Eine Frau sitzt gelangweilt im Büro, welche Probleme bereitet Perspektivlosigkeit?

Perspektivlosigkeit im Job: Gründe und Auswege

Phasen, in denen es im Job langweilig ist, kommen wohl immer wieder und in den unterschiedlichsten Berufen vor. Wenn die Langeweile und Unterforderung jedoch anhalten, kann sich ein Gefühl der Perspektivlosigkeit im Job einstellen. Was dann hilft und wie du aus der Perspektivlosigkeit wieder herausfindest, liest du hier.

Perspektivlosigkeit: Was versteht man darunter?

Morgens schon keine Lust auf die Arbeit zu haben, kann viele Gründe haben. Einer davon heißt Perspektivlosigkeit. Damit meint man, dass dem Mitarbeiter klar ist, dass er von seinem Job nicht mehr allzu viel erwarten kann. Er macht sich darauf gefasst, dass es beruflich in den nächsten Jahren genauso weitergeht wie bisher.

Doch einige Menschen empfinden das nicht als Belastung. Schließlich schadet es meistens gar nicht, wenn wir ein wenig genügsamer werden. Auf der anderen Seite kann Perspektivlosigkeit jedoch auch dazu führen, dass wir komplett die Lust an unserem Beruf verlieren. Dann wird der Joballtag zur Qual.

Vor allem dann nicht, wenn man gerade ins Berufsleben gestartet ist und noch mehrere Jahrzehnte Erwerbstätigkeit vor sich hat. Doch auch als Arbeitnehmer kurz vor der Rente kann Perspektivlosigkeit lähmen und in die innere Kündigung führen. Dann können die letzten Jahre vor dem Ruhestand zu einer Tortur werden – mit gesundheitlichen Folgen.

Perspektivlosigkeit im Job vs. Perspektivlosigkeit im Leben

Die Perspektivlosigkeit im Job kann zu einer Belastung werden, die sich weit über den Arbeitsalltag hinaus ausdehnt. Wer jeden Morgen in dem Wissen aufwacht, dass er sich den Großteil seines Tages mit Dingen beschäftigen muss, die ihm keinen Spaß machen, der wird bestimmt nicht gut gelaunt aus dem Bett hüpfen.

Natürlich ist es ganz normal, dass es in jedem Job hin und wieder Phasen gibt, die nicht ganz optimal verlaufen. Die meisten Arbeitnehmer müssen während ihres Berufslebens Aufgaben übernehmen, die sie langweilen. Das ist natürlich anstrengend. Jedoch hilft den meisten Beschäftigten die Aussicht darauf, dass es irgendwann wieder besser wird.

Ist der eigene Job jedoch ganz ohne Perspektive, ist das leider nicht so. Denn dann ist klar, dass man sich grundsätzlich mit langweiligen Routinetätigkeiten beschäftigen muss, solange man die aktuelle Position innehat.

Diese lähmende Langeweile im Job ohne Aussicht auf Besserung kann zu gesundheitlichen Problemen führen:

  • Schlafstörungen
  • Kopfschmerzen
  • Müdigkeit
  • Antriebs- und Lustlosigkeit
  • Rückenbeschwerden
  • Magenprobleme

Das sind nur einige der Symptome, die ein Boreout mit sich bringt. Spätestens dann ist die Perspektivlosigkeit im Job auch in unserem Privatleben angekommen. Denn Personen, die unter diesen Beschwerden leiden, werden ihre Freizeit wohl kaum genießen können.

Perspektivlosigkeit im Job: Woher kommt sie?

Arbeitnehmer, die keine Entwicklungsperspektive bei ihrem aktuellen Arbeitgeber sehen, geben gerne den Umständen im Unternehmen die Schuld dafür. Die schlechte wirtschaftliche Lage, die die komplette Branche in Probleme gestürzt hat, oder die Größe des Unternehmens könnten Gründe für die Perspektivlosigkeit sein.

Arbeitgeber sehen das natürlich anders. Auch wenn die Aussicht auf eine Beförderung in eine Führungsposition aktuell eher schlecht ist, denken einige Arbeitgeber, dass sich ihre Mitarbeiter trotzdem anstrengen sollten. Wer das nicht tut, sei an seiner Perspektivlosigkeit selbst schuld.

