Junge Menschen sitzen vor einem PC und machen ein Traineeship

Traineeship: Für wen lohnt es sich?

Wenn das Ende des Studiums näher rückt, ist ein Plan für die Zeit nach dem Studium gefragt. Direkt einen Job zu ergattern, ist aus Sicht vieler Studenten zwar wünschenswert, aber nicht immer einfach. Schließlich gibt es viele Konkurrenten um freie Stellen und als Absolvent hat man noch vergleichsweise wenig vorzuweisen. Mit einem Traineeship kann der Einstieg in den Beruf gelingen. Hier erfährst du, was ein Traineeship ist, wo Traineeships angeboten werden und wann sich ein Trainee-Programm lohnen kann.

Was ist ein Traineeship?

Hochschulabsolventen bringen viel theoretisches Wissen mit. Manchmal haben sie auch ein oder mehrere Praktika gemacht. Ansonsten ist ihre praktische Erfahrung jedoch überschaubar – ein Manko für Arbeitgeber. Um die mangelnde Praxis auszugleichen, bieten viele Unternehmen Traineeships (deutsch: Trainee-Programme) an, mit denen künftige Fach- und Führungskräfte ausgebildet werden. Trainee-Programme richten sich an Hochschulabsolventen, kommen aber oft auch für Berufserfahrene infrage.

Wie lange ein Traineeship dauert, variiert von Unternehmen zu Unternehmen. Das liegt daran, dass Traineeships keine geschützten Begriffe sind, für die es allgemeingültige Vorgaben gibt – anders als etwa Ausbildungen. Im Schnitt musst du dafür ein halbes Jahr bis zwei Jahre einplanen. Dabei durchläufst du mehrere Abteilungen des Unternehmens und bist dort in Projekte eingebunden. Nach und nach kannst du immer eigenständiger Aufgaben ausführen und Verantwortung übernehmen.

Hinzu kommen Seminare und Workshops, in denen du fachliche und persönliche Kompetenzen erlangst. Besonders Soft Skills spielen darin eine entscheidende Rolle, denn als angehende Führungskraft brauchst du bestimmte Eigenschaften. Mitunter bist du als Trainee auch eine Zeit lang im Ausland tätig. Während des Traineeships wirst du meist von einem festen Mentor im Unternehmen begleitet. An diesen Ansprechpartner kannst du dich bei Fragen oder Problemen wenden, außerdem gibt er dir regelmäßig Feedback.

In diesen Branchen werden Traineeships angeboten

Viele Unternehmen stecken viel Aufwand in die Ausbildung ihrer Trainees. Sie sorgen dafür, dass diese während des Traineeships wichtige Abteilungen kennenlernen und durch den Abteilungswechsel gleichzeitig einen Blick für das „große Ganze“ bekommen. Die Trainees werden nicht nur zu Führungskräften herangezogen, sie lernen auch das Unternehmen und seine Philosophie, Strukturen und Abläufe über einen längeren Zeitraum hautnah kennen. Das macht ehemalige Trainees zu attraktiven Bewerbern für den jeweiligen Arbeitgeber, denn sie kennen die Arbeitsumgebung schon. Gleichzeitig können Firmen sich sicher sein, dass die Trainees über die Fähigkeiten und das Wissen verfügen, das ihnen wichtig ist – schließlich haben sie es den Trainees selbst vermittelt.

Traineeships gibt es in vielen Branchen. Dennoch gibt es bestimmte Bereiche, in denen sie schwerpunktmäßig angeboten werden: Der überwiegende Teil von Traineeships richtet sich an Absolventen von wirtschaftswissenschaftlichen oder ingenieurwissenschaftlichen Studienfächern. Auch Naturwissenschaftler und Geisteswissenschaftler können fündig werden. Generell werden Traineeships in Bereichen angeboten, wo viel Wert auf qualifizierte Fach- und Führungskräfte gelegt wird. Viele Angebote findest du in Bereichen wie Finanzen, Chemie, bei Pharmakonzernen, in Marketing und PR, Beratung, Handel, Telekommunikation, IT und Mode.

Vorteile und Nachteile von Traineeships

Ein Traineeship als Kickstart für die Karriere – oder doch eher Zeitverschwendung im Vergleich zu einem Direkteinstieg? Das kommt auf das spezielle Programm und seine Ausgestaltung an. Mit Traineeships sind jedoch bestimmte Vor- und Nachteile verbunden, die du kennen solltest, bevor du dich für ein Trainee-Programm oder eine alternative Option entscheidest.

Vorteile von Traineeships

Zu den größten Vorteilen eines Traineeships zählen die guten Übernahmeaussichten. Viele Absolventen haben trotz guter Qualifikationen nach ihrem Abschluss Mühe, rasch eine passende Stelle im Direkteinstieg zu finden. Wer ein Traineeship ergattert, hat nicht nur einen Plan für die nächsten ein bis zwei Jahre. Er hat oft auch die Chance, nach dem Ende seines Trainee-Programms vom Unternehmen übernommen zu werden. In vielen Fällen ist die Übernahme schon im Trainee-Vertrag festgelegt, gleichzeitig winkt häufig ein unbefristeter Arbeitsvertrag. Damit kann ein Traineeship eine sehr gute Grundlage für eine steile Karriere sein.

