Ein Mann arbeitet als Musikjournalist beim Radio, was sind Orchideenfächer?

Orchideenfächer: Vielfältige Studienmöglichkeiten & Karrierechancen

Orchideenfächer sind Studiengänge, die nur von echten Liebhabern belegt werden. Sie gelten oft als brotlose Kunst, weil der praktische Nutzen relativ gering ist und es keinen vorgezeichneten Karriereweg gibt. Anders als beispielsweise bei einem Fach wie Betriebswirtschaftslehre, bei dem von vornherein klar ist, dass die Absolventen später im Finanz- oder Unternehmensmanagement arbeiten können. Obwohl Orchideenfächer einen schlechten Ruf haben, können sie für Absolventen eine echte Bereicherung sein. Wir haben uns deshalb mit den Vor- und Nachteilen von Orchideenfächern beschäftigt.

Definition: Was sind Orchideenfächer?

„Orchideenfächer“ ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für Studienfächer, die nicht häufig oder nicht von vielen Studenten gewählt werden. Meist spricht man von einem Orchideenfach, wenn das Fach von maximal einem Prozent der Studenten an einer Hochschule belegt wird.

Ähnlich wie die Zierpflanze, die einen hohen Pflegebedarf aber wenig praktischen Nutzen hat, werden auch diese Fächer als Orchidee bezeichnet. Ein anderer Ausdruck für eher exotische Studienfächer ist Nischenfach.

Orchideenfächer stehen im Verdacht, dass man mit ihnen nicht viel oder sogar gar kein Geld verdienen kann. Sie werden daher immer wieder auch als „brotlose Kunst“ bezeichnet. Dabei sollte man Orchideenfächer nicht unterschätzen. Quantenphysik wurde zum Beispiel noch im frühen 20. Jahrhundert als ein Orchideenfach innerhalb der Physik betrachtet. Heute kann man wohl sagen, dass Quantenphysik nicht mehr nur ein Fach für einige wenige Exoten ist, sondern innerhalb der Physik und Forschung großes Ansehen genießt.

Das Gegenteil von Orchideenfach

BWL oder Anglistik sind das Gegenteil eines Orchideenfachs. Sie gehören zu den Studienfächern, die von vielen Studenten gewählt werden. Im Hinblick auf den finanziellen Nutzen muss das jedoch nicht unbedingt besser sein: Wenn viele Studenten ein Fach studieren und einen Abschluss darin machen, ist die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt groß. Wer sich gegen die Konkurrenz durchsetzen möchte, muss sehr gute Noten haben und am besten Praktika in einschlägigen Unternehmen vorweisen können.

Beispiele für Orchideenfächer

Zu den eher seltenen Studiengängen und damit den Orchideenfächern gehören zum Beispiel die folgenden:

  1. Kulturwissenschaften: In den Geisteswissenschaften finden sich die meisten Orchideenfächer. Kulturwissenschaften ist einer dieser Studiengänge. Die Inhalte dieses Faches unterscheiden sich von Universität zu Universität, da sie unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Kulturelle Fächer wie Musik, Kunst, Literatur, Theater oder Medien werden in vielen Fällen interdisziplinär untersucht.
  2. Musikjournalismus: Journalismus ist alles andere als ein Orchideenfach. Wie wir aber weiter oben gesehen haben, bedeutet das nicht, dass es nicht innerhalb der Fachrichtung ein Orchideenfach geben könnten. So verhält es sich auch mit dem Studium des Musikjournalismus.
  3. Kristallographie: Als Teil des Studienfaches Geowissenschaften beschäftigt sich die Kristallographie mit der Wissenschaft von Kristallen. Sie erforschen ihre Struktur und ihre Entstehung, züchten eigene Kristalle und studieren ihre Anwendung.
  4. Christliche Archäologie: Wie der Name bereits vermuten lässt, handelt es sich hier um ein Teilfach der Archäologie. Hier befassen sich Studenten mit den materiellen Hinterlassenschaften der Christen der ersten Jahrhunderte

Exotische Studiengänge: die Vor- und Nachteile

Wenn du mit dem Gedanken spielst, ein eher seltenes Studienfach zu belegen, solltest du dich vorher mit den Vor- und Nachteilen beschäftigen:

