Nebenberufliche Selbstständigkeit: Chancen, Herausforderungen und Tipps
Sich nebenberuflich selbstständig zu machen, kann eine vielversprechende Option sein, um berufliche Ideen und Vorhaben zu realisieren. Erfahre hier, ob du das Einverständnis des Arbeitgebers brauchst, was für Steuern und Krankenversicherung gilt und wie du am besten vorgehst, um in eine nebenberufliche Selbstständigkeit zu starten.
Nebenberuflich selbstständig: Was heißt das?
In einem Angestelltenverhältnis legt der Arbeitgeber fest, wie die Arbeit ausgestaltet wird. Dafür bekommen die Beschäftigten ein festes Gehalt, sie haben geregelte Arbeitszeiten und der Arbeitgeber trägt einen Teil der Sozialversicherungsbeiträge. Das ist bei einer Selbstständigkeit anders: Selbstständigkeit bedeutet, die eigene berufliche Tätigkeit in eigenem Ermessen zu gestalten.
Selbstständige haben keinen Chef und keine Chefin; sie bestimmen selbst, wie, wann und wo sie arbeiten. Wer nebenberuflich selbstständig ist, betreibt die Selbstständigkeit nur nebenbei. Hauptsächlich geht er einer anderen, angestellten Beschäftigung nach. Eine nebenberufliche Selbstständigkeit ist auch neben einem Studium, einer Ausbildung oder einer Elternzeit denkbar. Entscheidend für die Einordnung ist, dass die selbstständige Tätigkeit in ihrem zeitlichen Umfang geringer ist als die Haupttätigkeit. Zugleich sorgt sie meist nur für einen Nebenverdienst, während der eigentliche Job die Haupteinnahmequelle ist.
Bei einer hauptberuflichen Selbstständigkeit ist jemand demgegenüber primär selbstständig, auch wenn er nebenher noch angestellte Tätigkeiten ausüben könnte. Der Hauptunterschied zwischen der nebenberuflichen und hauptberuflichen Selbstständigkeit liegt im zeitlichen Aufwand und in der Höhe der Einnahmen, die die selbstständige Tätigkeit generiert.
Eine nebenberufliche Selbstständigkeit kann freiberuflich sein, abhängig davon, welchen Beruf jemand dabei ausübt. Handelt es sich um einen der sogenannten freien Berufe – etwa bei Journalisten, Künstlern oder Anwälten –, ist das der Fall. Ansonsten betreibt jemand nebenberuflich ein Gewerbe.
Angestellt und selbstständig im Nebenberuf: Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein?
Wer sich nebenberuflich selbstständig machen möchte, muss verschiedene Voraussetzungen erfüllen. Zunächst einmal muss geklärt werden, ob die Kombination aus angestellt und selbstständig im Einzelfall überhaupt erlaubt ist. Der Arbeitsvertrag kann diesbezüglich Hinweise geben, im Zweifel empfiehlt sich aber ein direktes Gespräch mit dem Arbeitgeber. Häufig ist eine Genehmigung des Arbeitgebers nötig, um eine nebenberufliche Selbstständigkeit beginnen zu können. In diesem Fall solltest du dir das Okay des Arbeitgebers schriftlich geben lassen, um einen Nachweis darüber zu haben.
Aus Sicht des Arbeitgebers kann eine nebenberufliche Selbstständigkeit aus verschiedenen Gründen problematisch sein. Der Arbeitgeber sieht es zum Beispiel womöglich nicht gerne, wenn ein Mitarbeiter ihm nebenberuflich Konkurrenz macht, weil er im selben Feld tätig wird. Das kann zu einem Interessenkonflikt führen. Ein weiteres Problem kann sich ergeben, wenn die Erholung durch ein nebenberufliches Kleingewerbe zu kurz kommt. Wenn sich ein Beschäftigter durch eine nebenberufliche Selbstständigkeit zu viel auflastet, ist er womöglich in seinem Hauptjob weniger leistungsfähig – ein Nachteil für das Unternehmen, der so schwer wiegen kann, dass der Arbeitgeber eine nebenberufliche Selbstständigkeit untersagt.
Je nachdem, welchen Beruf jemand ausüben möchte, kann eine spezielle Genehmigung oder Lizenz von Ämtern oder anderen Stellen erforderlich sein. Auch Hygienebestimmungen oder Sicherheitsauflagen müssen je nach Tätigkeit in manchen Fällen erfüllt werden. Wenn du alle Genehmigungen hast – vom Arbeitgeber und gegebenenfalls von Behörden oder Organisationen –, musst du dich ordnungsgemäß selbstständig melden, bevor du loslegen kannst. Wie das geht, erfährst du im nächsten Abschnitt
Wie mache ich mich nebenberuflich selbstständig? Anmeldung und Formalitäten
Eine nebenberufliche Selbstständigkeit kann eine gute Möglichkeit sein, eine Geschäftsidee ohne großes Risiko zu testen und zusätzliche Einkünfte zu generieren. Wer diesen Schritt wagen möchte, sollte jedoch einige Aspekte beachten.
