Ein Mensch tippt auf dem Smartphone, der Confirmation Bias ist zum Beispiel aus den sozialen Netzwerken bekannt

Confirmation Bias: Wie uns der Bestätigungsfehler beeinflusst

Manchmal scheint sich die Welt gegen uns zu verschwören: Morgens am Kaffee verbrüht, die Bahn verpasst und dann schreibt dieser eine Kunde auch noch eine unfreundliche Mail. Wir glauben, alles laufe gegen uns – doch das stimmt nicht. Der Grund dafür ist der sogenannte Confirmation Bias, auf Deutsch Bestätigungsfehler. Was darunter zu verstehen ist und wie mächtig dieses psychologische Phänomen ist, verraten wir hier.

Confirmation Bias: Was versteht man darunter?

Der Confirmation Bias entsteht durch eine fehlerhafte, verzerrte Wahrnehmung. Vereinfacht gesagt meint der Bestätigungsfehler das Phänomen, dass wir Informationen nur selektiv aufnehmen und hauptsächlich den Informationen Aufmerksamkeit und vor allem Glauben schenken, die in unser Weltbild passen.

Viele kennen das aus Diskussionen: Man liefert dem Gesprächspartner objektive Fakten, die seine Meinung widerlegen, und auch andere Personen bestätigen, dass der Diskussionspartner falsch liegt. Was aber macht unser Gegenüber? Er glaubt uns einfach nicht, sondern tut die offensichtlich richtigen Fakten als Quatsch ab. Dieses Verhalten zeigt sich übrigens nicht nur im Privatleben, sondern auch im beruflichen Umfeld und auf höchster politischer Ebene.

Der Grund für den Confirmation Bias: Wir neigen dazu, überall (vermeintliche) Belege für unsere Annahmen zu sehen. Ob diese richtig oder falsch sind, spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. So ist es nur ein kleiner Schritt bis hin zur Selbsttäuschung und zum Selbstbetrug. Wer nicht vorsichtig ist, kann daher wegen des Confirmation Bias Entscheidungen treffen, die einen negativen Einfluss auf das gesamte Leben haben können.

Peter Wason und die Entdeckung des Bestätigungsfehlers

Erstmals beschrieben wurde der Confirmation Bias von dem Psychologen Peter Wason. In einem Experiment bat Wason die Probanden darum, die Zahlenreihe 2-4-6 zu vervollständigen. Dazu sollten sie die Regel nutzen, die ihrer Meinung nach der Zahlenreihe zugrunde liegt.

Im nächsten Schritt konnten die Versuchspersonen ihre Zahlenreihen präsentieren und bekamen eine Rückmeldung, ob sie richtig lagen oder nicht. Einige nannten als folgende Zahlenreihe etwa 14-16-18, andere Probanden gaben 20-40-60 als Lösung für das Problem an.

Die Mehrzahl der Studienteilnehmer ging nämlich davon aus, dass die Regel lautete, gerade Zahlen zu nennen, die jeweils größer sind als der Vorgänger. Die Regel, die Wason jedoch aufstellte, um die Zahlenfolge zu generieren, lautete, Zahlen zu finden, die jeweils größer sind als der Vorgänger.

Die Personen hätten also auch ungerade Zahlen nennen können – haben sie aber nicht, weil sie davon ausgegangen sind, dass nur gerade Zahlen in die Reihe gehören. Aufgrund dieser Annahme haben sie in der Zahlenreihe 2-4-6, die nur aus geraden Zahlen besteht, eine Bestätigung gesehen. Dass es nur Zufall hätte gewesen sein können, dass eingangs nur gerade Zahlen genannt wurden, hat die Mehrzahl der Probanden nicht gesehen.

Genau das ist das Confirmation Bias: Wir nehmen häufig nur die Indizien und Argumente wahr, die zu unseren Annahmen und Überzeugungen passen. Alle andere Möglichkeiten blenden wir tendenziell aus.

Der Bestätigungsfehler in aktuellen Zusammenhängen

Der Confirmation Bias ist also kein theoretisches Konstrukt, das nur in akademischen Kreisen Relevanz hat. Der Bestätigungsfehler begegnet uns tagtäglich an unterschiedlichsten Stellen und beeinflusst unser Leben maßgeblich.

Eines der besten Beispiele dafür, wie der Confirmation Bias wirken kann, sind die sozialen Medien und das Phänomen der Filterblase. Die Algorithem von Facebook, Instagram und anderen Netzwerken lernen mit der Zeit, wofür wir uns besonders interessieren. Diese Inhalte werden uns in der Folge verstärkt ausgespielt. Der Grund dafür ist wirtschaftliches Interesse, denn Firmen wie Facebook oder Instagram verdienen dann Geld, wenn wir uns möglichst lange auf der Seite aufhalten.

