv für beide Seiten sein. Die Coopetition, also die Kooperation mit einem Branchenrivalen, kann richtig umgesetzt die wirtschaftliche Position aller Beteiligten festigen und ausbauen. Was es dabei zu beachten gibt, erfährst du hier.

Definition Coopetition: Was ist das überhaupt?

Coopetition ist ein sogenanntes Kofferwort. Das bedeutet, dass es sich dabei um ein Wort handelt, das aus der Verschmelzung mindestens zweier anderer Wörter entstanden ist. Im Fall von Coopetition sind das die Wörter cooperation (englisch für Kooperation) und competition (englisch für Wettbewerb). Andere Wörter für Coopetition sind Kooperationswettbewerb oder Koopkurrenz.

Unternehmen, oder auch Selbstständige, die Coopetition betreiben, stehen also in Konkurrenz zueinander und arbeiten trotzdem zusammen. Wie kann das gelingen? Zunächst einmal muss sich die Coopetition für beide Seiten lohnen. Beide Partner einer Coopetition müssen insgesamt also mehr Vorteile generieren, als sie ohne den Konkurrent hätten. Und das funktioniert sowohl im Kleinen als auch im Großen.

Der Automobilkonzern VW hat vor einiger Zeit seine Kooperation mit dem Autobauer Ford bekannt gegeben. Hier haben wir also zwei Unternehmen, die beide Autos bauen und daher als Konkurrenten in ihrem Feld auftreten. Durch die Kooperation, die VW und Ford anstreben, entstehen jedoch Vorteile, die die eigentliche Konkurrenz der Autokonzerne vergessen lassen. Mit anderen Worten: Coopetition kann es nur dann geben, wenn sich eine klassische Win-Win-Situation für beide Seiten daraus ergibt.

Dass gerade Konkurrenten für einige Projekte zusammenarbeiten, hat einen nachvollziehbaren Hintergrund: Unternehmen, die in der gleichen Branche arbeiten und vielleicht sogar die gleiche Zielgruppe haben, sind sich sehr ähnlich. Sie unterscheiden sich unter Umständen nur in kleineren Details. In einer Coopetition ergänzen sich beide Unternehmen im Hinblick auf diese kleinen Unterschiede und kommen so zu einem besseren Ergebnis.

Weitere Beispiele für Coopetition

Man muss jedoch kein weltweit operierendes Unternehmen sein, um das Prinzip der Coopetition nutzen zu können und von den Vorteilen zu profitieren. Gerade bei kleineren, lokalen Betrieben kommt Coopetition immer wieder vor. Häufig, ohne dass die Betreiber den Begriff schon einmal gehört hätten:

  • Kleinere landwirtschaftliche Betriebe schließen sich zusammen, um gemeinsam eine Maschine kaufen zu können, die sie alleine nicht finanzieren könnten.
  • Lokale Gastronomen kooperieren, um ein Stadtfest oder eine andere besondere Veranstaltung zu organisieren.
  • Lokale Betriebe beauftragen gemeinsam eine Werbeagentur, um den Verkauf vor Ort anzukurbeln.
  • Ein Catering-Unternehmen arbeitet mit anderen Catering-Unternehmen zusammen, um einen Großauftrag abwickeln zu können, die jede Firma für sich nicht schaffen könnte.

Die Vor- und Nachteile der Coopetition

Coopetition kann für die jeweiligen Unternehmen eine ganze Reihe von Vorteilen haben. Gleichzeitig sollte man auch um die Nachteile wissen:

Vorteile der Koopkurrenz

  • Wenn sich beide Partner bewähren, haben sie die Chance, langfristig mehr Marktanteile zu sichern und ihre Position am Markt längerfristig zu sichern.
  • Mehr Marktanteile bedeutet in der Regel auch einen steigenden Umsatz.
  • Wer sich gut positioniert, kann auf lange Sicht seine Zielgruppe ausweiten. Das bedeutet wiederum mehr Umsatz.