In einem Traineeship lernst du verschiedene Abteilungen kennen. Das ist besonders nützlich, wenn du vorher noch nicht genau weißt, wo du einmal arbeiten möchtest. Anders als bei einem Direkteinstieg legst du dich zu Beginn noch nicht fest, sondern bleibst flexibel. Gegenüber einem Direkteinstieg punkten Traineeships auch mit der allgemeinen Förderung, die damit in der Regel verbunden ist. In Seminaren und Schulungen eignest du dir Führungsqualitäten, Verantwortungsbewusstsein und Kommunikationsfähigkeit an – diese Eigenschaften werden dir im Verlauf deiner Karriere immer wieder nützlich sein und können auch andere Arbeitgeber überzeugen.

Anders als bei einem Praktikum, was für viele Absolventen auch nach dem Studienabschluss eine Option ist, verdienst du bei einem Traineeship (mehr) Geld. Zwar erhältst du nicht so viel wie ein Bewerber im Direkteinstieg, die Trainee-Gehälter sind aber häufig an Einstiegsgehälter angelehnt. Außerdem kannst du während eines Traineeships viele Kontakte knüpfen. Daraus können sich später Karrierechancen ergeben.

Nachteile von Traineeships

Ein Traineeship hat jedoch auch Nachteile. Da wäre zum einen das Gehalt, das zwar im Vergleich zu einer Ausbildung oder Praktika deutlich höher ist, aber nicht an den Verdienst eines „richtigen“ Jobs heranreicht. Außerdem schiebst du den Berufseinstieg nach hinten, wenn du zunächst als Trainee einsteigst.

Die Qualität der verschiedenen Traineeships ist sehr unterschiedlich. Jedes Unternehmen kann Trainee-Programme ausschreiben – aber längst nicht jedes Unternehmen bietet seinen Trainees auch tatsächlich eine hervorragende Ausbildung. Zwar kannst du dich im Vorfeld über die Erfahrungen anderer Trainees beim betreffenden Unternehmen informieren. Eine Sicherheit, dass dir das Trainee-Programm gefällt und dich weiterbringst, hast du jedoch nicht. Wenn du es vorzeitig abbrichst, musst du das bei späteren Bewerbungen erklären können. Außerdem verlierst du dadurch Zeit.

Ein potenzieller Nachteil von Traineeships ist die oft recht spezielle Ausbildung in einem bestimmten Unternehmen. Zwar ist es häufig problemlos möglich, sich im Anschluss an ein Traineeship anderswo zu bewerben. Mitunter kann sich die Spezialisierung auf ein Unternehmen jedoch als Nachteil bei Bewerbungen erweisen, weil du nicht breit genug aufgestellt bist.

Zu den Nachteilen von Traineeships gehört auch der Auswahlprozess von künftigen Trainees. Gerade in großen Unternehmen lohnt sich eine Bewerbung als Trainee nur, wenn man sehr gute Qualifikationen vorweisen kann. Die Auswahlverfahren sind oft hart; es gibt wenige Plätze, aber sehr viele Bewerber. Oft werden Assessment Center eingesetzt, um die besten Kandidaten zu finden.

Für wen lohnt sich ein Traineeship?

Lohnt sich ein Traineeship? Das kommt darauf an, welche Ziele du hast, welche Voraussetzungen du mitbringst und wie gut ein bestimmtes Trainee-Programm ist. Grundsätzlich kann sich ein Traineeship für dich lohnen, wenn du dein Studium abgeschlossen hast und in einen Bereich einsteigen möchtest, in dem Traineeships angeboten werden. Du solltest jedoch gute Noten, Praktika, gegebenenfalls Auslandserfahrungen und bestimmte Sprachkenntnisse vorweisen können, um gegen deine Mitbewerber eine Chance zu haben. Auch für Berufserfahrene und Quereinsteiger kann ein Trainee-Programm eine Option sein.

Wenn du einen bestimmten Traum-Arbeitgeber hast, bei dem du dir bei einem Direkteinstieg geringe Chancen ausrechnest, kann ein vorheriges Traineeship sinnvoll sein. So bekommst du einen Fuß in die Tür, was ansonsten womöglich erst nach längerer Berufserfahrung möglich wäre.

Ein Traineeship kann der Startschuss für eine erfolgreiche Karriere sein

Praktisch ist ein Traineeship auch für Menschen, die noch nicht ganz sicher sind, in welchem Bereich sie später arbeiten möchten. Bei einem Trainee-Programm steht meist nicht vorher fest, welche Stelle du im Anschluss haben könntest. Das entscheidet sich je nach deinen Vorlieben in Absprache mit der Geschäftsführung im Laufe deiner Zeit als Trainee. Es gibt jedoch auch fachspezifische Traineeships, in denen du zum Spezialisten in einem bestimmten Gebiet ausgebildet wirst. Dabei lernst du weniger Abteilungen kennen, dafür bist du in dem jeweiligen Bereich anschließend hochqualifiziert.