  1. Du erwirbst Expertenwissen: Wenn du dich für einen außergewöhnlichen Studiengang entscheidest, erwirbst du Kenntnisse, über die nur wenige verfügen. Mit deinem Spezialwissen hast du unter Umständen gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt – vorausgesetzt, du findest einen Arbeitgeber, der genau dein Wissen sucht. Andererseits haben Absolventen derzeit ohnehin kaum Schwierigkeiten, einen Arbeitsplatz zu finden (Stichwort: Fachkräftemangel). Wer zusätzlich mit Expertenwissen in einem Orchideenfach glänzen kann, hat noch bessere Chancen. Denn in unserer globalisierten, interdisziplinären Welt ist Vielfalt gefragt.
  2. Du folgst deinen Interessen: Wenn du dich schon als kleines Kind für Keltologie (ein weiteres Orchideenfach) interessiert hast, solltest du ernsthaft in Betracht ziehen, dieses Fach zu studieren. Es kann eine gute Entscheidung sein, deiner Leidenschaft zu folgen und dich für dieses Fach einzuschreiben. Während des Studiums hast du die Chance, dich intensiv mit einem Thema zu befassen, das dich schon so lange interessiert. Das wirkt sich häufig auch positiv auf deine Noten aus. Studenten, die ein Fach nicht nur deshalb studieren, weil es gute Berufsaussichten bietet, sind motiviert und engagiert bei der Sache und erzielen meist gute bis überdurchschnittliche Noten. Engagement und Durchsetzungsfähigkeit können für Arbeitgeber wichtiger sein als der tatsächliche gewählte Studiengang.
  3. Du erhältst bessere Betreuung: Wo weniger Studenten sind, ist die Betreuung durch die Lehrkräfte besser. In vielen Orchideenfächern gibt es eine familiäre Atmosphäre, die eine bessere und persönliche Betreuung mit sich bringt. Solltest du einmal Probleme haben, kannst du darauf vertrauen, maßgeschneiderte Unterstützung zu bekommen, da das Lehrpersonal genügend Zeit hat, auf jeden Studenten einzugehen.

Wie bei anderen Studiengänge gibt es natürlich auch bei Orchideenfächern Nachteile:

  1. Weniger Jobmöglichkeiten: Wenn du dich für ein Nischenfach entschieden hast, für das es auf dem Arbeitsmarkt keine Anwendung gibt, kann das zum Problem werden. In diesem Fall wirst du wahrscheinlich länger suchen müssen, bis du passende Stellenangebote findest.
  2. Du kannst nur schwierig die Uni wechseln: Orchideenfächer zeichnen sich auch dadurch aus, dass man sie nicht an jeder Universität oder Hochschule studieren kann. Das führt dazu, dass du an einen Studienort gebunden bist und nur schwierig die Uni wechseln kannst. Solltest du zum Beispiel gezwungen sein, umzuziehen, weil du die Miete nicht mehr zahlen kannst, könnte das bedeuten, dass du dein Orchideenfach aufgeben musst.
  3. Du kannst nur unter Mühe den Studiengang wechseln: Solltest du während deines Studiums merken, dass du doch lieber ein anderes Fach studieren möchtest, könnte auch das ein Problem werden. Denn Studienleistungen, die du in einem Orchideenfach erbracht hast, können nur schwer auf andere Studiengänge übertragen werden.

Orchideenfächer: Lohnt sich ein Studium?

Auf der einen Seite interessierst du dich schon viele Jahre für ein echtes Orchideenfach, auf der anderen Seite machst du dir auch Gedanken darüber, ob das die beste Entscheidung für deine berufliche Laufbahn ist. Sollten dir die weiter oben genannten Vor- und Nachteile nicht weiterhelfen, haben wir hier noch ein paar weitere Tipps, die dir die Entscheidung hoffentlich vereinfachen:

  1. Wie gut waren deine Leistungen in der Schule? Wenn du in der Schule in vergleichbaren Fächern gute oder sehr gute Leistungen gezeigt hast, könnte das ein Hinweis darauf sein, dass sich das Studium eines Orchideenfachs für dich lohnen könnte. Denn es scheint, dass du das nötige Verständnis für die Materie mitbringst.
  2. Gibt es vergleichbare Studiengänge? Vielleicht musst du nicht unbedingt ein Orchideenfach studieren. Es kann sein, dass es Studiengänge gibt, die zumindest einen Teil der Inhalte abdecken, die dich interessieren. Das bietet sich zum Beispiel an, wenn du dich für einen spezifischen Teilbereich interessierst – wie Musikjournalismus.
  3. Kannst du vorab Praktika machen? Sich theoretisch mit einem Fach zu beschäftigen, ist oft etwas ganz anderes, als in diesem Beruf zu arbeiten. Bevor du dich entscheidest, ein Orchideenfach zu studieren, solltest du deshalb versuchen, ein Praktikum zu machen, um einen Einblick in den Arbeitsalltag zu bekommen. Vielleicht stellst du während des Praktikums fest, dass dich das Fach zwar interessiert, du dir aber nicht vorstellen kannst, den Beruf dein ganzes Leben lang auszuüben.

Bildnachweis: ESB Professional / Shutterstock.com


Nach oben scrollen