Nachteile der Coopetition

  • Die beiden Partner müssen sich regelmäßig abstimmen, das bedeutet einen größeren Aufwand und unter Umständen auch höhere Kosten.
  • Eine echte Kooperation kann nur gelingen, wenn beide Seiten zu Kompromissen und Eingeständnissen bereit sind. Hin und wieder führt das zu Problemen, wenn sich eine Seite übervorteilt oder zu Zugeständnissen gedrängt fühlt.
  • Interne Abläufe, Daten und Ziele müssen mit dem Partner abgestimmt werden. Hier besteht die Gefahr, dass dieser sich nicht an seine Geheimhaltungspflicht hält und sensible Informationen nach außen dringen.
  • Coopetition funktioniert nur dann richtig gut, wenn beide Parteien sich voll und ganz aufeinander verlassen können. Das kostet viel Vertrauen. Fehlt dieses, könnte die Coopetition scheitern.

Risiken: Darum gelingt Coopetition nicht immer

Nach den bisherigen Informationen klingt Coopetition ganz danach, als wäre sie eine tolle Möglichkeit, um den wirtschaftlichen Erfolg kleinerer und mittlerer Betriebe und sogar von Großkonzernen voranzutreiben. Doch Coopetition gelingt leider nicht immer. Es gibt einige Faktoren, die immer wieder dafür verantwortlich sind, dass die geplante Zusammenarbeit der Konkurrenten doch noch scheitert. Zum Beispiel die Folgenden:

  1. Mangelndes Vertrauen: Obwohl die Zusammenarbeit als gleichberechtigte Partnerschaft geplant war, will es nicht ganz gelingen. Grund dafür: Ein Partner, hat Angst davor, dass der eigentliche Konkurrent einfach nur betriebliche Interna herausfinden möchte. Wer jedoch das Schlimmste von seinem Geschäftspartner vermutet, der wird ihn überwachen, wann immer das möglich ist. Dieses fehlende Vertrauen in die Coopetition führt dazu, dass es zu keiner echten Zusammenarbeit kommt. Die gibt es nur auf dem Papier. Von den Vorzügen einer echten Coopetition kann weder die eine noch die andere Seite profitieren.
  2. Anhaltende Konkurrenz: Coopetition kann nur funktionieren, wenn beide Seiten ihr Konkurrenzdenken zumindest vorübergehend ausschalten können. Können sie es nicht, kann Konkurrenzdenken dazu führen, dass sich beide Partner gegenseitig übertreffen wollen. Bis zu einem gewissen Grad ist das auch wünschenswert. Denn damit lassen sich unter Umständen bessere Ergebnisse erzielen. Ein wenig Konkurrenz führt dazu, dass sich beide Seiten anstrengen, um das beste Ergebnis zu erzielen. Für die Kunden ist das nur wünschenswert. Artet das Konkurrenzdenken jedoch aus, kann sich auch der gegenteilige Effekt einstellen.
  3. Ungleiche Verteilung: Unter Umständen wird die Coopetition nur dazu genutzt, sich vor dem Kunden zu profilieren. So sollen Kunden angesprochen werden, mit denen man ohne die Zusammenarbeit im Rahmen der Coopetition nicht in Kontakt gekommen wäre.

Coopetition im Team: So klappt die Koopkurrenz auch im Job

Bisher haben wir uns in erster Linie mit Unternehmen und deren Möglichkeiten der Coopetition beschäftigt. Die Dinge, die für Unternehmen zum Erfolg einer Coopetition beitragen, lassen sich auch auf Teams von Mitarbeitern übertragen, die zum Beispiel für ein Projekt zusammenarbeiten sollen. Denn auch hier haben wir eine vergleichbare Situation: Gerade bei großen Projekten, bei denen die Chance besteht, sich zu profilieren, kann es schnell zu einem Konkurrenzdenken der Kollegen kommen. Unter Umständen ist sogar eine Gehaltserhöhung drin, wenn die Ergebnisse entsprechend gut sind. Das kann einige Mitarbeiter besonders anspornen. Auf der anderen Seite müssen sie jedoch zusammenarbeiten, da sie nur gemeinsam das umfangreiche Projekt bearbeiten können.

