Ein roter Pfeil mit einem Supermarkt im Hintergrund, was bedeuten die aktuellen Zahlen der Inflation?

Inflation Deutschland: Was die aktuellen Zahlen aussagen

Wenn man für die gleiche Menge Geld weniger Waren oder Dienstleistungen kaufen kann, spricht man von Inflation. Woher der Begriff stammt, welche Folgen die Geldentwertung haben kann und wie die Höhe der Inflation in Deutschland bestimmt wird, liest du hier.

Definition: Was ist die Inflation?

In dieser Woche gibt es die Avocado im Supermarkt für 1,30 Euro, in der nächsten Woche kostet sie nur noch 90 Cent. Auch an der Tankstelle lässt sich das Phänomen beobachten. Dass Preise schwanken, wissen daher die meisten Verbraucher.

In der freien Markwirtschaft wird der Preis für eine Ware oder eine Dienstleistung unter anderem durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Ein knappes Angebot an Waren bei gleichzeitiger hoher Nachfrage führt dazu, dass der Preis steigt. Gibt es dagegen viel mehr Angebot als Nachfrage, sinkt der Preis.

Auf einzelne Waren oder Warengruppen bezogen, kann es sich für Verbraucher lohnen, wenn der Preis schwankt. Wer zu dem richtigen Zeitpunkt kauft, kann Geld sparen. Steigen jedoch die Preise aller Waren und Dienstleistungen, ohne dass Verbraucher gleichzeitig mehr Geld verdienen würden, nennt man das Inflation.

Für 100 Euro bekommt man an der Tankstelle oder im Supermarkt dann immer weniger. Verbraucher und Unternehmen müssen mehr Geld ausgeben, um die gleiche Leistung zu erhalten. Das Geld verliert an Wert.

Die Bedeutung des Begriffs Inflation

Unser heutiges Wort Inflation hat seinen Ursprung in der lateinischen Sprache und zwar von dem Wort „inflatio“ was aufblähen oder aufblasen bedeutet. Und genau das passiert mit den Preisen: Sie werden aufgebläht, steigen also immer weiter an.

Wie bestimmt man die Inflation?

Wie hoch die Inflation in Deutschland ist, gibt die Inflationsrate an. Um die Inflationsrate zu bestimmen, legt das Statistische Bundesamt einen repräsentativen Warenkorb an.

In diesen Warenkorb werden verschiedene Produkte und Dienstleistungen gelegt, die Verbraucher regelmäßig kaufen oder die sie benötigen, wie zum Beispiel:

  • Kaltmiete und die Kosten für Wasser und Strom
  • Preise für Energie wie zum Beispiel Strom oder Gas
  • Kosten für Transport, zum Beispiel Tickets für den ÖPNV oder für den Individualverkehr, also Kosten für Treibstoff, Auto, Versicherung
  • Ausgaben für Freizeit und Unterhaltung, hierzu gehören zum Beispiel Eintrittskarten für Theater und Kino, Urlaubsreisen aber auch Unterhaltungselektronik wie Videospielkonsolen
  • Kosten, die für Essen und Trinken pro Monat anfallen

Insgesamt stellt das Bundesamt in dem repräsentativen Warenkorb 650 Waren und Dienstleitungen zusammen. Und jeden Monat schaut man sich an, wie sich die Preise für die Produkte und Dienstleistungen in dem Warenkorb entwickelt haben.

Als Vergleich dient dabei jedoch nicht der gerade vergangene Monat, sondern der gleiche Monat im Vorjahr. Das soll für eine größere Vergleichbarkeit sorgen. Denn im April wird vermutlich noch mehr geheizt als im Mai. Vergleicht man daher April in diesem Jahr mit dem April in dem vergangenen Jahr erhält man aussagekräftigere Zahlen.

Inflationsrechner: Überblick über die individuelle Inflationsrate bekommen

Wenn du herausfinden möchtest, wie sehr du von der Inflation in Deutschland betroffen bist, kannst du dich auf der Seite des Statistischen Bundesamts informieren. Dort gibt es einen Inflationsrechner, mit dem du deine persönliche Inflationsrate berechnen kannst.

In diesen Rechner gibst du deine persönlichen Ausgaben an, wie zum Beispiel die Kosten für

  • Nahrungsmittel
  • Restaurants und Cafés
  • Miete
  • Strom
  • Gas oder Heizöl
  • Mobilität
  • Freizeit
  • Lifestyle

Wenn du alle Daten eingegeben hast, errechnet dir der Inflationsrechner deine persönliche Inflationsrate. So kannst du sehen, ob du über oder unter dem Durchschnitt der Inflation in Deutschland liegst. Wer zum Beispiel nur mit dem Fahrrad unterwegs ist und einen gewissen Teil seiner Lebensmittel selbst anbaut, der ist weniger von der Inflation betroffen.

Warum ist die Inflation in Deutschland aktuell so hoch?