Wie so häufig liegt die Wahrheit wohl irgendwo dazwischen. Die Rahmenbedingungen bei dem Arbeitgeber spielen eine Rolle dabei, wie aussichtsreich der Job ist. Auf der anderen Seite stimmt es aber auch, dass jeder einzelne Arbeitnehmer etwas dafür tun kann, nicht das Gefühl von Perspektivlosigkeit in seinem Job zu bekommen.

Denn echte Perspektivlosigkeit und Stillstand kommen nicht von heute auf morgen. Wer unter Perspektivlosigkeit im Job leidet, hat vorher einen langen Prozess durchlaufen. Und zur Wahrheit gehört auch, dass der betroffene Arbeitnehmer dagegen nicht angegangen ist. Er hat es mit sich geschehen lassen und sich so in die berufliche Sackgasse manövriert.

Die Gründe für die Perspektivlosigkeit

Das Fatale bei dieser Entwicklung: Zunächst merkt man gar nicht, wie gefährlich das eigene Verhalten ist – bis es schließlich fast schon zu spät ist. Denn Perspektivlosigkeit geht häufig mit einem Streben nach Sicherheit einher.

Gerade in der aktuellen krisengeprägten Situation, sind die meisten Beschäftigten froh darüber, einen Job zu haben, der ihnen regelmäßiges Einkommen verspricht. Der Alltag ist schon kompliziert genug – da möchte man sich nicht noch zusätzlich damit belasten, einen neuen Arbeitgeber zu suchen. Man bleibt daher bei dem, was man hat, und arrangiert sich damit.

Dagegen ist zunächst gar nichts einzuwenden. Schwierig wird es aber dann, wenn das eigene Streben nach Sicherheit dazu führt, dass man sich damit zufriedengibt, beruflich keine Fortschritte zu machen.

Andere Personen stellen nach einigen Jahren fest, dass ihre Kollegen befördert wurden oder den Arbeitgeber gewechselt haben, weil ihnen eine interessantere Position angeboten wurde. Nur man selbst hat sich in den letzten Jahren beruflich nicht weiterentwickelt. Ein Grund dafür könnte sein, dass diese Arbeitnehmer in der Vergangenheit andere Prioritäten gesetzt haben.

Wer seinen Job nur macht, um Geld zu verdienen, sich aber nicht wirklich für die Inhalte seiner Arbeit interessiert, wird nur selten beruflich erfolgreich sein. Beruflicher Erfolg ist nicht für alle Arbeitnehmer eines der wichtigsten Ziele im Leben. Gerade die jüngere Generation von Beschäftigten sucht ihre Erfüllung in vielen Fällen außerhalb des Jobs – beispielsweise in einem Ehrenamt oder anderen Aufgaben, die sie für die Gesellschaft übernehmen. Diese Gruppe von Beschäftigten läuft daher ebenfalls Gefahr, in der beruflichen Perspektivlosigkeit zu landen.

Perspektivlosigkeit und Depression

Einige Folgen der Perspektivlosigkeit im Job haben wir uns bereits unter dem Stichwort „Boreout“ angesehen. Bei der Frage nach den Folgen der Perspektivlosigkeit kommt es natürlich immer auf den individuellen Menschen an. Manche Beschäftigte finden es gar nicht weiter schlimm, dass sie in ihrem Job keine Perspektive haben. Denn das bedeutet schließlich auch, dass keine großen Anstrengungen von ihnen erwartet werden. Sie machen einfach weiter wie bisher, freuen sich auf ihren Feierabend und die Zeit, die sie dann nach ihren eigenen Vorstellungen nutzen können.

Für andere Arbeitnehmer ist die Perspektivlosigkeit im Job dagegen ein echtes Problem. Denn nicht alle kommen gut damit zurecht, dass ihr Job sie nirgendwo hinführt und sie das Gefühl haben, bis zu ihrer Rente jeden Tag die gleichen langweiligen Routinetätigkeiten machen zu müssen.

Diese Gruppe von Arbeitnehmern wird früher oder später von ihrer Arbeit gefrustet sein und das ist meist der Beginn von weiteren Problemen. Damit sinkt die Motivation und die Produktivität. Und all das hat Auswirkungen auf die Qualität der Arbeit.

Es schleichen sich öfter Fehler ein, was den Kollegen und schließlich auch dem Vorgesetzten auffällt. Vermutlich wird er den betreffenden Mitarbeiter zum Gespräch bitten und ihn darauf hinweisen, dass er sich zukünftig mehr anstrengen und wieder bessere Arbeitsergebnisse abliefern muss. Das wiederum setzt den Beschäftigten nur noch weiter unter Druck.