Eine vielversprechende Option sind Traineeships für alle, die möglichst schnell ins Berufsleben einsteigen und Karriere machen möchten. Falls du bereits sehr qualifiziert bist und etwa schon eine Berufsausbildung erfolgreich abgeschlossen hast, lohnt sich ein Traineeship tendenziell weniger. Wenn du ausreichend qualifiziert bist, um im Direkteinstieg attraktive Jobs zu ergattern, brauchst du kein Trainee-Programm mehr.

Letztlich steht und fällt der Nutzen eines Traineeships mit den Inhalten und der Betreuung des jeweiligen Angebots. Viele Trainees sind sehr zufrieden mit ihrer Ausbildung, manche bereuen die Entscheidung dafür jedoch und wünschen sich, sie hätten eine Alternative gewählt.

Traineeship ist nicht gleich Traineeship: Tipps für die Suche nach einer Trainee-Stelle

Es steht jedem Unternehmen frei, Traineeships anzubieten. Weil Trainee-Programme nicht geschützt sind, gibt es bei der Ausbildung und der Betreuung der Trainees große Qualitätsunterschiede. Umso wichtiger ist es, kritisch auszuwählen, wo du dich ausbilden lässt. Bei der Entscheidung für ein Traineeship solltest du einerseits die Länge des Programms beachten. Die meisten guten Traineeships dauern zwischen zwölf und 24 Monaten. Ist die Dauer kürzer, lernst du womöglich nicht genug. Möchte das Unternehmen dich für mehr als zwei Jahre als Trainee einstellen, kann es sein, dass man dich als billige Arbeitskraft nutzen möchte.

Achte bei deiner Wahl auch auf die Inhalte und den Aufbau des Traineeships. Was lernst du kennen, welche Abteilungen durchläufst du, und wie viel Zeit hast du dabei jeweils? Welche Seminare und Workshops gehören zum Angebot? Kläre auch, wie die Übernahmequote ist. Dadurch kannst du besser abschätzen, ob sich ein Traineeship gut für den generellen Einstieg in einem bestimmten Unternehmen eignet.

Interessant ist auch, wie viele Trainees im Unternehmen eingestellt werden. Je mehr es sind, desto fraglicher ist, ob das Unternehmen allen eine gute, individuelle Betreuung bieten kann. Apropos Betreuung: Du solltest bei einem Traineeship einen festen Mentor haben, der dir immer zur Seite steht. Lies auch den Trainee-Vertrag genau: Bist du nach dem Traineeship verpflichtet, im Unternehmen zu bleiben, sofern man dir einen Job anbietet? Falls du das Jobangebot ausschlägst, drohen dir Rückzahlungsforderungen des Arbeitgebers für deine Ausbildungskosten.

Wo du Trainee-Stellen finden kannst

Traineeships findest du über zahlreiche Jobbörsen im Internet. Die Unternehmen schreiben sie meist auch auf ihrer Webseite aus, so dass du dich dort informieren kannst, wenn du schon einen Arbeitgeber im Kopf hast. Deine Qualifikationen entscheiden darüber, bei welchen Unternehmen Bewerbungen als Trainee aussichtsreich sind. Bei namhaften Unternehmen gehen oft Hunderte Bewerbungen für eine einzige Trainee-Stelle ein. Entsprechend schwer ist es, dort ein Traineeship zu ergattern.

Es kann sich deshalb lohnen, nicht nur auf die bekannten Konzerne zu schielen, wenn du nach Trainee-Programmen suchst. Auch viele kleine und mittlere Unternehmen bieten Traineeships an. Dort legt man oft weniger Wert auf den perfekten Lebenslauf, sondern schätzt echtes Interesse, Engagement und persönliche Sympathie. In kleineren Firmen lernst du zudem alle Mitarbeiter besser kennen, was dazu führen kann, dass du dich stärker als Teil der Firma fühlst. Allerdings können die Weiterbildungsangebote dort schlechter sein. Teilweise leidet auch die Qualität der Betreuung an den geringeren Ressourcen, die kleinere Firmen für Trainee-Programme zur Verfügung haben.

Wenn du ein vielversprechendes Traineeship gefunden hast, gilt es, eine gute Bewerbung zu verschicken. Achte darauf, dass deine Bewerbung für ein Traineeship alle formellen Kriterien erfüllt und du alle relevanten Unterlagen verschickst. Deine Bewerbung sollte zielgerichtet, authentisch und individuell sein. Allgemeingültige Bewerbungsfristen gibt es übrigens nicht, denn jedes Unternehmen sucht nach Bedarf nach neuen Trainees. Es ist jedoch sinnvoll, dich mehrere Monate vor dem gewünschten Beginn zu bewerben. Bei großen Unternehmen solltest du noch mehr Vorlaufzeit einplanen.

Bildnachweis: JP WALLET / Shutterstock.com


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