Zunächst musst du dich für eine Rechtsform entscheiden. Wahrscheinlich wirst du als Einzelunternehmer tätig sein, möglicherweise aber möchtest du deine Geschäftsidee gemeinsam mit anderen realisieren. In diesem Fall stehen euch verschiedene Optionen wie eine GbR, GmbH oder OHG zur Auswahl. Jeder dieser Rechtsformen bringt eigene Vor- und Nachteile mit sich.
Zugleich ist eine Anmeldung beim Finanzamt erforderlich. Dort wird dir eine Steuernummer zugewiesen, die du in Rechnungen angeben musst und für die Steuererklärung benötigst. Je nachdem, was genau du vorhast, musst du außerdem ein Gewerbe anmelden. Das gilt, wenn deine Tätigkeit nicht unter die freiberuflichen Tätigkeiten fällt.
Steuern und Finanzen sind wichtige Themen, wenn du dich nebenberuflich selbstständig machen möchtest. Auch wenn du deine Selbstständigkeit als Nebenjob betreibst, musst du deine Einkünfte versteuern: Es fällt Einkommensteuer an, gegebenenfalls auch Gewerbesteuer. Regelmäßige Umsatzsteuervoranmeldungen können ebenfalls erforderlich sein. Eine gewissenhafte Finanzplanung hilft dir, Risiken zu vermeiden und deine (möglichen) Einnahmen realistisch zu schätzen.
Möglicherweise brauchst du zusätzliche Versicherungen, zum Beispiel eine Berufshaftpflicht. Auch eine Rechtsschutzversicherung oder eine Betriebsunterbrechungsversicherung könnte sinnvoll sein. Prüfe sorgfältig, ob du ausreichend versichert bist, und wenn nicht, welche Optionen geeignet sein könnten, um dich besser zu schützen.
Nebenberufliche Selbstständigkeit: Von der Geschäftsidee bis zum Businessplan
Alles beginnt mit einer guten Idee: Wenn du dich nebenberuflich selbstständig machen möchtest, brauchst du eine Geschäftsidee. Es muss eine Nachfrage für das geben, was du anbieten möchtest – entsprechend durchdacht muss dein Angebot sein. Überlege dir, wo dein Alleinstellungsmerkmal liegen könnte, welche Zielgruppe du ansprechen möchtest und welche Faktoren den Markt kennzeichnen. Eine Marktanalyse hilft dir dabei, zu prüfen, ob deine Idee wirklich tragfähig ist.
Wenn deine Geschäftsidee steht, geht es als Nächstes an den Businessplan. Du brauchst ihn in vielen Fällen nicht zwingend, aber er ist immer eine gute Idee. Wer einen Businessplan erstellt, ist gezwungen, sich mit allen Details seines Vorhabens auseinanderzusetzen. Dabei werden auch mögliche Herausforderungen bedacht, auf die du dadurch besser vorbereitet bist.
Im Businessplan geht es insbesondere um diese Aspekte:
- Ziele: Was möchtest du mit deiner nebenberuflichen Selbstständigkeit erreichen?
- Marktanalyse: Wie sieht der Markt aus – mit welchen Anbietern konkurrierst du? Welche Trends zeichnen sich ab?
- Marketingstrategie: Wie möchtest du deine Produkte oder Dienstleistungen vermarkten? Welche Kanäle können sich dafür anbieten?
- Finanzplan: Mit welchen Einnahmen rechnest du, welche Ausgaben kommen mutmaßlich auf dich zu?
- Rechtsform: Wirst du als Einzelunternehmer tätig sein oder eine andere Rechtsform wählen? Möchtest du die Kleinunternehmerregelung nutzen, um dir in steuerlicher Hinsicht Erleichterungen zu verschaffen? In diesem Fall musst du als nebenberuflich Selbstständiger die Verdienstgrenze beachten.
Nebenberuflich selbstständig: Krankenversicherung und Steuern
Du solltest auch die formellen Aspekte einer nebenberuflichen Selbstständigkeit beachten – zum Beispiel die Auswirkungen auf die Krankenversicherung. Im Fall einer gesetzlichen Krankenversicherung ändert sich in der Regel nichts, wenn sich jemand nebenberuflich selbstständig macht – er ist meist weiterhin über den Hauptjob versichert. Wer mit seinen Einkünften allerdings die Versicherungspflichtgrenze überschreitet, muss sich gegebenenfalls selbst freiwillig in der gesetzlichen Krankenversicherung versichern – mit entsprechend höheren Beiträgen, die zu seinen Lasten gehen.