Also nutzen sie unsere Vorliebe, nur diejenigen Informationen als relevant zu erachten, die in unser Weltbild passen. Genau auf diese Weise entstehen Filterblasen. Wenn wir davon überzeugt sind, dass es von Jahr zu Jahr früher Lebkuchen in den Geschäften zu kaufen gibt, lernt das der Algorithmus. Wir bekommen immer mehr Nachrichten und Posts anderer Nutzer angezeigt, die die gleiche Meinung vertreten. Damit wird unsere Überzeugung gestärkt, dass es tatsächlich so ist und die Lebkuchen-„Saison“ scheinbar jedes Jahr früher beginnt. Dass die Realität eine ganz andere ist, spielt keine Rolle. Dank Confirmation Bias wird unsere Meinung gefestigt, was es übrigens anderen Menschen noch schwerer macht, uns von den tatsächlichen Fakten zu überzeugen.

Die Gefahren des Confirmation Bias

Filterblasen und Confirmation Bias tragen dazu bei, dass wir die Realität nicht mehr richtig wahrnehmen (können). Das hat ganz unterschiedliche Auswirkungen. Zum einen nutzen Unternehmen den Confirmation Bias für ihr Marketing. Die technischen Möglichkeiten geben Unternehmen das nötige Rüstzeug an die Hand, um uns zu überwachen und auszuleuchten. Unsere Vorlieben und vor allem Überzeugungen sind ihnen bekannt. So ist es leichter, das Marketing exakt auf uns zuzuschneiden. Man setzt gezielt auf den Confirmation Bias und bewirbt Standpunkte, die wir ohnehin schon vertreten. Wenn wir glauben, dass das Zeichen „Made in Germany“ für hochwertige Produkte steht, die in Deutschland gefertigt werden, kann die Marketingabteilung ihre Werbung genau darauf abstimmen.

Nach und nach werden wir zu der Überzeugung gebracht, dass hochwertige Produkte auch mehr kosten – Qualität hat schließlich ihren Preis. So sind wir eher bereit, mehr Geld für ein deutsches Produkt auszugeben als für ein qualitativ vergleichbares Konkurrenzprodukt, das aus einem anderen Land kommt. Confirmation Bias kann uns also auch Geld kosten.

Das ist aber natürlich nicht alles. Insbesondere unsere Weltanschauung kann durch den Bestätigungsfehler beeinflusst werden. So kann es passieren, dass wir nach und nach zu Ansichten gedrängt werden, die wir ohne Confirmation Bias nicht vertreten würden. Viele Verschwörungserzählungen machen sich zum Beispiel den Bestätigungsfehler zu nutzen.

Maßnahmen gegen den Bestätigungsfehler

Wie bei anderen psychologischen Phänomenen gibt es auch bei der Vermeidung des Confirmation Bias nicht den einen Weg, der für alle Personen zielführend ist. Trotzdem haben sich unterschiedliche Vorgehensweisen bewährt, um sich gegen den Bestätigungsfehler zu wappnen:

  1. Möglichst viele unterschiedliche Meinungen: Gerade in den sozialen Netzwerken und generell im Internet spielt die Filterblase eine wichtige Rolle dabei, den Confirmation Bias zu befördern. Versuche daher so oft wie möglich, andere Meinungen zu lesen und einzubeziehen. Das gelingt zum Beispiel, indem du auch auf analoge Nachrichten wie gedruckte Zeitungen oder Magazine zurückgreifst. Im Netz kannst du zudem im Inkognito-Modus surfen. So werden deine persönlichen Vorlieben nicht ganz so umfangreich gesammelt und gespeichert und du bekommst gegebenenfalls eine etwas objektivere Sichtweise auf Zusammenhänge.
  2. Objektivität eigenständig anstreben: In diesem Zusammenhang solltest du dir immer klar machen, dass du Nachrichten, Meldungen und die Meinung anderer häufig auf der Grundlage deiner vielleicht schon vorgefertigten Meinung interpretierst. Versuche dir so oft wie möglich klar zu machen, dass du ständig vom Confirmation Bias beeinflusst wirst. Strenge dich im gleichen Zug an, Informationen auch auf andere Weise zu interpretieren. Das kann sogar echtes Gehirnjogging werden. Statt die Packung Lebkuchen, die du schon im August im Laden siehst, als Bestätigung für deine These zu betrachten, solltest du eine andere Erklärung dafür suchen. Was könnte ein Grund dafür sein, dass man schon Ende August Lebkuchen im Laden findet? War es vielleicht schon immer so, dir ist es aber bisher nicht aufgefallen? Suche möglichst viele Argumente für eine plausible gegenteilige Meinung. Das verhindert nicht nur, dass du dich zu stark vom Confirmation Bias beeinflussen lässt, es hilft dir auch generell in Diskussionen. Denn auf diese Weise lernst du, die Argumente der Gegenseite „vorherzusehen“ und kannst dich darauf einstellen.

Bildnachweis: 13_Phunkod / Shutterstock.com


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