Ein Mann dehnt sich vor dem Laufen, wieso nutzt eine Routine?

Routine: Vorteile einer festen Routine in deinem Alltag

Fast die Hälfte unseres Alltags besteht aus Routinen. Das jedenfalls zeigen Studien immer wieder. Grund genug, sich mit diesen mächtigen Angewohnheiten zu befassen. Denn die meisten von uns haben nicht nur positive Routinen und Gewohnheiten. Was du tun musst, wenn du schlechte Angewohnheiten loswerden möchtest, verraten wir dir jetzt.

Definition: Was versteht man unter einer Routine?

Routinen sind automatische Abläufe, für die wir uns nicht besonders konzentrieren müssen. Wenn du morgens nach dem Frühstück deine Zähne putzt, ist das eine Routine. Das Putzen an sich läuft automatisch ab – so dass du Zeit hast, nebenbei die Nachrichten auf dem Smartphone zu lesen oder über den anstehenden Tagesablauf nachzudenken.

Auch Rituale und Gewohnheiten gehören zu dem Überbegriff Routinen dazu, denn auch diese Dinge machst du, ohne lange darüber nachzudenken: Die erste Kaffeepause pünktlich um 10 Uhr oder der Gang zum Kiosk jeden Donnerstag sind solche Gewohnheiten und Rituale, die uns in unserem Alltag begleiten.

Die Vor- und Nachteile von Routinen und Ritualen

Das Schöne an Routinen ist, dass sie automatisch ablaufen. Das bedeutet nämlich, dass unser Gehirn nicht allzu viel Energie dafür aufwenden muss. Und das mag unser Kopf, denn er ist darauf programmiert, möglichst wenig Energie zu verbrauchen.

Dieses genetische Programm stammt aus den Frühzeiten der Menschheitsgeschichte. Als Nahrung – und vor allem kalorienreiche Nahrung – noch selten war, musste man alles tun, um nicht zu viel Energie zu verbrauchen.

Genau das könnte ein Grund dafür sein, dass Routinen auch heute noch so beliebt sind. Da man nicht viel über sein Handeln nachdenken muss, bleiben Kapazitäten für andere Dinge frei. Da zum Beispiel das Staubsaugen automatisch abläuft, kann man währenddessen telefonieren oder einen Podcast hören.

Und wer morgens schon weiß, dass er nach dem Betreten des Büros zuerst den PC einschaltet, sich dann einen Kaffee holt und danach die eingetroffenen E-Mails beantwortet, der muss die erste Stunde seiner Arbeitszeit nicht groß planen – er hat ja eine work routine. Das lässt Raum für kompliziertere Überlegungen oder Entscheidungen, die viel „Gehirnschmalz“ erfordern.

Routinen sind nicht nur vorteilhaft

Auf der anderen Seite können Routinen auch der Grund dafür sein, dass wir Dinge tun, die unserer Gesundheit oder dem beruflichen Fortkommen schaden. Denn wir alle haben uns irgendwelche Verhaltensweisen oder Denkmuster angeeignet, die nicht nur vorteilhaft für uns sind. Wer zum Beispiel gewohnt ist, zu dem ersten Kaffee am Morgen zwei Kekse zu essen, wird diese schlechte Angewohnheit nur schwer ablegen können.

Denn sobald sich eine Routine in unserem Gehirn etabliert hat, sind wir bestrebt, diese Routine beizubehalten. Wir werden von unserem Hormonhaushalt nämlich dafür belohnt. Der Grund dafür sind sogenannte Opioide. Das sind körpereigene Stoffe, die Schmerzen unterdrücken und sich positiv auf unser Angstgefühl auswirken können. Einfach ausgedrückt: Opioide sind Stoffe, die uns ein gutes Gefühl verschaffen. Und genau diese Stoffe schüttet unser Körper bei einer Routine aus.