Dass die Inflation in Deutschland aktuell so hoch ist, hat unterschiedliche Gründe. Hauptgrund ist jedoch der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Infolge dieses Krieges kam es zu einem Stopp der Gaslieferungen aus Russland. Deutschland hatte viele Jahre von dem günstigen Gas aus Russland profitiert. Die Industrie und die Privathaushalte waren darauf eingestellt.

Weil Russland im Frühjahr/Sommer 2022 nun aber weniger und irgendwann gar kein Gas mehr lieferte, musste Gas von anderer Stelle besorgt werden. Deutschland musste Gas am Weltmarkt kaufen, wo es jedoch deutlich teurer ist.

Da Energiekosten einen großen Teil des Warenkorbes ausmachen, hatte das natürlich Auswirkungen auf die Inflation in Deutschland.

Auch Unternehmen zahlen deutlich mehr für die Herstellung und den Transport ihrer Waren. Denn Russland liefert nicht nur Gas, sondern auch Benzin. Wenn Unternehmen nun mehr für die Herstellung ihrer Waren und den Transport zahlen müssen, legen sie das auf die Verbraucher um.

Nachwirkungen der Pandemie haben Einfluss auf Inflation

Zusätzlich zu den massiv gestiegenen Kosten für Energie hat Deutschland mit den Nachwirkungen der Corona-Pandemie zu kämpfen. Während der Pandemie wurde zum Beispiel der Mehrwertsteuersatz für einige Monate gesenkt. Niedrigere Preise wirken sich positiv auf die Inflationsrate aus.

Als die Mehrwertsteuer wieder auf das zuvor übliche Maß angehoben wurde, verpuffte dieser Effekt nicht nur, er schlug sogar ins Gegenteil um. Denn im Folgejahr waren dieselben Produkte deutlich teurer, was wiederum bedeutet, dass die Inflationsrate steigt.

Ein weiteres Nebenprodukt der Pandemie sind die gestörten Lieferketten. Aufgrund von Lockdowns und Betriebsschließungen in vielen Ländern der Welt, wurden Produkte und Vorprodukte nicht geliefert. Das führte dazu, dass Unternehmer, nicht so viel oder gar nicht produzieren konnten. Das wirkt sich auch heute noch aus und führt dazu, dass bestimmte Produkte deutlich teurer werden.

Wie geht es weiter?

Die Prognose in Bezug auf die Inflation in Deutschland und den Euroraum sieht jedoch positiv aus. Sie zeigt, dass sich die Preissteigerungen voraussichtlich im Laufe des Jahres beruhigen werden und die Inflation weiter zurückgeht. Bereits im März 2023 zeigte sich ein weiterer Rückgang der Inflation im Vergleich zum Vormonat.

Die weiteren Zinsanhebungen der Europäischen Zentralbank und der FED in den USA sollten dazu beitragen, dass sich die Inflationsrate bei vier bis fünf Prozent einpendelt. Das ist zwar immer noch hoch, jedoch deutlich weniger als der bisherige Höchststand der Inflation von 10,4 Prozent im Oktober 2022.

Die Auswirkungen der Inflation auf Verbraucher

Verbraucher stellt die Inflation vor Probleme. Denn woher soll das Geld kommen, das sie nun benötigen, um die gestiegenen Kosten zu zahlen? Die meisten Löhne und Gehälter werden nämlich nicht aufgrund der Inflation angehoben.

Sparen ist also angesagt. Doch für viele ist das gar nicht so einfach. Schließlich hat man keine Wahl, ob man seine Miete oder die Heizkosten in voller Höhe zahlt. Auch bei Ausgaben für Versicherungen, Strom und Lebensmitteln sind den meisten Verbrauchern die Hände gebunden. Sie können sich zwar nach einem günstigeren Anbieter umsehen, doch gerade im letzten Jahr war dieses Vorgehen nur in den seltensten Fällen von Erfolg gekrönt.

Mehr Lohn oder Gehalt vom Chef zu verlangen, scheint zwar ein Ausweg aus der Misere zu sein, ist aber gleichzeitig gefährlich. Wenn Arbeitgeber mehr Lohn und Gehalt zahlen, legen sie diese Kosten in der Regel um. Die Produkte oder Dienstleistungen, die der Arbeitgeber herstellt oder anbietet, werden dann teurer. Das treibt wiederum die Inflation an.

Gewonnen haben Arbeitnehmer letzten Endes kaum etwas. Sie bekommen zwar mehr Geld, müssen gleichzeitig aber auch mehr ausgeben. Viele Vertreter aus der Wirtschaft fordern daher gerade bei den aktuellen Tarifverhandlungen, Augenmaß zu behalten. Es bringt nicht viel, wenn die Löhne und Gehälter unverhältnismäßig angehoben werden. Im schlimmsten Fall führt das eher dazu, dass es zu der sogenannten Lohn-Preis-Spirale kommt und dadurch die Inflation noch weiter angeheizt wird.

Bildnachweis: NVS my world / Shutterstock.com


Nach oben scrollen