Auch mit dem Thema Steuern solltest du dich intensiv auseinandersetzen. In der Regel musst du Einkommensteuer auf deine Einkünfte aus der nebenberuflichen Selbstständigkeit zahlen, außerdem Umsatzsteuer abführen (außer im Fall einer Kleinunternehmerregelung) und gegebenenfalls auch Gewerbesteuer zahlen. Erkundige dich frühzeitig, was in deinem Fall auf dich zukommt.
Nebenberuflich selbstständig – wie viel darf ich verdienen? Diese Frage stellt sich in dieser Form nicht. Es gibt keine festen Einkommensgrenzen, die nicht überschritten werden dürften. Allerdings können deine Einkünfte aus der Selbstständigkeit durch die Steuerprogression zu einem höheren Steuersatz führen, wodurch du insgesamt mehr Steuern zahlen musst. Auch auf Sozialversicherungsbeiträge haben deine Einkünfte als nebenberuflich Selbstständiger Einfluss.
Tipps für Organisation und Zeitmanagement in der nebenberuflichen Selbstständigkeit
Wer mit der nebenberuflichen Selbstständigkeit erfolgreich sein möchte, braucht ein effektives Zeitmanagement und eine gute Organisation. Andernfalls kann es schwierig werden, neben einem Hauptjob auch noch eine Selbstständigkeit zu realisieren – von Zeit für private Dinge ganz zu schweigen.
Hier sind einige Zeitmanagement-Strategien, die dir dabei helfen können, alles unter einen Hut zu bringen:
- Realistische Zeitplanung: Überlege dir, wie viel Zeit du brauchst, um deine selbstständigen Aufgaben zu erledigen. Wie viele Stunden pro Woche sind realistisch? Wie passt das zu deinen übrigen beruflichen und privaten Anforderungen? Plane unbedingt ausreichend Puffer ein.
- Feste Arbeitszeiten: Bei selbstständigen Tätigkeiten bist du zeitlich flexibel, es hilft aber oft, trotzdem feste Arbeitszeiten einzuführen. Du kannst dadurch besser planen und hast eine klarere Struktur in deinem Alltag, die Stress entgegenwirken kann.
- Prioritäten setzen: Wenn du nebenberuflich selbstständig bist, ist deine Zeit begrenzt. Deshalb ist es unabdingbar, dass du weißt, was wirklich wichtig ist – und diese Dinge priorisierst.
- To-do-Listen machen: Wenn du alles aufschreibst, was erledigt werden muss – an einem Tag, in einer Woche oder einem Monat –, hast du alles im Blick und kannst entsprechend planen.
- Ablenkungen minimieren: Wenn du selbstständig bist, steht kein Chef hinter dir und überprüft, was du gerade machst. Das kann dazu führen, dass man sich leichter ablenken lässt. Um dem vorzubeugen, solltest du wissen, wie du dich am ehesten ablenkst und was du dagegen tun kannst.
Die richtigen Arbeitsbedingungen schaffen
Um dich in deiner selbstständigen Arbeit zu organisieren, kannst du verschiedene Tools nutzen. Was sich anbietet, hängt davon ab, was du konkret machst und wo Bedarf besteht. Vielleicht nützen dir digitale Tools zur Aufgabenverwaltung, du könntest von virtueller Assistenz profitieren oder von einer Buchhaltungssoftware.
Wie gut die nebenberufliche Selbstständigkeit klappt, hängt in hohem Maße von deinen Arbeitsbedingungen ab. Es ist wichtig, dass du einen ruhigen Arbeitsplatz hast, an dem du nicht gestört wirst. Dort solltest du genug Platz und alle wichtigen Ressourcen in Reichweitehaben. Ein gesondertes Arbeitszimmer ist die beste Lösung, wenn die Möglichkeit dazu besteht.
Nicht zuletzt kommt es bei einer Doppelbelastung – Hauptjob im Angestelltenverhältnis und nebenberuflich selbstständige Tätigkeit – auf die Work-Life-Balance an. Es sollte nicht so sein, dass du das Gefühl hast, nur noch zu arbeiten. Plane genügend Pausen ein, damit du dich erholen und entspannen kannst – damit beugst du einer Überlastung vor. Besonders problematisch ist es, wenn du kein Wochenende mehr hast. Mindestens einen freien Tag pro Woche solltest du dir auch in stressigen Phasen einräumen.
Risiken und Nachteile einer nebenberuflichen Selbstständigkeit
Sich nebenberuflich selbstständig zu machen, kann ein gewinnbringender Schritt sein – aber auch einer, der Herausforderungen, Risiken und Nachteile mit sich bringen kann. Welche möglichen Folgen du bedenken solltest, erfährst du hier.
