Mehrere Mitarbeiter bei der Arbeit, wie lässt sich die Gruppendynamik verbessern?

Strategien zur Verbesserung der Gruppendynamik bei der Arbeit

Wenn du und deine Kollegen gemeinsam an einem Projekt arbeiten sollt, entsteht vermutlich schnell eine gewisse Gruppendynamik. Wie sie sich entwickelt und wie du die Stimmung im Team positiv beeinflussen kannst, erfährst du in diesem Artikel.

Was bedeutet Gruppendynamik?

Eine Gruppe besteht aus unterschiedlichen Mitgliedern und je nachdem, wie diese Mitglieder sich zueinander verhalten, ergibt sich eine Gruppendynamik. Denn sobald sich eine Gruppe oder ein Team formiert, übernehmen die einzelnen Personen im Team unterschiedliche Rollen – das geschieht häufig ganz automatisch. Erstmals systematisch beschrieben wurde die Gruppendynamik von Kurt Lewin im Jahr 1939.

Verstehen sich die einzelnen Teammitglieder gut und können sie wertschätzend miteinander arbeiten, spricht man auch von einer positiven oder fruchtbaren Gruppendynamik. Kommen die einzelnen Mitglieder nicht miteinander aus, hat man es mit einer schlechten, einer unfruchtbaren Gruppendynamik zu tun.

Übertragen auf das Arbeitsumfeld bedeutet eine solche ungünstige Gruppendynamik, dass die Beschäftigten mehr gegeneinander als miteinander arbeiten – was einen ganz unmittelbaren Einfluss auf das Arbeitsergebnis hat. Denn statt gemeinsam im Team an einer Lösung zu feilen, macht jeder Mitarbeiter sein eigenes Ding. Im schlimmsten Fall kommt das Projekt so bald vollkommen zum Erliegen, denn eine Abstimmung mit den anderen Kollegen, welche die Voraussetzungen für ein gemeinsames Vorgehen ist, ist nicht mehr möglich.

Die Zusammensetzung des Teams

Jede Gruppe hat eine ganz spezielle Gruppendynamik, die hauptsächlich davon bestimmt wird, welche Art von Persönlichkeiten in der Gruppe versammelt sind. Daher entscheiden sich einige Vorgesetzte und Chefs dazu, die Gruppe so zu besetzen, dass sich die einzelnen Personen möglichst stark ähneln.

Die Idee dahinter: Wenn die einzelnen Mitglieder sich kaum voneinander unterscheiden, teilen sie vermutlich ähnliche Ansichten und Werte. Das wiederum führt dazu, dass es weniger Spannungen im Team gibt und sie sich schnell auf bestimmte Abläufe und Sichtweisen verständigen können.

Genau dieses Vorgehen stellt jedoch eine große Gefahr für die Innovation im Unternehmen dar. Denn Ideen entstehen gerade dann, wenn man neue Wege geht und andere Dinge ausprobiert.

Vorgesetzte sollten daher darauf achten, dass sie Teams mit verschiedenen Rollen besetzen. Es zeigt sich, dass Personalentscheider dazu neigen, Personen einzustellen, die der eigenen Persönlichkeit ähneln. Wer jedoch nur Kopien von sich selbst einstellt, lässt sich wichtige Chancen entgehen, die für den Unternehmenserfolg entscheidend sein können. Anders gefragt, wer braucht Mitarbeiter, die mit den gleichen Ideen wie man selbst aufwartet? Hat man nicht mehr davon, wenn man als Unternehmenslenker auch einmal andere Sichtweisen auf Zusammenhänge bekommt?

Gruppendynamische Prozesse: Warum sie so wichtig sind

In allen Gruppen zeigen sich früher oder später sogenannte gruppendynamische Prozesse, die einen Einfluss auf die verschiedenen Teilnehmer, die Situation und schließlich das Ergebnis haben.

Folgende Mechanismen beeinflussen unter anderem die Teamperformance:

  1. Anpassung an andere Meinung: Die Teilnehmer in der Gruppe lassen sich derart beeinflussen, dass sie ihre Meinung an die herrschende Gruppenmeinung anpassen.
  2. Vergleich mit anderen: Um sich anzupassen oder ihren Platz in der Gruppe zu finden, müssen sie sich mit anderen vergleichen. Auch das ist daher ein häufiger Mechanismus, der sich in der Dynamik von Gruppen zeigt.
  3. Sich von anderen abheben: Gruppendynamik hat auch viel mit Rollen zu tun. Häufig lassen sich zwei große Strömungen unterscheiden: Die Personen, die sich an die gruppendynamischen Prozesse anpassen, und solche, die sich davon abheben möchten.

Gruppendynamik Beispiel: So kann sich der Druck der Gruppe auswirken

Um zu verstehen, welch großen Einfluss der Gruppendruck auf die gesamte Dynamik im Team haben kann, machen Wissenschaftler immer wieder verschiedene Untersuchungen. Eins der bekannteren Beispiele im Hinblick auf die Gruppendynamik oder gar den Gruppenzwang ist das das sogenannte Asch-Experiment, benannt nach dem Psychologen, der das Experiment entwarf: Solomon Asch.