Von hier aus ist es nur noch ein kleiner Schritt, bis sich ernsthafte psychische Probleme aufgrund der Perspektivlosigkeit zeigen, die sich im schlimmsten Fall bis zu einer Depression ausweiten können.

Test: Ist mein Job ohne Perspektive?

Wenn du dir nicht sicher bist, ob du dich vielleicht gerade auf dem Weg in die Perspektivlosigkeit befindest, könnte dir unser Test helfen. Beantworte die folgenden Fragen ehrlich und notiere dir deine Antworten.

  1. Hast du dich im letzten Jahr (oder im Jahr davor) beruflich weitergebildet?
  2. Planst du in naher Zukunft, eine Weiterbildung oder ein internes Training zu besuchen?
  3. Siehst du eine Chance, dich in naher Zukunft auf eine andere interne Position zu bewerben?
  4. Spielst du mit dem Gedanken, notfalls den Arbeitgeber zu wechseln, wenn du keine Entwicklungsmöglichkeit siehst?
  5. Gehst du morgens mit einem guten Gefühl zur Arbeit?
  6. Kannst du dich schnell dazu entscheiden, Überstunden zu machen, wenn Aufgaben dringend erledigt werden müssen?
  7. Kannst du fokussiert arbeiten und dich voll und ganz auf die Inhalte konzentrieren?
  8. Merkst du an manchen Tagen gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht?
  9. Warten in deinem Job fast jeden Tag neue, herausfordernde Aufgaben auf dich?
  10. Kannst du mindestens drei konkrete Ziele nennen, die du im Beruf in den nächsten fünf Jahren erreichen möchtest?
  11. Kannst du auf Anhieb mehrere Erfolge aufzählen, die dir in den letzten Monaten im Job gelungen sind?
  12. Hast du das Gefühl, die richtigen beruflichen Entscheidungen getroffen zu haben?

Wenn die Antwort auf die Mehrzahl dieser Fragen Nein lautet, solltest du dir ernsthaft Gedanken darüber machen, ob du dich in einer beruflichen Sackgasse befindest. Vor allem solltest du auch darüber nachdenken, wie dein Ausweg aus deiner Perspektivlosigkeit im Job aussehen könnte.

Auswege aus der Perspektivlosigkeit: neue Wege finden

Wenn dich deine berufliche Perspektivlosigkeit frustriert, solltest du aktiv werden und nach Auswegen aus der Perspektivlosigkeit suchen. Folgende Tipps können dir dabei helfen:

  1. Konkretes Ziel formulieren: Weiterentwickeln kann man sich nur, wenn man weiß, wohin. Der erste Schritt raus aus der beruflichen Perspektivlosigkeit besteht daher darin, dass du dir ganz konkrete Ziele setzt: Was möchtest du im Job in den nächsten drei Jahren erreichen? Welche Tätigkeiten machen dir besonders viel Freude? Welche Dinge möchtest du dagegen in Zukunft unbedingt vermeiden? Je anschaulicher und detaillierter dein Plan ist, desto größer ist die Aussicht auf Erfolg.
  2. Eigene Stärken und Schwächen analysieren: Ziele und Perspektiven zu formulieren, gelingt einfacher, wenn man seine eigenen Stärken und Schwächen kennt. Dann kann man realistischer einschätzen, was in naher Zukunft beruflich zu erreichen ist und an welcher Stelle noch einiges an Vorarbeit notwendig ist, bevor der nächste Karriereschritt in Angriff genommen werden kann.
  3. Gespräch mit Vorgesetztem suchen: Wenn du deinen Ist-Zustand deutlich erfasst hast und dir deine Ziele klar sind, ist es an der Zeit, diese zu kommunizieren. Bitte daher um ein Gespräch unter vier Augen mit deinem direkten Vorgesetzten und sprich deine aktuelle Perspektivlosigkeit an. Gleichzeitig präsentierst du ihm in diesem Gespräch den Plan, den du für dich entworfen hast. Vermutlich wird die Führungskraft zu schätzen wissen, dass du dich vorbereitet hast und die aktuelle Perspektivlosigkeit nicht einfach hinnimmst, sondern aktiv dagegen vorgehen möchtest. Das ist ein guter Ausgangspunkt, um berufliche Entwicklungsmöglichkeiten durchzusprechen. Schließlich sollte jedes Unternehmen froh sein, einen proaktiven Mitarbeiter zu haben.

Bildnachweis: TierneyMJ / Shutterstock.com


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