Stress durch Doppelbelastung
Wer eigentlich schon einen Job hat, aber nebenberuflich ein Kleingewerbe betreiben möchte, braucht dafür Zeit. Diese Zeit beschneidet naturgemäß seine Freizeit; es bleibt also weniger Zeit für Privates. Das kann zu einer großen Belastung werden, wenn nahezu die gesamte „freie“ Zeit in die nebenberufliche Selbstständigkeit investiert wird. Das birgt die Gefahr von Dauerstress und Burn-out.
Finanzielle Risiken
Eine Selbstständigkeit kann nie dieselbe finanzielle Sicherheit bieten wie eine angestellte Tätigkeit. Was man Monat für Monat verdienen wird, lässt sich in den meisten Fällen nicht genau vorhersehen. Aufträge und Umsätze können zum Teil stark schwanken. Das ist kein großes Problem, wenn jemand durch seinen Hauptjob genügend verdient. Wer aber auf die Einkünfte aus der nebenberuflichen Selbstständigkeit stärker angewiesen ist, wird dadurch schon eher belastet. Finanzielle Risiken können sich auch durch zusätzliche Kosten für Kranken- und Rentenversicherung ergeben.
Konflikte mit dem Arbeitgeber
Nicht jeder Arbeitgeber ist begeistert, wenn ein Mitarbeiter sich nebenberuflich selbstständig machen möchte. Es kann dann zu Konflikten mit dem Arbeitgeber kommen – zum Beispiel, wenn der Arbeitgeber die Nebentätigkeit nicht ohne Weiteres genehmigen möchte. Problematisch wäre es auch, wenn die Nebenbeschäftigung so viel Energie raubt oder die Freizeit so sehr beschneidet, dass jemand in seinem Hauptjob deutlich geringere Leistungen erbringt. Schlimmstenfalls geht das so weit, dass die betreffende Person ihren Job riskiert.
Rechtliche Herausforderungen
Eine Selbstständigkeit bringt gewisse rechtliche Herausforderungen mit sich. Wer seinen Pflichten nicht nachkommt, kann sich haftbar machen. Dazu kann etwa die Pflicht gehören, ein Gewerbe anzumelden. Auch die Haftung für Fehler oder Schäden, die im Rahmen der Tätigkeit entstehen, stellt ein rechtliches Risiko dar. Es ist ratsam, sich mit den rechtlichen Anforderungen und möglichen Risiken auseinanderzusetzen, um negative Folgen zu vermeiden.
Geringere Erfolgswahrscheinlichkeit
Wer selbstständigen Projekten nur nebenberuflich nachgeht, hat dafür weniger Zeit. Er hat auch weniger Druck, erfolgreich zu sein – wenn es nicht klappt, hat er ja noch seinen Hauptjob. Zudem können bestimmte Projekte einfach nicht umgesetzt werden, wenn man ihnen nicht mehr Zeit einräumen kann, als bei einer nebenberuflichen Tätigkeit zur Verfügung steht. All das kann dazu führen, dass die Erfolgsaussichten in manchen Fällen geringer sind als bei einer hauptberuflichen Selbstständigkeit.
Angestellt und selbstständig nebenher: die wichtigsten Aspekte
- Eine nebenberufliche Selbstständigkeit kann eine interessante Option sein: Mit ihr hast du die Möglichkeit, Geschäftsideen mit geringeren Risiken zu testen. Wenn es nicht klappt, fällst du nicht hart – du hast schließlich dein übliches Einkommen aus dem Hauptjob, das dich auffängt.
- Wer sich nebenberuflich selbstständig machen möchte, sollte das mit seinem Arbeitgeber besprechen. In vielen Fällen ist die Zustimmung des Arbeitgebers nötig. Er kann zum Beispiel ablehnen, wenn die Erholung von Mitarbeitern zu kurz kommen würde – und sie dann im Hauptjob weniger leistungsfähig wären.
- Auch bei einer nebenberuflichen Selbstständigkeit müssen die Einkünfte ordnungsgemäß versteuert werden. Eine Steuererklärung ist in den meisten Fällen Pflicht.
- Für eine erfolgreiche selbstständige Tätigkeit braucht es eine zündende Geschäftsidee. Du solltest außerdem einen klaren Plan haben, wie du dein Vorhaben umsetzen möchtest. Ein Businessplan ist hilfreich, selbst wenn er nicht erforderlich ist.
- Sich nebenberuflich selbstständig zu machen, kann gewisse Herausforderungen und Risiken mit sich bringen. Einer der wichtigsten Aspekte: die Doppelbelastung, die die Freizeit beschneidet, was langfristig zu einer großen Belastung werden kann.
Bildnachweis: Shutterstock.com