Die Versuchsanordnung ist denkbar simpel: Den Teilnehmern werden insgesamt vier Linien auf einem Blatt gezeigt. Zwei dieser Linie sind gleich lang, eine ist kürzer und eine länger.

Im nächsten Schritt soll jedes Mitglied der Gruppe herausfinden, welche zwei Linien gleich lang sind. Das ist eine einfache Aufgabe, denn schon mit bloßem Auge ist zu erkennen, welche Linien sich entsprechen. Der Clou des Experiments: Bis auf einen Teilnehmer sind alle Gruppenmitglieder eingeweiht. Sie wählen daher auf Anweisung nicht die beiden Linien aus, die offensichtlich gleich lang sind.

Ist nun die nicht über das Experiment informierte Person an der Reihe, wählt sie überraschend oft ebenfalls die Linien aus, die sich nicht entsprechen. Sie schließt sich der Meinung der Mehrheit an, obwohl diese offensichtlich falsch ist. Nur ein Viertel der nicht eingeweihten Teilnehmer merkte an, dass die übrigen Teilnehmer sich für die falschen Linien entschieden hatten.

Gruppendynamik und Rollen: Diese solltest du kennen

Schon aus der Schulzeit wissen wir, dass es verschiedene Rolle gibt, die einzelnen Menschen einnehmen, sobald sie zu einer Gruppe geformt werden. Diese Rollen können uns auch später im Berufsleben wieder begegnen. Achte bei der nächsten Teambesprechung darauf, ob du deine Kollegen zu den folgenden Rollen zuordnen kannst:

  1. Der Ehrgeizige: Diese Person ist gut auf die Aufgabe vorbereitet und übernimmt häufig die Leitung. Sie mag es, ihr Wissen öffentlich kundzutun – auch ungefragt.
  2. Der Ausgelassene: Dieser Kollege fällt weniger durch geistreiche Beiträge, sondern eher durch Unfug auf. Hin und wieder muss man ihn auch ermahnen, sich konstruktiv an dem Gespräch zu beteiligen.
  3. Der Konforme: Er macht das, was der Chef ihm aufgetragen hat – und das ohne zu Murren oder besondere Anerkennung dafür zu verlangen. Diese Person zeichnet sich durch ein hohes Pflichtgefühl aus und ist zufrieden, wenn sie eine möglichst konkrete To-Do-Liste hat, die sie abarbeiten kann.
  4. Der Sensible: In jeder größeren Gruppe gibt es außerdem eine Person, die sehr emotional reagiert. Je nachdem, wie sensibel die Person ist, solltest du bei deinem Feedback darauf achten und dich an die Regeln für gute Rückmeldungen halten.

Gruppendynamik verbessern: So kann es gelingen

Aus der Forschung kennen wir einige nützliche Verhaltensregeln und Hinweise, die dazu beitragen können, negative Gruppendynamik zu vermeiden und damit ganz allgemein die Teamperformance zu verbessern. Folgende Tipps kannst du ausprobieren:

  1. Rollenverteilung selbst in die Hand nehmen: Wie wir gesehen haben, geben sich Personen in einer Gruppe häufig selbst eine Rolle. Unter Umständen nehmen sie diese aber auch nur an, weil sie auf Zuschreibungen anderer Teammitglieder beruht. Idealerweise werden die Aufgaben jedoch anhand der Fähigkeiten der einzelnen Gruppenmitglieder verteilt. Daher ist es wichtig, zu Beginn der Gruppenarbeit gemeinsam zu entscheiden, wer mit welcher Aufgabe betreut ist. Diese sollten schriftlich festgehalten werden. So kann man sich mit einem Blick vergewissern, wer für das Protokoll verantwortlich ist, wer die Korrektheit der Zahlen überwacht und wer am Ende die Präsentation übernimmt.
  2. Absprachen ermöglichen und fördern: Eine positive Gruppendynamik entsteht unter anderem dann, wenn alle Mitglieder den gleichen Wissensstand haben und sich auf Augenhöhe verständigen können. Damit das gelingt, sind gute Kommunikation und der unbeschränkte Zugriff auf Informationen nötig. Heutzutage gibt es eine ganze Reihe von Tools und Apps, die genau das ermöglichen. Eine Software wie Slack zum Beispiel, vereinfacht Absprachen und sorgt für Transparenz.
  3. Die Stimmung im Blick behalten: Auch wenn sich die Gruppendynamik positiv zu entwickeln scheint, darf man sich darauf nicht verlassen. Um auch langfristig eine gute Stimmung im Team zu haben, ist der permanente Blick auf mögliche Veränderungen wichtig. Denn gerade in stressigen Situationen kann die Stimmung schnell kippen. Probleme schnell, offen und wertschätzend anzusprechen, kann verhindern, dass sich aus der Unstimmigkeit ein echter Konflikt im Team entwickelt.

Bildnachweis: Pablo Calvog / Shutterstock.com


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