Eine Ärztin hat Empathie, sie tröstet eine Patientin

Empathie: So lernst du Einfühlungsvermögen

Wer über Empathie verfügt, kann sich in die Gedanken und Motive anderer Personen hineindenken und sein eigenes Handeln entsprechend anpassen. Empathie ist damit eine wichtige Eigenschaft im Umgang mit anderen Personen und hilft dabei, beruflich und privat erfolgreich zu sein. Woher die Empathie mit anderen kommt, welche Formen es gibt und wie du empathischer werden kannst, liest zu hier. Zusätzlich kannst du mit einem kurzen Test herausfinden, ob du über Empathie verfügst.

Definition Empathie: Was versteht man darunter und woher kommt sie?

Wenn wir einem Menschen Empathiefähigkeit bescheinigen, dann meinen wir damit, dass er oder sie sich gut in andere Menschen hineinversetzen kann. Eine empathische Person kann mit anderen Menschen mitfühlen. Aufgrund dieser Eigenschaft gelingt es empathischen Menschen häufig gut, auf andere Personen einzugehen und sich so zu verhalten, dass sich das Gegenüber wohlfühlt.

In der psychologischen Forschung macht man die sogenannten Spiegelneuronen für derartiges Verhalten verantwortlich. Die Spiegelneuronen sind spezielle Neuronen, also Nervenzellen, und sie werden vor allem dann aktiv, wenn wir Handlungen anderer Personen beobachten. Wenn wir zum Beispiel dabei zusehen, wie eine andere Person Tennis spielt, feuern (so nennt man die Aktivität der Nervenzellen) diese Zellen. Das Gehirn wird also aktiv, obwohl wir selbst eigentlich untätig am Spielfeldrand sitzen.

Aufgrund weiterer Beobachtungen weiß man, dass die Spiegelneuronen nicht nur dann aktiv werden, wenn wir anderen Personen bei einer Handlung zusehen. Die Neuronen reagieren auch auf Emotionen anderer Personen. Vermutlich sind Spiegelneuronen mit dafür verantwortlich, dass wir empathisch handeln und die Gefühle und Verhaltensweisen anderer Personen nachempfinden können.

Empathie Bedeutung: Synonyme und Gegensatz

Synonyme, die das Phänomen der Empathie ebenfalls beschreiben, sind:

  • Einfühlungsvermögen
  • Einfühlungskraft
  • Empfindsamkeit
  • Fingerspitzengefühl
  • Mitgefühl
  • Mitempfinden
  • Teilnahme
  • Feinfühligkeit
  • Sensibilität

Das Antonym, also der Gegensatz zu Empathie, ist die sogenannte Ekpathie. Dieser Begriff eignet sich, um Personen zu beschreiben, die in erster Linie rationale, möglichst gefühlsbefreite Entscheidungen treffen. Sie verlassen sich bei ihren Entschlüssen primär auf objektive Tatsachen und verifizierbare Fakten. Die eigenen Gefühle und die Gefühle der Mitmenschen spielen eine untergeordnete Rolle.

Die Fähigkeiten feinfühliger Menschen

Menschen, die sich in andere gut hineinversetzen können, also empathisch sind, besitzen in der Regel drei verschiedene empathische Fähigkeiten:

Emotionale Empathie

Die emotionale Empathie ist in der Regel diejenige Form der Empathie, die wir meinen, wenn wir davon sprechen, dass ein Mensch Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl besitzt. Emotionale Empathie ermöglichst es nämlich, dass wir die Stimmungen und Emotionen anderer Menschen nachvollziehen können und uns sogar von diesen anstecken lassen.

Diese Form der Empathie ist besonders wichtig, um gesunde und gut funktionierende Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen. Denn wer nachempfinden kann, wie es anderen geht, und sich entsprechend verhält, wirkt sympathischer. Umgekehrt halten wir uns eher von Menschen fern, die nicht nachvollziehbare Verhaltensweisen zeigen und zum Beispiel auf unsere Trauer unangemessen reagieren. Kurzum, die emotionale Empathie wirkt beziehungsstiftend.

Soziale Empathie

Diese Fähigkeit beschreibt, wie gut Personen mit anderen Personen kooperieren können. Das war in früheren Zeiten, als die Menschen noch als Jäger und Sammler lebten, im wahrsten Sinne des Wortes überlebenswichtig. Und auch heute noch ist soziale Empathie wichtig.

Denn sie ist dafür verantwortlich, ob wir ein Teamplayer werden oder eher als Einzelkämpfer unser Dasein fristen. In beruflichen Zusammenhängen geht es heute kaum noch ohne Teamfähigkeit und damit soziale Empathie. Menschen, denen diese Eigenschaft fehlt, werden es bei Gruppenarbeit oder anderen gemeinschaftlichen Aufgaben schwer haben – und Arbeitgeber sehen das nicht gerne.

Geistige (mentale) Empathie

Diese Form des Einfühlungsvermögens versetzt uns in die Lage, die Motive und Absichten anderer Personen zu erkennen und entsprechend darauf zu reagieren. Wer schon frühzeitig ahnt, wie sich eine Person in einer bestimmten Situation verhalten wird, kann sein eigenes Handeln darauf ausrichten.