Wer sich in diesem Fall an einige Regeln hält, wird mit der Coopetition gut zurechtkommen:

  1. Verteilung der Aufgaben: Die Aufteilung der Dinge, die im Projekt erledigt werden müssen, sollte möglichst fair sein. Natürlich gelingt das nicht immer. Einige Kollegen können Dinge eben besser als andere und sollten sie daher – zum Wohle des Projekts – auch übernehmen. Führt das dazu, dass diese Kollegen stärker als die übrigen belastet werden, muss ein Ausgleich her. Die anderen Kollegen können sich im Gegenzug verpflichten, den bereits ausgelasteten Kollegen kleinere Aufgaben abzunehmen. Lästige Schreibarbeiten oder die E-Mail-Korrespondenz bieten sich dazu beispielsweise an.
  2. Kommunikation auf Augenhöhe: Eine ungleiche Verteilung der Aufgaben darf nicht dazu führen, dass es zu einem Ungleichgewicht in der Kommunikation kommt. Beutetet: Derjenige Kollege, der aktuell ein wenig mehr Aufgaben übernimmt, darf sich nicht wie ein Vorgesetzter benehmen. Stattdessen geht es bei der Coopetition im Team darum, mit möglichst viel Wertschätzung und Achtung zu kommunizieren.
  3. Vertrauen: Vertrauen ist ein zentraler Punkt bei der Coopetition, das haben wir schon öfter angesprochen. Vertrauen zu haben, ist nicht nur zwischen Unternehmen, sondern auch zwischen Kollegen äußerst wichtig, damit die Coopetition funktionieren kann. Vertrauen in der Teamarbeit bedeutet zum Beispiel, dass du dich darauf verlässt, dass dein Kollege genau das macht, was abgesprochen war. Das ist natürlich nicht immer ganz einfach. Einige von uns tendieren eher dazu, ihre Mitmenschen zumindest ein wenig zu kontrollieren. Das sollte bei der Coopetition jedoch nicht so sein. Wenn du nach dem Motto: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ lebst, bedeutet die Coopetition für dich eine Umstellung. Das musst du wissen und umso mehr versuchen, deinen Kollegen zu vertrauen.

Exkurs: Die Arten der Kooperation

Wer sich mit Coopetition befasst, sollte auch die unterschiedlichen Arten der Kooperation kennen, die Unternehmen miteinander eingehen können:

  1. Horizontale Kooperation: Dabei schließen sich zwei oder mehrere Unternehmen zusammen, die auf der gleichen Wertschöpfungsstufe stehen. Vereinfacht gesagt also das gleiche Angebot haben. So können sich zum Beispiel Gastronomen zusammenschließen, um ein neues Getränk am Markt zu platzieren. Auch die bereits genannten Autokonzerne, die gemeinsam eine neue Entwicklung anstoßen möchten, befinden sich auf der gleichen Wertschöpfungsstufe.
  2. Vertikale Kooperation: Das Gegenteil der horizontalen ist die vertikale Coopetition. Dabei kooperieren Unternehmen miteinander, die unterschiedlichen Wertschöpfungsstufen angehören. Händler und Dienstleister oder Händler und Lieferanten sind typische Zusammenschlüsse im Rahmen der vertikalen Coopetition. Der Lieferant bietet dem Händler dabei einen günstigeren Preis für bestimmte Waren. Im Gegenzug garantiert der Händler eine bestimmte Menge an Waren, die er abnimmt.
  3. Diagonale Kooperation: Diese Form der Kooperation kennt man auch unter dem Namen laterale Kooperation. Es geht dabei nicht darum, an welcher Stelle der Wertschöpfungskette sich das Unternehmen befindet. Vielmehr entstammen Unternehmen, die diagonale Kooperation betreiben, unterschiedlichen Branchen. Eine Bank, die für ihre Veranstaltungen immer mit dem gleichen Caterer zusammenarbeitet, betreibt laterale Kooperation.

Bildnachweis: Korawat photo shoot / Shutterstock.com


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