Eine Routine abzulegen, kann genauso schwer sein, wie sich von einer Sucht zu befreien. Bei einer harmlosen Routine, wie dem Gang zum Kiosk an jedem Donnerstag, ist das noch kein Problem. Schwierig wird es aber dann, wenn es um schlechte Angewohnheiten geht. Denn auch die lassen sich aufgrund der involvierten Opioide nur schwer ablegen.

Heißt konkret: Wenn wir uns erst einmal eine schlechte Angewohnheit oder ein negatives Denkmuster antrainiert haben, wird es uns eine ganze Menge Anstrengung kosten, uns wieder davon zu lösen.

Noch dazu ist die „Rückfallquote“ hoch. Denn die Nervenbahnen, auf denen die Routine abgespeichert ist, bleiben in unserem Gehirn erhalten. Und da wir diese Bahnen schon so oft genutzt haben, ist die Versuchung groß, sie bei der nächsten, vergleichbaren Situation noch einmal zu nutzen.

Es ist also nicht nur schwierig, sich von negativen Routinen zu lösen, sondern auch ein Kraftakt, das neue vorteilhaftere Verhalten beizubehalten. Hinzu kommt: Je länger du die schlechte Angewohnheit schon hast, umso schwieriger wird es, sie dir abzugewöhnen. Experten sprechen davon, dass wir im Schnitt fast 70 Tage brauchen, bis sich eine neue Routine etabliert hat.

Neue Routinen entwickeln: So gelingt es

Deshalb sollte man sich damit beschäftigen, wie man ungesunde oder anderweitig schlechte Routinen durch bessere ersetzen kann. Das gelingt mit folgenden Schritten:

  1. Eigene Ziele formulieren: Du gehörst eher zu den Bewegungsmuffeln, möchtest dich aber deutlich mehr bewegen? Dann wirst du dein Ziel eher erreichen, wenn du es aus intrinsischer Motivation machst. Heißt für dich: Du solltest einen oder gleich mehrere Gründe finden, warum es für dich wichtig ist, dich mehr zu bewegen. Wenn du den Plan nur fasst, weil dein Partner es für wichtig hält, dass du täglich 10.000 Schritte machst, stehen die Chancen schlechter, dass sich daraus eine echte Routine entwickelt.
  2. Den Auslöser ausfindig machen: Wer seine Routinen ändern möchte, der sollte den Auslöser für seine Gewohnheiten kennen. Wenn du zum Beispiel weißt, dass du bei großem Stress zur Zigarette greifst oder sofort das Smartphone zur Hand nimmst, sobald du zwei Minuten irgendwo warten musst, sind das typische Auslöser für schlechte Gewohnheiten. Beobachte dich daher über einen gewissen Zeitraum möglichst genau und versuche herauszufinden, welche Situationen die Routinen triggern, die du dir abgewöhnen möchtest.
  3. Eine einzige Angewohnheit aussuchen: Damit du dich nicht überforderst, solltest du nur eine Routine auswählen, die du ändern möchtest. Mit dem Rauchen aufzuhören, ab sofort täglich 10.000 Schritte zu laufen und gleichzeitig auf Süßigkeiten zu verzichten, wird mit Sicherheit nicht klappen. Entscheide dich für den Anfang für eine Routine, von der du dich relativ leicht lösen kannst. Besonders vielversprechend sind solche Routinen, die du noch nicht allzu lange in deinen Alltag integriert hast. Wenn du dagegen schon 15 Jahre rauchst und das Laster nun endlich loswerden möchtest, solltest du auf einige Rückschläge gefasst sein.
  4. Täglich Erfolg überprüfen: Kurz vor dem Schlafengehen solltest du es zu einer Routine machen, deine Routinen zu überprüfen. Hast du es heute geschafft, auf die schlechte Angewohnheit zu verzichten und dich an deine Vorsätze zu halten? Wenn dem so ist, kannst du mit einem guten Gefühl zu Bett gehen. Andernfalls hast du am nächsten Tag die Chance, es besser zu machen.

Bildnachweis: baranq / Shutterstock.com


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