Menschen, die diese Form der Empathie besonders gut beherrschen, können sie allerdings auch missbrauchen. Denn von der mentalen Empathie hin zu echter Manipulation ist es häufig nur ein kurzer Weg. Personen, die schon im Voraus gut einschätzen können, mit welchem Verhalten sie bei ihrem Gegenüber zu rechnen haben, können dieses Wissen leicht ausnutzen.

Auf der anderen Seite sind uns Personen suspekt, die überhaupt kein Gespür für andere Menschen haben. Auch ein Fehlen dieser Form der Empathie bewirkt daher bei uns, dass wir eher auf Abstand zu solchen Personen gehen.

Test: Bin ich empathisch?

Wir sehen also: Ein gesundes Maß an Empathie ist sowohl für unser berufliches als auch für unser persönliches Leben wichtig und entscheidend. Solltest du dich nun fragen, ob du eher empathisch oder ekpathisch bist, kannst du folgenden kurzen Test machen:

Stell Dir vor, dir sitzt eine Person gegenüber. Diese Person bittet dich nun darum, ein großes „E“ auf deine Stirn zu zeichnen. Wie machst du das?

  1. Du zeichnest den Buchstaben so, dass du das „E“ durch deine Stirn „lesen“ könntest – also spiegelverkehrt für die Person, die dir gegenübersitzt.
  2. Du zeichnest den Buchstaben so, dass die Person, die dir gegenübersitzt, das „E“ ohne große Anstrengung erkennen kann, also nicht spiegelverkehrt.

Entscheidest du dich für Variante B, darfst du davon ausgehen, dass du vermutlich eher zu den Menschen gehörst, die über ausreichend Empathie verfügen. Denn du hast dich in dein Gegenüber hineinversetzt und den Buchstaben so gezeichnet, dass die andere Person ihn gut lesen kann.

Solltest du ihn dagegen so geschrieben haben, dass er für dich gut lesbar wäre (Antwort A), hast du vermutlich nicht in erster Linie an dein Gegenüber, sondern an dich selbst gedacht. Deine Empathie dürfte also noch ausbaufähig sein.

Empathie lernen: So wirst du empathischer

Wenn du zur Gruppe A gehörst oder das Gefühl hast, dass du noch ein wenig an deinem Einfühlungsvermögen und Empathiefähigkeit arbeiten könntest, haben wir ein paar Tipps für dich gesammelt:

  1. Deine Umgebung aufmerksam beobachten: Um dich besser in andere Personen hineinzuversetzen, kannst du sie im ersten Schritt zunächst beobachten. Natürlich sollte das behutsam geschehen. Setze dich zum Beispiel bei gutem Wetter in den Park oder an einen belebten Marktplatz und schaue dir an, wie sich die unterschiedlichen Menschen verhalten. Kannst du bestimmte Muster erkennen? Gibt es zum Beispiel eine bestimmte Art und Weise, wie sie sich begrüßen oder verabschieden oder kannst du typische Gestik ausmachen? Je mehr dir auffällt, desto besser. Versuche, deine Beobachtungen von Woche zu Woche zu steigern und du wirst ein besseres Gespür für die Verhaltensweisen anderer Menschen bekommen.
  2. Interesse an anderen Menschen zeigen: Du kannst nicht nur passiv beobachten, sondern auch aktiv auf andere Menschen zugehen. Frage deine Kollegen zum Beispiel, wie es ihnen gerade geht und ob es etwas gibt, das sie besonders beschäftigt. Vielleicht brauchen sie sogar Hilfe bei einem ganz konkreten Problem und du kannst dabei eingreifen. Aber auch dann, wenn es kein akutes Problem gibt, wird deine Nachfrage bestimmt positiv aufgenommen. Denn damit zeigst du, dass du dich für andere Menschen interessierst und an ihrem Leben teilhaben möchtest. Dieses Verhalten verbinden viele mit Empathie und Einfühlungsvermögen.
  3. Konflikte meistern: Auch sehr empathische Personen werden hin und wieder in Konflikte verwickelt. Das bleibt nicht aus und ist auch überhaupt nicht tragisch. Wichtig ist jedoch unser Umgang mit den Konfliktsituationen. Wenn du bei einem Streit möglichst ruhig bleibst und vor allem versuchst, die Beweggründe deines Gegenüber zu verstehen, wirkst du empathischer. Noch dazu ist genau das eine gute Übung, um die Motivationen und Emotionen anderer Menschen zu verstehen. Wenn du nach dem Konflikt das Geschehen noch einmal Revue passieren lässt, wird dir vielleicht auffallen, an welcher Stelle der Streit eskaliert ist. Mit etwas Übung kannst du nach und nach vielleicht auch verstehen, welches Verhalten deinerseits dafür verantwortlich war oder zumindest zum Streit beigetragen hat. Je häufiger du das übst, desto besser wird dir die Analyse gelingen. Im Idealfall fällt dir nach einiger Zeit mitten im Konflikt auf, dass eine Eskalation kurz bevorsteht – und du kannst entsprechend reagieren.

Bildnachweis: Sam Wordley / Shutterstock.com


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